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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Renata, habt mich wie eine Fliege gefangen.‹ Das war alles. Lojacono begriff vollkommen. Und befürchtete, Sie könnten irgendwie Vergeltung üben. Er ging ja sogar nach Bolivien, nachdem die Frau das ansehnliche Vermögen kassiert hatte.
      Das, lieber Ingegnere, ist alles, was ich von Ihrer tragischen Geschichte glaube verstanden zu haben. Ich habe zu niemandem ein Wort gesagt, vor allem nicht zu Preside Burgio.
      Ich bitte Sie nicht um eine Bestätigung meiner Vermutungen, die mir jedoch nicht aus der Luft gegriffen scheinen. Worum ich Sie bitte, ist nur eines: Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    NICHTS. Das war das einzige Wort in dem Telegramm, das der Commissario drei Tage später von Ingegnere Rocco Pennisi erhielt. Nichts. Und Montalbano fügte sich.

Montalbanos Arancini

      Den Anfang der Litanei oder Novene, oder wie man das auch nennen wollte, machte, am 27. Dezember, der Questore.
      »Montalbano, Sie verbringen Silvester natürlich mit Ihrer Livia, nicht wahr?«
      Nein, Silvester würde er nicht mit seiner Livia verbringen. Sie hatten einen fürchterlichen Streit gehabt, so einen gefährlichen, der mit dem Satz »Lass uns doch vernünftig miteinander reden« beginnt und unvermeidlich böse endet. Also würde der Commissario in Vigàta bleiben, während Livia mit Freunden aus dem Büro nach Viareggio fuhr. Der Questore merkte gleich, dass etwas nicht stimmte, und half Montalbano rasch aus der Verlegenheit.
      »Wenn nicht, würden wir uns sehr freuen, Sie bei uns zu haben. Meine Frau hat Sie schon so lange nicht mehr gesehen, sie fragt schon dauernd nach Ihnen.« Der Commissario wollte schon erfreut zu einem dankbaren »Ja« ansetzen, als der Questore fortfuhr: »Dottor Lattes kommt auch, seine Frau musste kurzfristig nach Meran, weil ihre Mamma sich nicht wohl fühlt.«
      Beim Gedanken an die Anwesenheit von Dottor Lattes, wegen seiner schleimigen Art »Lattes e mieles« genannt, fühlte Montalbano sich nicht wohl. Bestimmt würden sie während des Abendessens und danach von nichts anderem sprechen als von den »Problemen der öffentlichen Sicherheit in Italien«, wie man die langen Monologe von Dottor Lattes, dem Chef des Stabes im Polizeipräsidium, überschreiben konnte. »Leider habe ich schon...«
    Der Questore unterbrach ihn, er wusste ganz genau, wie Montalbano über Dottor Lattes dachte. »Aber wenn das nicht geht, dann könnten wir uns doch am Neujahrstag sehen.«
      »Da komme ich«, versprach der Commissario. Dann war Signora Clementina Vasile Cozzo an der Reihe.

      »Kommen Sie doch zu mir, wenn Sie nichts Besseres vorhaben. Mein Sohn, seine Frau und der Kleine werden auch da sein.«
      Und welche Rolle sollte er in dieser netten Familienrunde spielen? Schweren Herzens sagte er nein. Dann war Preside Burgio dran. Er fuhr mit seiner Frau nach Comitini, zu einem Neffen.

      »Das sind wirklich sympathische Leute. Schließen Sie sich uns doch an!«
      Sie konnten noch so sympathisch sein, er hatte keine Lust, sich anzuschließen. Vielleicht hatte der Preside das verkehrte Wort benutzt, wenn er »uns Gesellschaft leisten« gesagt hätte, hätte eine gewisse Chance bestanden. Erwartungsgemäß erklang die Litanei oder Novene, oder wie man das auch nennen wollte, auch im Kommissariat.

      »Willst du morgen, Silvester, mit mir kommen?«, fragte Mimi Augello, der von dem Streit mit Livia etwas ahnte.

      »Wo gehst du denn hin?«, fragte seinerseits Montalbano vorsichtig.
    Mimi, der nicht verheiratet war, würde ihn sicher entweder in ein lärmendes Haus von Freunden oder in ein anonymes, prätentiöses Restaurant mitnehmen, in dem es von Stimmen, Gelächter und voll aufgedrehter Musik dröhnte. Er aß am liebsten in aller Stille, ein solcher Lärm konnte ihm die Lust an jedem Gericht verderben, und wenn es der beste Koch der Welt zubereitet hatte. »Ich habe im Central Park reserviert«, antwortete Mimi. Er hatte es ja gewusst! Im Central Park! Ein riesiges Restaurant bei Fela mit lächerlichem Namen und lächerlicher Einrichtung, in dem man es geschafft hatte, ihn mit einem simplen Schnitzel und ein bisschen gekochtem Gemüse zu vergiften.
    Wortlos sah er seinen Vice an.
      »Schon gut, vergiss es«, beendete Augello das Gespräch und verließ das Zimmer. Doch gleich steckte er seinen Kopf wieder herein. »Du willst ja bloß allein essen.« Mimi hatte Recht. Er erinnerte sich, dass er einmal eine Erzählung gelesen hatte, sicher von einem Italiener, aber den

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