Die Nacht Von Lissabon
Betäubungsmittel brauchte. Ich fragte Lewisohn, der früher Arzt gewesen war und jetzt mit Horoskopen handelte. Er sagte mir, daß es längst zu spät sei für irgend etwas anderes. Es war dasselbe, was Dubois gesagt hatte.
Von nun an kam sie öfter spät nach Hause. Sie fürchtete sich davor, daß ich sie fragen würde. Ich tat es nicht. Einmal kam ein Strauß Rosen an, als ich allein da war. Ich ging fort, und als ich zurückkam, war er verschwunden. Sie begann zu trinken. Ein paar Leute hielten es für nötig, mir mitzuteilen, daß sie sie in Bars gesehen hätten, nicht allein. Ich klammerte mich an das amerikanische Konsulat. Ich hatte nun die Erlaubnis erhalten, im Vorraum zu warten; aber die Tage vergingen, und nichts ereignete sich.
Dann fing man mich. Zwanzig Meter vom Konsulat entfernt riegelte Polizei plötzlich die Zugänge ab. Ich versuchte, das Konsulat zu erreichen, aber das machte mich verdächtig. Wer im Konsulat war, war gerettet. Ich sah Lachmann in der Tür verschwinden, riß mich los, brach durch und fiel über den vorgesetzten Fuß eines Gendarmen. ›Den Burschen auf alle Fälle!‹ sagte ein lächelnder Mann in Zivil. ›Er hat’s merkwürdig eilig.‹ Unsere Papiere wurden kontrolliert. Sechs von uns wurden festgehalten. Die Polizei zog sich zurück. Eine Anzahl Zivilisten umgab uns plötzlich. Wir wurden abgedrängt, in einen geschlossenen Lastwagen verladen und zu einem Hause in der Vorstadt gebracht, das ziemlich einsam in einem Garten lag. Das klingt wie ein schlechter Film«, sagte Schwarz. »Aber waren nicht die letzten neun Jahre alle ein kitschiger, blutiger Film?«
»War es die Gestapo?« fragte ich.
Schwarz nickte. »Es scheint mir heute wie ein Wunder, daß sie mich nicht vorher gefaßt hatten. Ich wußte, daß Georg nicht aufhören würde, uns zu suchen. Der lächelnde junge Mann erklärte mir das, als man mir meine Papiere abnahm. Unglücklicherweise war Helens Paß auch dabei; ich hatte ihn zum Konsulat mitgenommen. ›Endlich haben wir eines unserer Fischlein‹, sagte der junge Mann. ›Da wird das andere auch bald kommen.‹ Er lächelte und schlug mir ins Gesicht. ›Meinen Sie nicht auch, Schwarz?‹
Ich wischte mir das Blut ab, das die Ringe aus meiner Lippe springen ließen. Es waren noch zwei andere Männer in Zivil im Zimmer.
›Oder wollen Sie uns die Adresse nicht lieber selbst mitteilen?‹ fragte der lächelnde junge Mann.
›Ich weiß sie nicht‹, erwiderte ich. ›Ich suche meine Frau selbst. Wir haben uns vor einer Woche gezankt, und sie ist weggelaufen.‹
›Gezankt? Wie häßlich!‹ Der junge Mann schlug mir wieder ins Gesicht. ›Da, zur Strafe!‹
›Sollen wir ihn wippen, Chef?‹ fragte einer der Bullen, die hinter mir standen.
Der junge Mann mit dem mädchenhaften Gesicht lächelte. ›Erklären Sie ihm, was Wippen ist, Möller.‹
Möller erklärte mir, daß man einen Telefondraht um meine Geschlechtsteile binden und mich dann schwingen lassen würde.
›Kannten Sie das schon? Sie waren doch schon mal im Lager‹, fragte der junge Mann.
Ich kannte es noch nicht. ›Meine Erfindung‹, sagte er. ›Wir können es aber zuerst einfacher machen. Wir können Ihnen Ihre Kostbarkeiten einfach so fest abbinden, daß kein Tropfen Blut mehr durchkommt. Was meinen Sie, wie Sie nach einer Stunde schreien werden! Und damit Sie dann hübsch ruhig sind, stecken wir Ihnen Ihr Mündchen voll Sägespäne.‹
Er hatte merkwürdig gläserne, hellblaue Augen. ›Wir haben viele hübsche Einfälle‹, fuhr er fort. ›Wissen Sie, was man alles mit etwas Feuer machen kann?‹
Die beiden Bullen lachten.
›Mit einem dünnen glühenden Draht‹, sagte der lächelnde junge Mann. ›Langsam in die Ohren eingeführt oder durch die Nasenlöcher herauf, kann man allerhand machen, schwarzer Schwarz! Das Schöne ist, daß Sie uns nun so ganz unbeschränkt zur Verfügung stehen für unsere Experimente.‹ Er trat mir hart auf die Füße. Ich roch sein Parfüm, als er so dicht vor mir stand. Ich rührte mich nicht. Ich wußte, daß es zwecklos war, Widerstand zu leisten, und noch zweckloser, den tapferen Mann zu markieren. Es würde meinen Peinigern die größte Freude gemacht haben, das zu brechen. So ließ ich mich beim nächsten Schlag, der mit einem Spazierstock erfolgte, stöhnend umsinken. Gelächter war die Folge. ›Machen Sie ihn munter, Möller‹, sagte der junge Mann mit zärtlicher Stimme.
Möller zog an
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