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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexia Casale
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Mittelpunkt stehen will.
    Während der großen Pause erfahre ich von Jenny schließlich, warum. Sie kommt zu uns, als wir im Eilschritt um den Birnbaum laufen (»Gehen ist gutes Muskeltraining, und man kommt dabei nicht so schrecklich ins Schwitzen«). Lynne scheint irgendwo gelesen zu haben, dass Schlankheit nicht nur gesunde Ernährung, sondern auch viel Bewegung voraussetzt, und da sie echten Sport verabscheut, vermute ich, dass sie Phee und mich ab jetzt dazu verdonnert, in den Pausen unaufhörlich rund um den Baum zu rennen (sie nennt das Kreislauf-Training), bis wir uns übergeben müssen.
    »Evie! Evie, du wirst nicht glauben, was Fred mir erzählt hat«, ruft Jenny.
    Erstaunlich, dass Fred ihr überhaupt etwas erzählen konnte, denn als ich die beiden vorhin bei der Garderobe sah, schienen sie vor lauter Knutschen keine Luft mehr zu bekommen und sich gegenseitig das Leben aus dem Leib zu saugen.
    »Fred sagt, dass Sonny einen Monat Hausarrest hat. Und er bekommt kein Taschengeld!«, flüstert Jenny. Sie versucht nicht, sich bei uns unterzuhaken, sondern stolpert rückwärts vor uns her. »Und sein fettes, supertolles Mountainbike …« Jenny, die keuchend verstummt und schwankend stehen bleibt, zwingt uns zum Anhalten. »Was macht ihr da überhaupt?«, fragt sie.
    »Evie muss sich ausruhen«, sagt Phee und zieht Lynne zu der Bank, die den Stamm des Birnbaums umschließt. Wir lehnen uns erschöpft aneinander. »Was ist mit Sonnys Rad?«
    »Na ja«, sagt Jenny und beugt sich verschwörerisch vor, »ihr wisst ja, dass es superschick ist und sauteuer war …«
    »Und? «, drängt Lynne. Ihr Kopf ist rot, und sie ringt um Atem.
    »Und es ist kaputt. Total im Eimer.«
    »Er sieht aber nicht aus, als hätte er einen Unfall gehabt«, sagt Phee. »Ein Jammer.«
    »Nein. Das müssen Füchse gewesen sein. Er hat sich beim Fahrradfahren wie üblich einen Döner oder Hamburger oder was auch immer reingezogen, und dann hat er auf seine Hände und auf sein Fahrrad gekleckert, und nachts sind Füchse gekommen und haben das Rad attackiert, als wollten sie es fressen oder so. Sein Vater tobt vor Wut, weil die Füchse danach in der Mülltonne gewühlt und den ganzen Abfall im Garten verstreut haben. Sonny musste alles aufräumen. Fred sagt, dass er Stunden gebraucht hat, um die Abfallfetzen aus den Rabatten und Sträuchern zu picken. Und wenn die Füchse zurückkehren, um noch mal nach Futter zu suchen, muss er wieder alles sauber machen, hat sein Vater gesagt. Er ist so stinksauer, dass er gemeint hat, Sonny solle das Geld für die Reparatur des Mountainbikes durch Zeitungaustragen selbst verdienen, damit er lernt, nicht mehr ganz so schweinisch oder jedenfalls etwas ordentlicher zu essen.«
    Phee, Lynne und ich tauschen einen Blick. Phee muss breit grinsen, und dann lachen wir alle, nur Jenny nicht, aber sie kichert immerhin leise.
    »Ich darf nicht lachen. Schließlich ist er Freds bester Freund.« Sie grinst trotzdem. »Aber es stimmt – ist schon komisch.«
    »Das ist super!«, sagt Phee. »Echt gut. Wie in einem Buch, in dem der Bösewicht seine verdiente Strafe bekommt. Und er hätte noch Schlimmeres verdient, denn er hätte Evie fast ertränkt«, fügt sie hinzu und gibt mir einen sanften Knuff. »Trotzdem – wie oft passiert so etwas im wahren Leben?«
    »Und das Beste ist, dass Sonnys Vater laut Fred vor Wut damit gedroht hat, dass Sonny, wenn er noch einmal Ärger macht, bei seinen Großeltern bleiben muss, während der Rest der Familie im Sommer in Urlaub fährt, und ihr wisst ja, dass sie immer richtig tolle Urlaube machen …«
    »Wow. Ich mag Sonnys Vater. Wer hätte das gedacht?«, sagt Phee.
    »Sogar Fred hat gesagt, dass Sonny ihm nicht leidtut. Er findet die Sache im Schwimmbad echt schlimm, Evie«, sagt Jenny mit Nachdruck. »Er mochte dir das zwar nicht selbst sagen, aber er fand es total übel.«
    »Tja, dann sollte er vielleicht nicht mehr mit diesem Widerling rumhängen«, sagt Phee.
    »Ich weiß«, sagt Jenny und seufzt.
    »Stimmt, auch wenn Fred nie so ätzend war wie Sonny … Aber er hat ihm auch nie widersprochen«, fügt Lynne hinzu. »Er hat ihm nie gesagt, dass er nicht so gemein zu anderen sein soll. Ich habe mal gesehen, wie er dastand, während Sonny den kleinen Davey Perkins runtergemacht hat. Zum Schluss hat Sonny ihn mitten ins Gesicht geschlagen, und Fred stand nur da, den Blick auf die Schuhe gesenkt.«
    Jenny senkt auch den Blick. »Ich weiß. Aber Fred ist anders, wenn er allein

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