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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Nymphe, deren Spitze er mit seinem Daumen rieb. Mit der anderen streichelte er beiläufig den Leib einer anderen Dienerin, die ihrerseits scheu seine geschwollenen Hoden umfasste. Gleich über ihrer Hand erhob sich das gigantische Glied des Weingottes in einem eindeutig lustbereiten Winkel. Größe und Pracht des Penis waren schier verblüffend.
    »Gütiger!«, hauchte Jordan. Angesichts der Strenge der Gebäude und Gartenanlagen nahm sich diese Skulptur umso verwegener aus.
    »Der Brunnen war schon hier, als ich das Haus erbte«, sagte Raine knapp. Seine hohen Wangenknochen waren gerötet. Jordan musste lächeln, weil er es für nötig erachtete, sich zu verteidigen, glaubte allerdings, dass dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, ihn deshalb zu necken.
    »Dies ist kein Haus. Es ist eine Burg«, erwiderte sie.
    Während der sechstägigen Reise, die unter anderem eine schwierige Durchquerung Bolognas beinhaltete, hatten sie zwangsläufig in zahlreichen Gasthöfen absteigen müssen. In jedem hatte Raine ihnen getrennte Zimmer reserviert und dafür gesorgt, dass Jordan Bücher und Handarbeiten bekam, um sich zu beschäftigen. Es war äußerst rücksichtsvoll von ihm, und sie freute sich über die Maßen, denn diese kleinen Gaben bestätigten ihr, dass er sie als Frau ansah.
    Jeden Abend nach dem Essen hatte er sie in ihren Gemächern besucht und sie zu einer raschen Vereinigung in ihr Bett entführt. Jedes Mal war sie vorbereitet gewesen, hatte ihren Phallus hochgebunden und unter ihrem Hemdchen versteckt. Raine blieb den Regeln treu, die Jordan in Venedig aufgestellt hatte, nahm sie ausschließlich von hinten und ließ sie allein, nachdem sie beide einmal zum Höhepunkt gekommen waren.
    Tagsüber ritt er neben der Kutsche her, bei Sonne und Regen, und hielt sich von ihr fern. Keine Berührung, kein Kuss, obgleich sie von Zeit zu Zeit die Wölbung seiner Hose gesehen hatte und wusste, dass er sie begehrte. Warum er seinem Verlangen nicht häufiger nachgegeben hatte, konnte sie nicht sagen. Sie hatte ihm durchaus deutlich zu verstehen gegeben, dass sie zu allem bereit wäre – innerhalb gewisser Grenzen. Dennoch hatte er Dutzende Wege gefunden, sie zu meiden. Aber nun, da sie auf seinem Anwesen angekommen waren, hatte sie ihn für sich.
    Ohne auf eine Einladung zu warten, lief sie die breite Treppe hinauf, die zu dem zweigeschossigen Eingang mit Spitzgiebel führte. Ein elegant livrierter Diener öffnete ihr die hohe Bogentür, und Jordan trat über die Schwelle.
    Drinnen begrüßte eine grandiose Treppe aus Marmor und Gold sie, die sich die zwei Etagen zum Hauptturm emporwand. Diele und vorderer Salon wiesen eine perfekte Balance zwischen Strenge und Opulenz auf. Leider hatte Jordan kaum Zeit, die eleganten Fresken, Kassettendecken, persischen Teppiche oder Gobelins zu bewundern, denn Raine bugsierte sie mit einer Eile nach oben, die seine Bediensteten erstaunte. Endlich, dachte Jordan. Er würde sie in seine Gemächer bringen und dort lange, ausgiebig lieben. Offensichtlich konnte er es gar nicht erwarten – und sie ebenfalls nicht.
    Wie sie bereits geahnt hatte, führte er sie schnell zu einem Schlafgemach. Es war frisch gelüftet und alles für sie vorbereitet worden, weil Raine von unterwegs einen Boten mit entsprechenden Anweisungen geschickt hatte. »Ist es Euch genehm?«, wollte er wissen, sobald sie drinnen waren.
    Jordan drehte sich einmal um die eigene Achse, dass ihre Röcke aufschwangen. Das Zimmer war in matten Farn- und Pfirsichtönen gehalten, mit einer schlichten Blättergirlande als Bordüre oben an den Wänden. Ein bauschiges weißes Gazenetz reichte von einem Ring an der Decke über alle vier Pfosten des großen Mahagonibettes bis zum Boden. Ein Sekretär, ein Frisiertisch, eine Truhe, eine Couch, zwei Schränke, Stühle sowie mehrere Amphoren mit frischen Blumen rundeten die Einrichtung ab.
    »Ob es genehm ist?«, fragte sie verwundert. Nachdem sie neunzehn Jahre lang inmitten Unmengen von Nymphen- und Feenfiguren gelebt hatte, die ihre Mutter so sehr mochte, war sie begeistert von der geschmackvollen Zurückhaltung, die hier bewiesen wurde. »Habt Ihr Euren Verstand verloren? Natürlich ist es das! Dieses Schlafgemach ist mindestens doppelt so groß wie mein …« Beinahe hätte sie gesagt, ihr Schlafzimmer im Haus ihrer Mutter in Venedig. Aber sie konnte sich gerade noch davon abhalten und hörte auf, sich im Kreis zu drehen.
    »Ich bin froh, dass es Eure Zustimmung findet«, sagte Raine.

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