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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexia Casale
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oder?«
    Keine Reaktion.
    »Du bist ja auch geübt im Lügen. Dir fällt nachher bestimmt was Glaubwürdiges ein«, sag ich.
    »Wie meinst du denn das?«
    »Tu doch nicht so«, sag ich.
    »Wie tu ich denn?«, sagt sie und ist plötzlich wach, auch ohne Kaffee.
    »Als ob du es immer supergenau mit der Wahrheit nimmst«, sag ich und grinse sie an.
    »Ach!?«, sagt sie und stiert zurück.
    »Sorry, ich mein das ja nicht … also war nicht böse gemeint. Nur, dass dir bestimmt noch was einfällt, was deine Eltern …«, sag ich, aber sie nur »Pff«.
    Und dann verschränkt sie die Arme.
    Mann, bin ich froh, dass ich das Alter hinter mir habe.
    Dann eben nicht. Dann lass ich sie schmollen, dann lass ich sie eben den Kakao ignorieren, dann soll sie das Frühstück verweigern, mir doch egal. Also weiter.
    Als wir in die Stadt reinfahren, sagt sie: »Kannst du mich bitte noch wo hinfahren?«
    »Wo willst du denn hin?« Nicht, dass sie auf die Idee kommt, dass ich sie nach Hause fahre. Und dann stehen am Ende noch ihre Eltern vor der Tür und stellen Fragen, das fehlt noch.
    »Zum Krankenhaus.«
    »Du, das geht nicht«, sag ich, weil ich da ja wohne, und wenn meine Eltern mich jetzt sehen …
    »BITTE!«, sagt sie, dass ich richtig zusammenzucke.
    »Was willst du denn da?«
    »Mein Bruder liegt da.«
    Ihr Bruder liegt da. Jana hat einen Bruder. Was sag ich jetzt? Ich fahr besser einfach ein bisschen. Wenn sie was erzählen will, dann wird sie das schon tun.
    »Da sind meine Eltern.«
    »Sag mal, wenn dein Bruder im Krankenhaus liegt, findest du nicht, dass du da besser gestern …«, fang ich an.
    »Wer hat mich denn verschleppt?«
    »Na jetzt mach mal halblang, ist ja nicht so, als ob du dich mit Händen und Füßen gewehrt hättest!«
    Mann, da machen ihre Eltern sich jetzt bestimmt noch mal mehr Sorgen, und wenn die mich sehen, dann gibt’s bestimmt Riesengezeter. Was macht Jana dann überhaupt hier?
    »Man kann ja nicht immer wegrennen, wenn’s mal haarig wird«, sag ich.
    »Wer rennt denn hier?«, sagt sie.
    »Was ist denn mit deinem Bruder?«, frag ich.
    »Sag mal, wo warst du eigentlich letztes Schuljahr?«, fragt sie mich.
    »Wieso?«, sag ich, weil ich wirklich keine Ahnung habe, was sie meint.
    Wieso letztes Schuljahr? Was war denn? Kenn ich ihren Bruder überhaupt?
    Und als ich halte, weil da eine Ampel ist, springt sie plötzlich aus dem Auto, sagt schnell: »Ich lauf den Rest, danke, tschüss«, und ist weg, und hinter mir fangen sie schon an zu hupen.
    Ist auch nicht mehr weit bis zu Omas Haus, und die Nachbarin scheint nicht da zu sein, vielleicht hat sie auch gar nicht mitbekommen, dass der Wagen weg war. Ich stell ihn wieder dahin, wo er immer steht, ich schau, dass ich keinen Müll, keine Krümel hinterlasse, weil Oma am Wochenende wiederkommt. Und Bonnie kommt wieder an die Leine, wir gehen heim, da bekommt sie Wasser, da bekommt sie Futter, dann legt sie sich in mein Zimmer zum Schlafen, weil alles so verdammt anstrengend war. Und ich ruf in der Bäckerei an, und Angela ist dran und sagt, sie hätte sich schon so was gedacht, ich soll mich ausschlafen und ob der Arzt mir Schmerzmittel verschrieben hätte. Da sag ich ja und dass es morgen bestimmt schon wieder besser ist, und dann lauf ich bei Jonas vorbei, wo die Zeitungen nicht mehr liegen, wer auch immer die mitgenommen hat. Gut, das lässt sich also nicht mehr ändern, und dann hab ich Zeit, weil ich ja nicht arbeiten muss, weil ich ja angeblich die letzte Nacht mit einer schmerzenden Hand wach gelegen habe. Ich wickel sie aus, und der Schnitt ist lächerlich und schon so gut wie verheilt, alles kein Ding.
    Und dann dusche ich und schmeiß meine Klamotten in die Waschmaschine, die ist dann auch voll, also lass ich eine Ladung durchlaufen und esse noch einen Croissant und denke, vielleicht noch mal in die Theoriebögen gucken. Ich hol sie aus dem Regal, schaue, welche ich noch nicht gemacht habe, und sitze da, und dann denke ich was meint die?
    Was war denn letztes Schuljahr?
    Hab ich was verpasst?
    Dass sich irgendeiner aus irgendeinem Jahrgang über oder unter mir das Bein gebrochen hat?
    Und eigentlich sollte ich jetzt wirklich noch Bögen machen, und in der Küche liegt ein Zettel, da steht drauf, dass ich das Altglas aus dem Keller zum Container bringen soll, und das sind bestimmt zwei Körbe. Die sollte ich noch vor der Mittagsruhe wegbringen, weil die da, wo die Container stehen, schon eine Minute nach eins drauf pochen, dass es ruhig zu

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