Die Nacht des Satyrs
Duft wahr. Die Luft um ihn herum war von einem Moment zum nächsten von dem Geruch männlichen Verlangens erfüllt. Als er sich umdrehte, sah er ein halbes Dutzend Männer, die an der Tür standen und die beiden Treterinnen interessiert beobachteten. Nein, sie beobachteten einzig Jordan. Und, nein, sie beobachteten sie nicht – sie verschlangen sie buchstäblich mit ihren Blicken.
Als er wieder zu Jordan schaute, erkannte er, was diese Männer sahen: Sie trug keine Unterwäsche unter ihren Röcken. Was Frauen selten taten, nur dass ihre Kleider gewöhnlich bis zum Boden reichten und keine Gefahr bestand, dass irgendein Mann einen Blick auf die Schätze darunter erhaschte.
Bei ihrem wilden Gestampfe jedoch bestand sehr wohl die Chance, dass Jordans geraffte Röcke versehentlich mehr freigaben, als sie sollten. Diese Vorführung grenzte nun wahrlich an Unanständigkeit!
Ausgerechnet in diesem Moment leckte Jordan sich Traubensaft von den Fingern, und als Signora Tutti ihr eine scherzhafte Anweisung gab, warf sie den Kopf in den Nacken und lachte, so dass alle ihren wunderschönen Hals bewundern durften.
Die anderen Männer traten von einem Fuß auf den anderen, denn sie alle begehrten sie. Und sie wollten nicht allein ihren Körper, sondern auch die Freude, die sie ihnen geben konnte. So wie Raine.
»Jordan!«, rief er ihr zu und bedeutete ihr, aus dem Becken zu steigen. »Kommt! Ihr lockt noch Fruchtfliegen an, wenn Ihr so weitermacht.«
Sie schmollte. »Nein, noch nicht! Ich werde gerade richtig gut. Ihr sorgt Euch doch bloß, dass Ihr mich bald für meine Arbeit entlohnen müsstet. Stimmt es nicht, Signore Lutz?«
Als der Vorarbeiter nicht antwortete, schaute sie fragend zu ihm hinüber. Er blinzelte, und ein verzückter Ausdruck stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Signore Lutz!«, knurrte Raine.
Nun richtete der Vorarbeiter sich kerzengerade auf und räusperte sich. Ihm entging Raines finstere Miene nicht. Hastig rieb er sich über das Gesicht, als wollte er alle Spuren beseitigen, die sein Interesse an der Frau seines Arbeitgebers dort hinterlassen hatte. Dann tippte er sich an den Hut. »Ja, Signorina, da habt Ihr gewiss recht.«
Raine nahm ihren Schal, trat an den Rand des Holzbottichs und ruckte einmal an dem Stofftuch, um ihr wortlos zu bedeuten, dass sie zu ihm kommen und sich bedecken sollte.
Leider grinste sie bloß frech. »Nein, kommt Ihr zu mir! Mit Euren großen Füßen könnt Ihr sicher doppelt so gut Traubentreten wie ich.«
Signora Tutti kicherte und beäugte die Szene vom benachbarten Maischbecken aus.
»Denkt Ihr, ich würde es nicht?«, fragte er.
»Und Euch das schneeweiße Hemd besudeln?«, neckte Jordan ihn. »Eure Hose ruinieren? Ich
weiß
, dass Ihr es nicht würdet.«
Raine wandte sich zum Vorarbeiter. »Schickt Eure Leute nach Hause, Signore Lutz! Ich würde gern mit der Signorina allein sein.«
Der Vorarbeiter klatschte in die Hände und scheuchte alle aus dem Raum. »Ihr habt Signore Satyr gehört. Geht! Alle!«
Mit einem vielsagenden Augenzwinkern zu Jordan stieg Signora Tutti aus ihrem Bottich und huschte hinter den anderen her nach draußen.
Als sie allein waren, verriegelte Raine die Tür mit einem Zauber. Dann fing er an, sich zu entkleiden.
»Was tut Ihr? Aber Ihr seid nicht gebadet!«, protestierte Jordan, die beide Hände erhob, als wollte sie ihn aufhalten. »Signora Tutti hat Jane und mir die Beine und Füße geschrubbt, bis sie rot waren, ehe wir in die Bottiche durften.«
Er beachtete sie gar nicht, während er sich zuerst die Stiefel, dann das Hemd und schließlich die Hose auszog.
Dann griff er mit einer Hand nach den Tauen über dem Bottich und schwang sich hinein. Drinnen tauchte er bis zu den Hüften in den Traubensaft. Als er sich wieder hinstellte, rann rotblauer Saft an ihm herab, lief ihm über die Hüften, die Schenkel, die Hoden und den Schaft.
Währenddessen musterte er Jordan mit gierigem Blick. Sie stand am anderen Ende des Beckens, und ihre Augen verdunkelten sich, sowie sie begriff, was er vorhatte.
Saft schwappte in Wellen auf und über die Bottichränder, als er mit großen Schritten auf sie zuging. Bei jedem Schritt quoll ihm saftiger Trester zwischen den Zehen hindurch.
»Was tut Ihr denn?!«, fragte sie ängstlich.
Doch er kam stumm näher, bis sie zwischen ihm und dem Bottichrand gefangen war. Sie fasste seine Hüften, um ihn ein wenig auf Abstand zu halten.
Ruhig blieb er vor ihr stehen. Noch berührte er sie nicht.
»Lüpft
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