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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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vergaß, Raines herausragendste Eigenschaft zu erwähnen – vorauszuahnen, wenn jemand kommt«, verkündete Lyon.
    Einen Moment später kündigten Hufschläge den Bruder an, von dem Raine gesprochen hatte. Als er sie sah, lenkte er sein Pferd in ihre Richtung.
    »Jordan, darf ich vorstellen: Nick, unser ältester Bruder«, machte Lyon sie bekannt, sobald Nick bei ihnen war. Er stieg vom Pferd und betrachtete Jordan neugierig, die ihn gleichfalls musterte.
    Alle drei Brüder waren groß, muskulös und unglaublich gutaussehend. Dennoch gab es deutliche Unterschiede zwischen ihnen. Während der silberäugige Raine distanziert und auf steife Weise höflich war und sein jüngerer Bruder mit den goldenen Augen ein Vollblutcharmeur, war dieser älteste Satyr mit seinen blauen Augen und dem rabenschwarzen Haar beinahe zu imposant.
    »Nick, das ist Jordan«, informierte Lyon ihn mit einer Handbewegung in ihre Richtung. »Eine neue
Bekannte
von Raine, die heute mit ihm aus
Venedig
anreiste.«
    Jordan spürte, dass zwischen dem Herrentrio eine stumme Verständigung stattfand, allerdings begriff sie nicht, warum Lyon die Worte
Bekannte
und
Venedig
so auffallend betonte.
    Ein Funkeln blitzte in Nicks Augen auf, als er ihre Hand nahm und sie küsste. »Jede neue
Bekanntschaft
Raines aus
Venedig
ist auf dem Weingut Satyr höchst willkommen. Ich hoffe, Ihr plant einen längeren Aufenthalt bei uns.«
    Sie wurde rot und zog ihre Hand zurück. »Ich plante eher einen kurzen Besuch.«
    Raines Brüder sahen ihn an, als erwarteten sie, dass er auf der Stelle widersprach. Da er schwieg, sprang Nick in die Bresche.
    »Dann müssen wir uns bemühen, Euch so gut zu unterhalten, dass Ihr beschließt, uns sehr lange zu beehren. Eine örtliche Feier zum Erntebeginn findet in zwei Tagen auf dem Hügel gleich jenseits unseres Gutes statt. Hatten meine Brüder Euch davon erzählt?«
    Sie verneinte stumm.
    »Es ist das erste einer ganzen Reihe von Weinlesefesten in dieser Jahreszeit«, erläuterte Lyon.
    Als sie zu ihren Pferden zurückgingen, spürte Jordan, wie etwas zwischen den drei Brüdern in der Luft schwirrte: Fragen, die ihretwegen unausgesprochen blieben und die sofort fallen würden, wenn sie unter sich waren. Solange sie jedoch in Hörweite war, wählten sie andere Themen.
    »Was war mit dem Vortrag?«, wollte Nick wissen. Zwar redete er mit Raine, aber seine Augen verharrten auf Jordan.
    »Reine Zeitverschwendung. Es wurden keine Fortschritte gemacht«, antwortete Raine.
    »Welcher Vortrag?« Jordan wollte sich nicht ausschließen lassen.
    Etwas in Raines Blick veränderte sich, als er ihr aufs Pferd half. »An dem Abend, als wir uns begegneten, kam ich gerade von einem Vortrag an der Riva del Vin in Venedig«, berichtete er, nachdem sie bereits ein ganzes Stück geritten waren. »Es ging um den Weinbau.«
    »Erzählt mir davon!«, forderte sie ihn auf und betrachtete ihn misstrauisch. Bisher war sie gar nicht auf die Idee gekommen, sich zu fragen, was er an jenem Abend in Venedig gemacht hatte. Das Theater, in dem sie vorgeführt worden war, lag auf derselben Brückenseite wie die Riva del Vin. »Was war das Thema?«
    »Eine Krankheit, die Weinstöcke in ganz Europa befallen hat«, antwortete Nick.
    »Was für eine Krankheit?«
    »Phylloxera«, kam von Lyon.
    Für den Rest des Heimritts und einen Großteil des Abendessens beschäftigte sie einzig der Lausbefall. Sie nahmen ein klassisch toskanisches Mahl ein, bestehend aus Brot, Olivenöl, gebratenem Fleisch, Pilzen, Gemüse, Käse und Wein. Alles wurde auf die typisch lässige Weise konsumiert. Aber kaum war das Essen vorbei, schienen die Männer es eilig zu haben, Jordan loszuwerden.
    »Lyon reist morgen nach Paris ab«, erklärte Nick ihr. »Ihr verzeiht hoffentlich, wenn wir vorher noch einiges Geschäftliche mit Raine besprechen.«
    Sie hatte keine andere Wahl, als zuzustimmen.
    Als sie sich zurückziehen wollte, blickte Lyon aus dem Fenster und beäugte den Himmel kritisch. »Es kommt Regen auf. Vielleicht sollte ich meine Reise verschieben.«
    Obwohl die Dämmerung eben erst einsetzte, konnte Jordan bereits die ersten Sterne am klaren Himmel funkeln sehen. Sein Einwand war offenbar eher einem Widerwillen geschuldet als dem Wetter.
    »Hast du vergessen, wie dringend deine Pflichten dort nach dir verlangen? Ich würde meinen, die Nachricht, die wir vor einigen Monaten erhielten, hätte hinlänglich klargemacht, dass die Zeit ein entscheidender Faktor ist.«
    Lyon seufzte

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