Die Nacht des schwarzen Zaubers
voraus!«
»Langsame Fahrt voraus.«
Die Motoren begannen zu rumpeln und zu summen. Sie gehorchten allen Bedienungshebeln. Durch das Boot lief ein Zittern. Es erwachte aus einem dreißigjährigen Schlaf.
»Ich flute, um das Boot einzusteuern«, sagte Baumann zu Titus. Er drehte an den Ventilen, Wasser schoß in die Tanks, und das Boot lag nun ruhiger im Meer. Es paßte sich mit eigener Schwere der See an.
»Gut so!« Hansen nickte. »Alex, wir haben noch nicht alles verlernt.«
Langsam glitten sie aus der Bucht. Die Eingeborenen am Ufer winkten und tanzten, der Scheinwerfer vorn am Turm leuchtete auf und glitt über das Meer. Ruhig lag das Boot im Wasser. Die Motoren bullerten.
Etwa fünfhundert Meter von Douceur entfernt befahl Hansen »Stop!«
»Funkanlage?« fragte er.
»Klar!«
»Regelzellen?«
»Klar!«
»Torpedovorhaltrechner?«
»Klar.«
»Untertriebszellen?«
»Geflutet.«
Hansen blickte kurz zu Baumann hinüber. »Sollen wir, Alex?«
»Ja!«
»Klarmachen zum Tauchen!« Hansen schloß das Turmluk, der Drehverschluß rastete ein. »Fertig zum Gebet, Alex?«
»Noch nicht.« Baumann machte, wie vor dreißig Jahren, die gewohnten Handgriffe. Das Wasser schoß in die Fluttanks, das Boot ging schnell weg. »Auf Sehrohrtiefe!« Hansen umklammerte das Sehrohr. Der Motor summte. Das Klatschen der Wellen verstummte, eine eisige Ruhe breitete sich aus. Sie sanken. Baumann kontrollierte am Tiefenmanometer und hielt dann das Fluten ein. Das Sehrohr schnellte hoch.
»Es hält!« sagte Hansen leise in die nur vom Summen der E-Motoren unterbrochene Stille. »Alex, wir brechen nicht auseinander. Es klappt alles. Sehrohrtiefe, das genügt. Wir haben es geschafft.«
Sie reichten sich in dem engen Raum die Hand und holten tief Atem. Langsam glitt das Boot unter Wasser zurück zur Insel Douceur. Auch die Unterwasserpeilung funktionierte und gab Alarm, sobald sie sich den Klippen oder Korallenbänken näherten. »Es ist unfaßbar!« sagte Baumann. »Das glaubt uns kein Mensch!«
Nach zwei Stunden tauchten sie wieder in der Nähe der Insel Douceur auf. Sie schalteten den Scheinwerfer am Turm ein. Das Wasser zischte aus den Tanks. Am Ufer machten die Eingeborenen ein Mordsgeschrei und liefen schutzsuchend zu den Felsen.
»Jetzt fehlt ihnen Tomamai«, sagte Hansen vergnügt. »Für sie sind wir ein Meeresungeheuer! Diese Zauberei begreifen sie nie!« Sie schraubten das Turmluk auf, stemmten sich hinauf und setzten sich auf den tropfenden Süllrand. Baumann nahm das Funkgerät mit ins Freie und rief Fred Dylon am Höllenloch von Aimée.
»Hier Alex! Hier Alex!« rief er. »Wie sieht es aus, Fred?«
Dylons Stimme kam sofort. »Sehr gut. Sie laden noch immer. Ungeniert setzen sie die Scheinwerfer ein. Jetzt haben sie Kanonen am Kran.«
»Die lagen ganz hinten. Sie werden bald fertig sein!« Baumanns Stimme verlor alle Freude über die erfolgreiche Tauchfahrt. »Nichts von Claudia?«
»Nichts, Sir.« Dylon machte eine Pause. »Wenn sie abdampfen, haben wir noch drei Tage Zeit. Es ist furchtbar, dieses Warten …« Und sie warteten. Sie mußten warten und die ungeheure Belastung tragen, ob alles ein solches Ende nehmen würde, wie man's im stillen hoffte.
Am nächsten Morgen segelten die fünf Katamarane zurück nach Aimée, umschwirrten abschiednehmend das kleine U-Boot und verschwanden dann mit ihren schrägen Segeln im Sonnenglast. Zurück blieben auf Douceur einige Fässer mit Dieselöl. Weiter nichts.
»Sie haben geladen und fahren aus der Bucht!« meldete Dylon erregt vom Höllenloch. »Sie haben Nachricht gegeben: Ab sofort in drei Tagen können wir Claudia abholen. Wo? Das geben sie noch bekannt. Auch Bob Skeys Jacht legt ab, wie Vince berichtet. Marga und Volker lassen grüßen. Wie geht's euch?«
»Gut!« sagte Baumann optimistisch. »Der erste Tauchversuch war gut. Wir laufen jetzt aus und setzen uns an die Fersen der Burschen. Welchen Kurs haben sie?«
»Südwest. Direkt auf Afrika zu.«
»Umarme Marga und Volker in meinem Namen, Junge.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Das kleine U-Boot glitt hinaus ins Meer. Sie machten Überwasserfahrt, und Hansen tastete mit dem Fernglas den Horizont ab. Auch die Navigationsgeräte funktionierten. Baumann steuerte das Boot sicher auf Kurs.
»Jetzt sind sie verschwunden!« rief Dylon über Funk. »Habt ihr sie schon?«
»Noch nicht.« Baumann stieß Hansen an. Er schüttelte den Kopf. »Aber wir müßten direkt auf sie zusteuern. Ende.«
Nach drei Stunden
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