Die Nacht des Satyrs
Mädchen zurück. Es sah ihn mit großen Augen an und wich verwundert zurück. Als sie fortgingen, flüsterten die beiden jungen Frauen miteinander und drehten sich mehrmals unsicher zu ihm um. Zweifellos hatten sie die Gerüchte gehört, die seine erste Frau über ihn verbreitet hatte. Und das wiederum stellte eine sehr passende Erinnerung an all die Gründe dar, aus denen er sich in Jordans Nähe unbedingt beherrschen sollte.
»Du nährst ihr Misstrauen bloß, indem du dich so abweisend gibst«, bemerkte Nick.
Raine rollte seine Schultern. Nicks Sorge belastete ihn. »Für einen Nachmittag waren das genügend Ratschläge von dir. Warum gehst du nicht deine Frau suchen und erteilst ihr ein paar?«
»Eine hervorragende Idee! Mich würde nicht wundern, wenn wir sie mit deiner Jordan bei den Maischbecken finden.«
Dem ausgelassenen Lachen folgend, machten sie sich auf den Weg zu einem der kleineren Maischräume. Drinnen waren drei Frauen dabei, die Trauben in drei riesigen Holzwannen zu treten. Mit einem Durchmesser von gut drei Metern und aus dicken Eichendauben gefertigt, waren die Maischbecken hüfthoch, und die Trauben in ihnen reichten den Frauen bis über die Knie.
Jordans und Janes Hüte, Schals und Schuhe standen auf einem Tisch an der Seite, und sie wurden in der Kunst des Traubentretens unterwiesen. Glitschend und rutschend bemühten beide sich nach Kräften, den geschmeidig rollenden Rhythmus ihrer Lehrerin zu imitieren, der kecken und erfahrenen Signora Tutti. Sie spornte die beiden an, indem sie ihnen mal Anweisungen gab, mal sie lautstark ermunterte.
Jane achtete sehr darauf, alles genau so zu tun, wie es ihr die Frau sagte, weil sie es unbedingt richtig machen wollte.
Unterdessen stampfte Jordan mit mehr Enthusiasmus als Können in ihrem Bottich herum. Ihre kurzen Locken hatten sich längst aus den Haarnadeln gelöst und fielen ihr offen in den Nacken. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen funkelten. Die Röcke hatte sie sich in den Taillenbund gesteckt, aus dem sie teils schon wieder herausgerutscht waren, so dass ein paar Zipfel in den Rebensaft hingen. Raine wusste, dass sie später über die Flecken jammern würde.
»Jane!«, rief Nick scharf und trat an den Rand des Maischbeckens, in dem seine Frau arbeitete.
Raine sah zu ihm und erkannte, dass die Augen seines Bruders vor Verlangen eine Nuance dunkler wurden. Jane hielt inne und schien es ebenfalls zu erkennen. Dann fiel ihr Blick auf Raine, ob er es auch gesehen hatte, und prompt wurde sie rot.
Wie sie immer noch erröten konnte, nachdem sie so viele Monate bereits mit seinem wollüstigen, derben Bruder zusammenlebte und ihm sogar schon ein Kind geboren hatte, würde Raine nie begreifen. Aber sie war gut für Nico. Es war offensichtlich, wie glücklich sie ihn machte.
Graziös legte Jane beide Hände auf Nicks Schultern und ließ sich von ihm aus dem Maischbecken heben. Er half ihr, die Schuhe wieder anzuziehen, schnappte sich ihren Hut und Schal und brachte sie eilig fort.
Raine blickte den beiden nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Sicher wäre Jane binnen Minuten aus ihrem Kleid gepellt und läge unter seinem Bruder. Hier in der Nähe gab es viele verborgene Plätze, an denen man sich ungestört mit einer Frau vereinigen konnte, und Raine und seine Brüder kannten sie inzwischen alle.
Er konnte nicht umhin, seinen Bruder um die glückliche Wahl seiner Braut zu beneiden, denn auch wenn Nick sein Glück mit seiner Halbfeengemahlin gefunden hatte, erwartete Raine keineswegs dasselbe für sich.
Sein Blick kehrte zu Jordan zurück. Über den Maischbecken hingen Taue an der Decke, an denen die Treter sich entlanghangeln konnten, damit sie nicht das Gleichgewicht verloren. Wie Signora Tutti es ihr vorgemacht hatte, hielt Jordan sich an den Seilen, so dass sie beide Arme nach oben gestreckt hatte. Auf diese Weise wurden ihre Brüste noch weiter hochgedrückt und wippten bei jeder Bewegung in ihrem Dekolleté.
Ihre Knie beugten und streckten sich in dem matschigen, spritzenden Saft, hatten allerdings noch nicht in den richtigen Rhythmus gefunden. Tropfen trafen auf ihre Oberschenkel und liefen in kleinen Rinnsalen an ihnen hinunter. Auch Fetzen von Traubenschale klebten auf ihrer hellen Haut, die teils nach unten rutschten, teils in das Becken fielen.
Raine fluchte leise, weil ihr Anblick ihn alles andere als kalt ließ. In seiner Hose wurde sein Schwanz dick und schwer.
Plötzlich hob er den Kopf, denn er nahm einen neuen
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