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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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und zu Jordans Verdruss trug ihres einen Damensattel. Das Zentrum der Satyr-Ländereien erhob sich hinter dem Castello, so dass sie bergan reiten müssten. Aber Jordan war eine gute Reiterin und hoffte, die Strecke bis zu den Weingärten unfallfrei zu überstehen.
    Sie lockerte ihren Kragen und fächelte sich Luft zu, als sie ritten. »Es ist warm für September.«
    Sein Blick wanderte sofort zu dem winzigen Stück Ausschnitt, das sie entblößt hatte, und sie sah, wie er seine Zügel fester packte. »Ihr werdet feststellen, dass das Klima auf unserem Anwesen das ganze Jahr über gemäßigter ist als außerhalb der Mauern.«
    »Wie kann das sein?«
    Er zuckte nur mit den Schultern und trieb seinen Hengst an. »Dazu bedürfte es einer ausführlichen Erklärung.«
    »Ich bin durchaus gewillt, auch über längere Zeit zuzuhören«, gab Jordan zurück, die ihn mühelos einholte.
    »Sagen wir, dass die exakte Abstimmung von Vegetation und Boden ein ziemlich konstantes Klima fördert. Weder ist es im Sommer zu heiß noch im Winter zu kalt. Meine Vorfahren entdeckten dieses Hügelanwesen und zogen eine Mauer um das Gelände, um sich zu schützen. Wenn der Winter kommt und Ihr keinen Mantel benötigt, dürftet Ihr es ihnen danken.«
    »Erstaunlich! So gemäßigt ist es hier?«, fragte sie.
    Er nickte.
    Sie umrundeten eine Hügelspitze, und Jordan sah die schimmernden Türme eines zweiten Anwesens in der einen und die dunkleren Zinnen eines dritten Gutes in der anderen Richtung.
    »Von hier aus seht Ihr die Häuser meiner Brüder«, erklärte Raine.
    Jordan beschirmte ihre Augen mit der Hand und schaute von einem zum anderen. »Welcher lebt wo?«
    »Mein jüngster Bruder Lyon wohnt dort«, antwortete Raine und zeigte zum ersten Anwesen. »Und in dem dunkleren Gemäuer lebt Nick, mein ältester Bruder.«
    »Wie weit sind sie entfernt? Die dichten Wälder dazwischen machen es schwer, die Distanz einzuschätzen.«
    »An der Außenmauer entlang ist es jeweils ein halbstündiger Ritt.«
    »Sind ihre Häuser genauso wie Eures?«
    »Ähnlich, würde ich schätzen, obgleich sie sich in der Architektur unterscheiden, wie Ihr selbst aus dieser Entfernung sehen könnt. Aber jedes besteht aus einem Haupthaus, das von großen Gärten und Ländereien umgeben ist, die sich mit den Bäumen des alten Waldes vermischen. Der Wald wiederum umgibt die abfallenden Hügel der Weinberge, die sich im Mittelpunkt unserer Ländereien befinden.«
    Den Rest erzählte er ihr nicht: dass dieses uralte Gelände zu einem bestimmten Zweck von seinen Vorfahren ausgewählt worden war – um als heilige Verbindung zwischen Anderwelt und Erdenwelt zu dienen. Dass ein Portal zwischen beiden Welten auf dem Grund verborgen war. Oder dass in den vergangenen Jahrhunderten viele Satyre hier gelebt hatten, die das Portal schützten. Heute waren sie nur noch drei.
    »Ihr macht also Wein, wie Ihr sagtet«, spornte Jordan ihn zu weiteren Ausführungen an, als sie in die Weinberge ritten.
    »Mhm.«
    »Wie genau stellt man eigentlich Wein her?«, fragte sie und wedelte eine Biene weg.
    Raine warf ihr einen solch verdutzten Blick zu, dass sie lachte und sich sofort verteidigte. »Ich stamme aus der Stadt! Mit derlei Dingen kenne ich mich nicht aus.«
    »Das werdet Ihr bald lernen. Die Arbeit mit den Reben ist ein fester Bestandteil unseres Lebens hier.«
    An einer Pergola aus knorrigen Ligusterranken, die einen Steinweg in den Weinberg überdachte, stiegen sie von ihren Pferden. Bei jedem Arbeiter, an dem sie vorbeikamen, erklärte Raine ihr, was er gerade tat und wozu es diente.
    Als sie auf einem Hügelkamm Rast machten, beschattete Jordan sich wieder die Augen, um die endlosen Rebenreihen zu betrachten, die sich einem Flickenteppich gleich unter ihr erstreckten.
    »Die Außenmauern unseres Anwesens umschließen zweitausend Morgen Wald sowie Obst- und Olivenhaine. Wir haben achthundert bebaute Morgen, von denen gegenwärtig allerdings nur vierhundert kultiviert werden. Und von diesen vierhundert sind nur dreihundert mit Reben bepflanzt. Auf dem Rest bauen wir Früchte und Oliven an.«
    »Darf ich eine Traube kosten?«, erkundigte sie sich. Da sie seiner Zustimmung bereits sicher war, schlenderte sie voraus, eine der Rebenreihen entlang.
    »Ich denke, die können wir entbehren«, antwortete Raine geistesabwesend, der zum angrenzenden Hügel hinüberschaute, denn er hatte gewittert, dass sein jüngerer Bruder sich näherte. Lyon kam zu Pferd den Pfad hinaus, begleitet von

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