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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Tieren seiner Menagerie – zweien seiner kostbaren Panther, dem Geruch nach zu urteilen.
    Kurz darauf war sein Bruder auch zu sehen, brachte sein Pferd zum Stehen und blickte finster auf Raine hinab. »Wieso suchst du nicht mehr in Venedig? Verdammt, Raine! Du weißt, dass ich nicht nach Paris kann, um nach meiner zu forschen, bis du nicht …«
    »Ich habe sie gefunden«, unterbrach Raine ihn.
    »Was?!« Lyon hob überrascht den Kopf. »Du hast sie? Wo ist sie?«
    »Benutze ausnahmsweise einmal deine Nase«, entgegnete Raine gereizt. »Kannst du sie nicht riechen?«
    Von seiner erhöhten Position im Sattel aus hatte Lyon Jordan schon erspäht, denn sie kam wieder zu Raine zurück. Seine goldenen Augen musterten sie von oben bis unten. »Sehr hübsch, Bruder!«
    Raine biss die Zähne zusammen.
    Was Lyon gar nicht bemerkte, denn er stieg von seinem Pferd und wies es flüsternd an, sich nicht von der Stelle zu rühren, ehe er sich wieder seinem Bruder zuwandte. »Jane wird euch unbedingt besuchen wollen, wenn sie erfährt, dass deine Braut angekommen ist.«
    »Wer ist Jane?«, wollte Jordan wissen, die nun bei ihnen war.
    »Wir sind nicht vermählt«, sagte Raine gleichzeitig.
    »Nicht vermählt?« Lyon zog grimmig seine Brauen zusammen.
    »Halt dich da raus, Bruder!«, befahl Raine ihm warnend. »Und jetzt mache ich mich auf den Weg. Ich bin eben erst zurück und will mir anschauen, wie weit die anderen Weine sind.«
    »
Wir
machen uns auf den Weg«, korrigierte Jordan ihn bestimmt.
    Zuversichtlich, dass sie sich seinen Plänen ebenso bereitwillig fügen würde wie jede andere Frau, der er bisher begegnet war, warf Lyon ihr ein gewinnendes Lächeln zu und nahm ihren Arm. »Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch auf Eurer ersten Besichtigung der Weinberge begleite? Bei dieser Gelegenheit könnten wir uns gleich miteinander bekannt machen.«
    »Sehr gern«, stimmte Jordan zu, die ihre Röcke von den neugierigen Nasen seiner übergroßen Katzen wegzog. »Dann dürft Ihr mir verraten, wer Jane ist und welcher Bruder Ihr seid. Und Ihr dürft mir überdies verraten, ob Eure Tiere mich als Imbiss vorgesehen haben oder nicht.«
    »Hast du nichts anderes, worum du dich kümmern solltest, kleiner Bruder?«, fragte Raine spitz. »In Paris?«
    »Das hat noch Zeit«, erwiderte Lyon gelassen, dem es plötzlich nicht mehr so eilig schien, sich auf die Suche nach der ihm bestimmten Braut zu begeben.
    Verärgert folgte Raine den beiden die breiten Stufen hinunter, die zu einem anderen Hang führten, und hörte mit an, wie Lyon Jordan mit seinem geballten Charme attackierte. Er war sich gar nicht gewahr gewesen, wie viel Freude es ihm bereitete, ihr sein Anwesen zu zeigen, bis sein Bruder aufgekreuzt war und diese Aufgabe dreist an sich gerissen hatte.
    »Deine vierbeinigen Heuschrecken vergreifen sich schon wieder an den Trauben«, knurrte Raine, als Lyons Großkatzen sich an den Reben bedienten. »Kannst du sie bitte in deine Weinberge schicken?«
    »Liber! Ceres! Die sind nicht für euch!«, rügte Lyon die beiden und schob ihre glatten schwarzen Nasen von den Reben weg. »Ihr habt eure eigenen. Und jetzt husch!« Brav trollten die beiden Panther sich in einen großen umzäunten Obstgarten mit Feigenbäumen und wildem Wein, an dem schwere Trauben hingen.
    Nachdem die Tiere fort waren, schlenderten die drei über einen neuen Rebenhang und danach noch über weitere. Auf dem Weg nahm Raine immer wieder Trauben auf, sah sie sich prüfend an und probierte hier und da eine. Gelegentlich bot er Lyon eine an, und sie diskutierten ausführlich über die Qualität, wobei sie Ausdrücke wie »adstringierend« oder »rauchig« verwandten. Auch Jordan ließ Raine kosten, und sie tat es gern, obgleich die Nuancen viel zu fein waren, als dass sie sie hätte unterscheiden können.
    Beide Brüder sprachen zwischendurch mit den Rebenschneidern, Pflückern und anderen schwarzgekleideten Arbeitern. Wie Jordan erkannte, betrieben die beiden den Weinbau aus Leidenschaft, und die Arbeiter gaben viel auf ihre Meinung.
    Zeitweilig war Raine so in seine Arbeit vertieft, dass er Lyon und sie ganz zu vergessen schien. Es war offensichtlich, dass er in seinem Element war und es genoss, wieder auf seinem Grund und Boden zu sein.
    Was Jordan ihm nicht verdenken konnte, denn es war unglaublich schön hier: friedlich und frisch, fernab vom Lärm und Schmutz Venedigs.
    »Die Lese hat gerade begonnen. Danach folgt das Pressen, das sich über mehrere Wochen

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