Die Nacht des einsamen Träumers.
wollte nicht zu der nahen Bar gebracht werden, in der sie sich getroffen hatten und wo sie ihren Wagen abgestellt hatte. Trällernd verließ sie das Haus. Madonna biniditta, was für eine Frau! Mit keiner Silbe hatte sie ihn gefragt, wozu er sie diesen gefährlichen Test hatte machen lassen, kein Wort, sie war einfach so: Wenn ein Freund, der wirklich ein Freund war, sie um einen Gefallen bat, tat sie ihn und damit Schluss. Wenn Livia an diesem Abend an Ingrids Stelle gewesen wäre, hätte er eine trockene Kehle bekommen, weil er so viel hätte antworten und erklären müssen.
Ganz plötzlich schlief er ein, er kam kaum mehr dazu, die Augen zu schließen, Obwohl der Morgen etwas kränkelte und die Sonne hin und wieder von den Wolken verdunkelt wurde, machte Montalbano auf seine Leute im Kommissariat einen gut gelaunten Eindruck.
»Schickt mir Dottor Augello, und stellt mir keine Gespräche durch.« Mimi kam angelaufen.
»Setz dich, Mimi, und hör zu. Angenommen, Pagnozzi wäre einfach so ge storben, an wen wäre dann das Erbe gegangen?«
»An seine Frau. Und ein paar Lire an seinen Sohn, sie vertrugen sich nicht.«
»Ist es eine große Erbschaft?«
»Es geht um Milliarden.«
»Und jetzt, wo die Frau auch tot ist, an wen geht sie da?«
»An Giacomino, den Sohn. Falls es kein anders lautendes Testament gibt.«
»Und? Gibt es eines?«
»Bisher ist keins aufgetaucht.«
»Ich glaube auch nicht, dass jemals eines auftauchen wird.«
»Warum fragst du mich das alles?«
»Weil ich eine Idee habe, die durch die Fakten gewissermaßen bestätigt ist. Ich sage dir, was ich denke, um den Rest kümmerst du dich.«
»Klar. Erzähl.«
»Signora, nennen wir sie mal so, Signora Stefania holt mit ihrem Mann den Wagen ab, den Parrinello überholt hat. Dann fahren sie in ihr Haus auf dem Land, um mit dem Maurer zu reden. Als der weggeht, verführt die Signora ihren Mann, sie gehen ins Schlafzimmer. Pagnozzi muss glücklich sein, ich glaube nicht, dass die beiden oft Sex miteinander hatten, wo sie, wie du gesagt hast, doch in ihren Stiefsohn verliebt war. Und weißt du, warum sie es gemacht hat, Mimi?«
»Sag du es.«
»Weil sie die Dunkelheit brauchte. Sie ziehen sich wieder an und machen sich auf den Weg nach Vigàta. Die Straße ist menschenleer. Vor der zweiten Kurve setzt sie ihren Mann außer Gefecht, ein Schlag auf den Kopf mit irgendetwas, wenn sie ihn nicht tötet, betäubt sie ihn. Sie fährt langsam auf den Abgrund zu, sie braucht nicht zu rasen, nur wir haben uns ein Auto mit hoher Geschwindigkeit vorgestellt, und als der BMW schon in der Luft hängt, versucht sie, die Tür zu öffnen und sich aus dem Wagen zu werfen.«
»Aber dann wäre sie auch gestorben!«
»Nein, Mimi, genau da täuscht ihr euch alle. Da ist zwar der Abgrund, aber es kommt erst noch eine Art Terrasse, die fünf, sechs Meter lang und zwei Meter tief ist. Die Signora hatte kalkuliert, dort im Fallen auszusteigen, während das Auto mit ihrem Mann ins Leere stürzte. Aber die Tür ging nicht auf, obwohl sie sich die Fingernägel abgebrochen hat, um sie aufzubekommen.«
»Was redest du da!«
»Dieses Detail, das bei der Obduktion herausgekommen ist, hat mich argwöhnisch gemacht. Warum hat sie nicht gebremst? Warum hat sie nur versucht, sich aus dem Wagen zuwerfen?«
»Bist du dir denn sicher?«
»Ich habe es Ingrid gestern Abend testen lassen.«
»Du spinnst wohl! Du hast das Leben der jungen Frau aufs Spiel gesetzt! Ihr seid verantwortungslos, alle beide!«
»Ach was! Gestern Nachmittag habe ich vier Eisenstangen und zwanzig Meter Seil gekauft, und vor dem Test haben Ingrid und ich den äußeren Rand der Terrasse eingezäunt. Und weißt du was? Ingrid lag ein gutes Stück vor dem Zaun auf dem Boden, Signora Stefania mit ihrem ganzen Sport und Survivaltraining hätte es sicher noch besser gemacht. Und wenn sie dann mit blauen Flecken und Hautabschürfungen vor uns gestanden hätte, umso besser: Die Verletzungen hätten ihre Schilderung untermauert. Nämlich dass sie einen Schwächeanfall gehabt und zu spät gemerkt habe, was passierte, dass sie die Tür geöffnet habe, und schon sei es geschehen. Und sie hätte Tränen vergossen über den tragischen Tod ihres armen Gatten. Um dann mit dem Mann ihres Herzens, dem allerliebsten Giacomino, die Erbschaft zu genießen.« Mimi Augello schwieg eine Weile, in seinem Hirn rumorte es, dann redete er schließlich.
»Deiner Meinung nach
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