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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sie?«
    »Na ja, ich hab sie nie gefragt. Aber ich schätze mal knapp
    dreißig.«
      »Mimi, Hand aufs Herz. Sei ehrlich: Warst du mir ihr im Bett?«

      »Na ja... weißt du... so eine hübsche junge Frau... Ich hab's versucht, aber keine Chance, sie war in Pagnozzi wirklich verliebt.«
      »Soll das ein Witz sein? Abgesehen von den dreißig Jahren Altersunterschied war Pagnozzi so hässlich, dass er sogar einen Massenmörder zu Tode erschreckt hätte!«
      »Ich rede nicht vom Vater Pagnozzi, sondern vom Sohn Pagnozzi.«
    Montalbano fiel aus allen Wolken. »Was erzählst du da?«
      »Die Wahrheit. Halb Vigàta wusste, dass Stefania und Giacomino, der Sohn aus erster Ehe und ebenfalls dreißig, ein Liebespaar waren. Was glaubst du wohl, warum sich Giacomino Sorgen gemacht hat, als sie nicht zurückkamen? Nicht wegen seinem Vater, der war ihm scheißegal, sondern wegen seiner Stiefmutter. Heute Nacht ist er in Ohnmacht gefallen, wie er ihre Leiche gesehen hat.«
    »Wusste ihr Mann denn von der Geschichte?«

    »Die Gehörnten erfahren es immer als Letzte.«
    »Lebt Giacomino bei seinem Vater?«
    »Nein, er lebt allein.« Dann sprachen sie von etwas anderem.

      Am folgenden Morgen rief Montalbano Mimi Augello zu sich, der tags zuvor den ganzen Nachmittag lang nicht im Büro gewesen war.
    »Komm rein, Mimi, und mach die Tür zu. Mimi, du weißt sehr gut, dass mich manches nicht kümmert, aber wenn du beschließt, dich im Büro nicht blicken zu lassen, sag mir wenigstens Bescheid.«
      »Salvo, von Fazio bis Catarella haben alle meine Handynummer! Ein Anruf, und ich komme.«
      »Mimi, du hast überhaupt nichts begriffen. Du musst zur Verfügung stehen, nicht ins Büro kommen, wenn du angerufen wirst, wie ein Klempner.«

      »Ist gut, entschuldige. Aber ich war mit dem Sachverständigen von der Versicherung unterwegs.«
    »Von welcher Versicherung, Mimi?«

      »Ach ja... Ich weiß gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht... Der von den Pagnozzis.«

    »Warum mischst du dich da ein? Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ja«, sagte Augello entschieden. »Erzähl schon.«
      »Wie du weißt, ist das Auto, ein BMW, nicht verbrannt, obwohl der Tank zum Zeitpunkt des Unfalls fast voll war. Im Handschuhfach lag die Quittung für eine Generalüberholung des BMW, vom selben Tag, an dem der Unfall war. Wir waren bei dem Mechaniker, Parrinello, du kennst ihn, er hat seine Werkstatt beim Elektrizitätswerk. Er hat gesagt, dass Giacomino ihm den Wagen gebracht hat...«
    »Hat er kein eigenes Auto?«

      »Doch, aber wenn er außerhalb von Vigàta unterwegs ist, leiht er sich das Autos seines Vaters. Er musste nach Palermo und hat es sich genommen. Auf der Rückfahrt, sagt er, hat er ein merkwürdiges Motorengeräusch gehört. Parrinello hat aber gesagt, dass das Auto an sich in Ordnung war, bloß unwichtiger Kleinkram. Stefania hat es gegen sechs wieder abgeholt. Sie war mit ihrem Mann dort.«
    »Weiß man, wo sie hinwollten?«

    »Ja. Giacomino hat es uns gesagt. Sie hatten einen Termin in ihrem Haus auf dem Land, ein paar Kilometer außerhalb von Vigàta, mit einem Maurer. Der hat das bestätigt, aber er ist nach etwa einer Stunde gegangen. Von dem Zeitpunkt bis zu ihrer Entdeckung weiß man nichts über sie. Aber es ist zu vermuten...«
    »Was sagt die Versicherung?«

      »Die können sich den Unfall nicht erklären. Der BMW muss geradeaus gefahren sein, anstatt der Kurve zu folgen, ist etwa hundert Meter weitergerollt und dann in den Abgrund gestürzt. Es gibt keine Bremsspuren. Da es bis vorgestern geregnet hat, sieht man deutlich, dass die Räder direkt auf den Abgrund zugesteuert sind.«
    »Vielleicht hatte die Signora einen Schwächeanfall.«

      »Soll das ein Witz sein? Die war doch dauernd im FitnessStudio. Sie war letztes Jahr sogar zu einem Survivaltraining in Nairobi.«

    »Was sagt Dottor Pasquano?«
      »Er hat sie beide obduziert. Er war für sein Alter in guter Verfassung. Sie – hat Pasquano gesagt – war eine perfekte Maschine. Sie hatten nichts gegessen und nichts getrunken. Sie hatten miteinander geschlafen.«

    »Wie bitte?!«
      »Das sagt Pasquano. Vielleicht hatten sie plötzlich Lust, als der Maurer gegangen war. Sie hatten ja ein komplettes Haus zur Verfügung. Das Handy haben sie ausgeschaltet. Als es schon dunkel war, vielleicht sind sie ja eingeschlafen, haben sie sich auf den Rückweg gemacht. Und dann ist das passiert. Das könnte eine Erklärung sein, die

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