Die Nacht des Satyrs
»Das Abendessen wird um sieben serviert. Bis dahin steht es Euch frei, alles zu tun, was Euch beliebt.« Mit diesen Worten ging er ins Nebenzimmer und schloss die Tür hinter sich mit einem ziemlich endgültig anmutenden Schwung.
Er wollte fraglos allein sein. Nur war Jordan es leid, ihrer melancholischen Grübelei überlassen zu werden. Sie wollte heute Abend nicht über den Tod ihrer Mutter nachdenken. Sie brauchte Gesellschaft, vorzugsweise die von Raines Körper an ihrem, der sie alles andere vergessen machte.
Daher beschloss sie, seine Grenzen auszutarieren, ging zu seiner Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Als sie hineinlugte, sah er ihr direkt in die Augen.
Sein Blick traf sie wie ein Hieb, und er verharrte mitten in der Bewegung. Er war gerade im Begriff, sich das Hemd auszuziehen, so dass er nun mit vor dem Bauch verschränkten Armen dastand, in beiden Händen den Stoff seines Leinenhemds.
»Diese Tür wurde aus einem bestimmten Grund geschlossen«, ließ er verlauten.
Jordan ignorierte die schroffe Bemerkung, ging ins Zimmer, setzte sich auf sein Bett und lehnte sich in seine Kissen zurück. »Achtet gar nicht auf mich. Bitte, fahrt fort!«
Nun sanken seine Arme hinunter und er runzelte die Stirn. »Braucht Ihr etwas?«
»Ich brauche den Anblick von mehr Haut. Also bitte, fahrt fort, Euch zu entkleiden!«
»Ich bin keine Karnevalsvorführung, die Eurer Unterhaltung dient.«
»Nein.« Sie erhob sich vom Bett und schritt auf ihn zu. »Nein, Ihr seid ein wunderschöner Mann. Und ich möchte mehr von Euch sehen.« Sie küsste ihn in den v-förmigen Ausschnitt seines offenen Hemdes. »Und mehr von Euch schmecken.«
»Euch berühren«, sprach sie weiter und glitt unter das Leinen, um seine Taille zu umfassen.
»Ich möchte eine lustvolle Begegnung mit Euch in Eurem großen schönen Bett.«
Sie ließ ihre Hand zu der festen Wölbung seines Glieds unter dem dichten Hosenstoff wandern. »Und ich möchte fühlen, wie dieser Teil von Euch in mir kommt, genau wie letzte Nacht und all die Nächte davor.« Während sie sein geschwollenes Glied vollständig umfing, fragte sie leise und verführerisch: »Erinnert Ihr Euch?«
Oh ja, er erinnerte sich sehr wohl! Raine, der in dem Ruf stand, unwillkommene Avancen und Gespräche mit unmissverständlicher Schroffheit abzuweisen, war sprachlos ob des wilden Verlangens, sie zu packen und zu nehmen, bis sie von Sinnen war. Wie von selbst fassten seine Hände ihre Taille. Mit Leichtigkeit könnte er ihre Röcke hochziehen, seine Hose ein Stück hinunterschieben; sie ein klein wenig anheben, und binnen Sekunden wäre er in ihr.
Obwohl er auf der Reise jede Nacht getrennte Schlafgemächer für sie angemietet hatte, hatte er es nicht geschafft, sich auch nur einen Abend lang nach dem Essen von ihr fernzuhalten. Nacht für Nacht hatte er sie auf dieselbe Weise wie in Venedig unter sich gezogen. Aber zumindest war es ihm gelungen, sie hinterher zu verlassen, was er allein schon deshalb tat, um sich zu beweisen, dass er es konnte.
Und dennoch, als er ihr Bett in der letzten Nacht ihrer Reise verließ, war sein Begehren noch so stark gewesen, dass er in sein Zimmer zurückging und sich Nebelnymphen heraufbeschwor. Mit ihnen trieb er es, bis er erschöpft genug war, um nicht erneut zu Jordan zu wollen.
Heute Nacht wäre Vollmond, und die Spannung in seinem Innern steigerte sich, je näher die Abenddämmerung rückte. Mit dem Aufgehen des Mondes würde auch Raines verzweifeltes Verlangen zunehmen, mit Jordans Leib eins zu werden.
Nachdenklich strich er ihr über das Haar. Er wusste nicht, wie er seinen Schwanz davon abhalten sollte, nach ihr zu verlangen, ja, sie zu brauchen. Sie zu begehren war eine Sache. Sie zu brauchen jedoch war inakzeptabel. Er hatte sich geschworen, die Nähe zu ihr zu begrenzen, wenn sie hier ankamen. Weiterhin würde er sich nur einmal pro Nacht mit ihr paaren.
Ihr Daumen hatte die Kerbe unterhalb seiner Eichel gefunden.
Nun, vielleicht zweimal, dachte er. Nein, einmal, verdammt! Was war mit ihm los? Wann war er so schwach geworden?
Gewöhnlich konnte er selbst dem Akt mit Nebelnymphen über Tage, gar über Wochen entsagen. Es lag an dem nahenden Vollmond. Er würde Jordan zu gern mit einem Zauber belegen und sie heute Nacht mit in die Klamm nehmen, auf dass sie den Ruf mit ihm gemeinsam erlebte, könnte er sich nur sicher sein, seinen Samen zurückzuhalten. Aber so ärgerlich es war, musste er zugeben, dass er sich selbst nicht traute. Er
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