Die Nacht des einsamen Träumers.
Einbruch für den Achtundzwanzigsten nachts geplant.«
»Wo?«
»In einem Supermarkt«, sagte Pasquale und lachte jetzt Tränen.
Und Montalbano begriff den Grund für dieses Gelächter. »In demselben? Im Omnibus?«
Pasquale nickte, er erstickte fast vor Lachen. Der Commissario füllte sein Bierglas noch mal auf.
»Und jemand anderes ist euch zuvorgekommen?« Wieder ein Kopfnicken.
»Pasquale, du weißt, dass deine Lage ernst ist. Wer glaubt dir schon? Wenn du denen erzählst, mit wem du an dem Abend zusammen warst, lochen sie dich gnadenlos ein. Also hör mal! Ihr vier Gauner gebt euch gegenseitig ein Alibi! Das ist allerdings zum Totlachen!« Er ging wieder ins Haus und telefonierte noch mal. Kopfschüttelnd kam er auf die Veranda zurück.
»Weißt du, wen sie außer dir wegen dem Einbruch im Supermarkt suchen? Peppe Nasca, Cocò Bellìa und Tito Farruggia. Eure komplette Bande.«
»Madunnuzza santa!«, sagte Pasquale. »Und weißt du, was das Beste daran ist? Das Beste ist, dass deine Kumpel in den Knast wandern, weil du so blöd warst und deinen Geldbeutel ausgerechnet in diesem Supermarkt verloren hast. Als hättest du deine Unterschrift darunter gesetzt, da hättest du sie gleich verpfeifen können.«
»Wenn die geschnappt werden und erfahren warum, gibt's Prügel.«
»Nicht zu Unrecht«, sagte Montalbano. »Da kannst du dich auf was gefasst machen. Ich weiß von Fazio, dass Peppe Nasca schon im Kommissariat ist, Galluzzo hat ihn festgenommen.«
Pasquale legte seinen Kopf in die Hände. Als er ihn ansah, hatte Montalbano eine Idee, die sein Arancini-Gelage vielleicht retten konnte. Pasquale hörte ihn im Haus hantieren, Schubladen auf- und zumachen. »Komm her.«
Im Esszimmer erwartete ihn der Commissario mit Handschellen. Pasquale sah ihn verdattert an. »Ich wusste nicht mehr, wo ich sie hingetan hatte.«
»Was haben Sie denn vor?«
»Ich nehme dich fest, Pasquà.«
»Wieso denn?«
»Was heißt hier wieso? Du bist ein Einbrecher und ich ein Kommissar. Du wirst gesucht, und ich habe dich gefunden. Jetzt komm schon.«
»Commissario, Sie wissen ganz genau, dass Sie bei mir keine Handschellen brauchen.«
»Diesmal schon.«
Schicksalsergeben trat Pasquale zu ihm, und Montalbano legte ihm eine Handschelle um das linke Handgelenk. Dann zog er ihn hinter sich her ins Bad und schloss die andere Handschelle um das Rohr des Spülkastens. »Ich bin bald wieder da«, sagte der Commissario. »Wenn du pinkeln musst, kannst du das bequem tun.« Pasquale brachte kein Wort heraus.
»Habt ihr die Kripo informiert, dass wir Peppe Nasca festgenommen haben?«, fragte Montalbano, als er ins Büro kam.
»Sie haben zu mir gesagt, dass wir das nicht tun sollen, und ich hab's nicht getan«, antwortete Fazio.
»Schickt ihn in mein Zimmer.«
Peppe Nasca war um die vierzig und hatte eine riesige Nase. Montalbano bot ihm einen Stuhl an und gab ihm eine Zigarette.
»Sieht schlecht aus, Peppe. Für dich, Cocò Bellìa, Tito Farruggia und Pasquale Cirrinciò.«
»Wir waren's nicht.«
»Ich weiß.«
Peppe traute seinen Ohren nicht.
»Sieht trotzdem schlecht für euch aus. Und weißt du, warum der Kripo gar nichts anderes übrig blieb, als gegen eure Bande einen Haftbefehl zu erlassen? Weil Pasquale Cirrinciò seinen Geldbeutel im Supermarkt verloren hat.«
» Buttanazza della miseria!«, explodierte Peppe. Und stieß Verwünschungen aus, schimpfte und fluchte, was das Zeug hielt. Der Commissario wartete, bis er sich abreagiert hatte.
»Es kommt noch schlimmer«, sagte Montalbano dann. »Was kann denn noch schlimmer sein?«
»Dass eure Knastkollegen, sobald ihr im Gefängnis seid, euch auspfeifen und die Zunge rausstrecken werden. Ihr habt das Gesicht verloren. Ihr seid lächerlich, absolute Nullen. Ihr wandert in den Knast, obwohl ihr mit diesem Einbruch nichts zu tun habt. Ihr seid die klassischen Gehörnten und Geprügelten.«
Peppe Nasca war ein intelligenter Mann. Dass er es war, bewies er mit einer Frage.
»Und warum sind Sie überzeugt, dass wir vier es nicht waren?«
Der Commissario gab keine Antwort, er öffnete die linke Schreibtischschublade, nahm eine Hörkassette heraus und zeigte sie Peppe.
»Da, sieh mal. Das ist die Aufzeichnung eines Lauschangriffs.«
»Hat das was mit mir zu tun?«
»Ja. Sie wurde in deiner Wohnung gemacht, in der Nacht vom Siebenundzwanzigsten auf den
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