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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schnaufte Hansen durch die Nase und gab Baumann das Fernglas. Stumm beobachtete Baumann die Meeresfläche. In dem hellen runden Ausschnitt mit dem Fadenkreuz erkannte er die Aufbauten eines Frachtschiffes und dahinter – klein, flach, weiß und leuchtend – die Luxusjacht von Bob Skey. »Wir haben sie, Titus!« sagte er aufgeregt. »Wir haben sie.«
    »Auf Sichtweite bleiben. Sie können uns nicht ausmachen. Jetzt jagen wir sie!«
    Doch dann wieder warten … warten … und nochmals warten … In der See dümpeln, lauern, Treibstoff sparen, die E-Motoren ab und zu nachladen, mithalten auf Sichtweite, herumhocken in der glühenden Sonne und das Meer beobachten, diese unendliche Fläche, die ihnen noch nie so farblos und bleiern erschien wie jetzt. Und dann die Nacht. Der zweite Tag. Noch eine Nacht. Der dritte Tag. Die letzte Nacht.
    »Meine Nerven sind wie heißes Glas«, sagte Baumann gereizt. »Titus, wenn morgen Claudia nicht gefunden wird, werde ich verrückt!«
    Und der neue Tag begann, die Sonne schwebte in einem milchigen Himmel, das Meer lag da wie geschmolzenes Metall.
    »Die Zeit ist um!« sagte Baumann. Es klang beinahe wie Schluchzen. »Was sollen wir tun, Titus?«
    »Beten!« Hansen starrte auf die Füllanzeiger. »Wir verbrauchen mehr Diesel als kalkuliert. Ich weiß nicht, ob wir's schaffen.«
    Gegen Mittag des vierten Tages fing Fred Dylon den letzten Funkspruch von Bob Skey auf. Der Text riß ihn fast vom Sitz: »Hier unser Abschied. Holt Claudia ab. Sie liegt in der Höhle, in der die Ware lagerte. Wie man rankommt, wissen Baumann und Hansen. Claudia ist unverletzt, hat Wasser und Verpflegung bei sich und kann sich an ihren Fesseln in einem Umkreis von vier Metern bewegen. Bringt ein Schweißgerät mit. Es sind gute feste Ketten. Es lebe die Revolution. Ende!«
    Mit einem Katamaran, mit Balolonga, Tomamai, Vince Rank und einem Schweißgerät durchbrach eine Stunde später Fred Dylon die höllische Brandung der Felsenbucht und enterte die Steinplatte vor der Höhle.
    »Wir sind da!« schrie er, als er auf dem Felsplateau landete. »Claudia! Claudia! Wir sind da …«
    Sie fanden Claudia frierend an der Bergwand sitzend. Um sie herum lagen Konserven, Wasserkanister, Zwieback und eine Decke. Die dicken Ketten an ihren Füßen hatten bereits die Knöchelhaut durchgescheuert. Sie schwankte Dylon entgegen, um ihm geradenwegs in die Arme zu fallen. Sie weinte bitterlich, und Dylon küßte sie immer und immer wieder, dazwischen stammelte er dummes Zeug, drückte sie an sich und vergaß völlig, daß jede Bewegung sie schmerzte und daß die Ketten an ihren Füßen scheuerten.
    Erst Dr. Rank konnte ihn zur Vernunft bringen. Er kam mit Balolonga und bewaffnet mit einem Schweißgerät in die Höhle. »Eine Knutscherei hat noch keine Ketten gesprengt!« rief er. »Fred, benehmen Sie sich wie ein Mann! Verfluchte Scheiße! Wer von uns kann überhaupt schweißen?«
    Fünf Minuten später zischte der komprimierte Feuerstrahl über die Ketten und zerfraß die eisernen Glieder. Fred Dylon hockte hinter dem Schutzschild; seine Hand war ruhig, und Balolonga schlug mit einem schweren Hammer die glühenden Kettenglieder entzwei.
    Um fünfzehn Uhr neunzehn tickte das Funkgerät auf dem kleinen U-Boot. Baumann stellte auf Empfang. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Wir haben Claudia!« hörte er Dr. Rank sagen. »In der Höhle! Bis auf einige Schürfungen am Knöchel ist sie gesund. Wenn ihr sehen könntet, wie verliebt die beiden sind …«
    Hansen gab dem Empfänger einen Stoß, doch die Stimme verstummte. »Sie haben Claudia!« schrie Baumann. »Sie haben Claudia, Titus! Hörst du?«
    »Volle Kraft voraus!« sagte Hansen hart. »Klarmachen zum Tauchen! Alex, dreh jetzt nicht durch!« Baumann schaltete. Das Boot rauschte durch das Meer. Die Turmluke klappte zu, die Tanks wurden geflutet. Das Wasser schlug über ihnen zusammen. Sehrohrtiefe. Wie ein Delphin schoß das Boot unter Wasser dahin, einem Raubfisch gleich, der seine Beute jagte.
    Hansen saß am Sehrohr. Vor ihm tauchte das Frachtschiff auf, die graue Bordwand, die Aufbauten gelblich gestrichen. Ein Geisterschiff. Dahinter weiß und elegant Skeys Jacht.
    »Alles klar?« fragte Hansen.
    »Alles klar.« Baumanns Atem ging schnell. »Was siehst du, Titus?«
    »Frag nicht so dämlich! Rohr bewässern …«
    Ein Hebeldruck, und das Wasser drang ins Torpedorohr. Das tödliche Geschoß glitt jetzt abschußbereit dahin. Die Preßstoff-Anzeiger zeigten an:

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