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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Knox beteiligt.«
    »Und Sie suchten Ihre Selbstbestätigung, indem Sie der König aller Bergungsunternehmen im Mittelmeer wurden?«
    »So ungefähr.« Ich grinste. »Natürlich kam alles ganz zufällig. Ich dankte ab und kaufte die ›Gentle Jane‹, womit meine Barschaft so ziemlich erschöpft war. Ich hatte vor, meinen Lebensunterhalt als Schwammtaucher in der Ägäis zu verdienen und nebenher ein bißchen archäologische Studien zu betreiben. Wenn man etwas davon versteht, kann man viel Geld damit verdienen. Man muß nur wissen, wo man zu suchen hat, dann findet man in diesen Gewässern alle Arten von Schiffen. Ich könnte Ihnen ein Riff vor der türkischen Küste in der Nähe des Dodekanes zeigen, wo man Spuren von elf verschiedenen Wracks gefunden hat, von der Bronzezeit angefangen bis zu einem türkischen Truppentransporter aus dem Krim-Krieg.« »Und hat das funktioniert?«
    »Nicht gut, Naturschwämme sind kaum noch gefragt. Leben konnte man schon davon, aber verdammt schlecht. Und das Aufspüren unbekannter Wracks aus der Bronzezeit erwies sich als schwieriger, als ich vorher gedacht hatte.« »Und was kam dann?«
    »Yanni Kytros«, antwortete ich schlicht. »Ich begann, für ihn amerikanische Zigaretten nach Italien zu schaffen. Unter anderem.«
    »Verschonen Sie mich mit Einzelheiten. Die Bergungsarbeit kam später?«
    »Das wollte ich immer schon. Ich hatte bei der Marine auf diesem Gebiet viel Erfahrungen gesammelt. Wissen Sie, das ist eine ganz andere Welt da unten. Man kann sie schlecht beschreiben.«
    »Ich hatte einen Bruder, der dasselbe vom Fliegen sagte.« »Genau das ist es. Morgan und ich fingen 1959 an. Ich hatte eine ägyptische Crew an Bord, aber nur wir beide tauchten. Wir bargen ein libanesisches Küstenmotorboot, das in fünfzehn Faden Tiefe gesunken war, und verdienten zwanzigtausend Pfund daran.«
    »Sagen Sie, warum sind Sie heute allein getaucht? Ist das nicht sehr gefährlich?«
    »Hakim hatte es eilig, und es lohnt sich immer, sich mit dem Ministerium gutzustellen. Außerdem war ja niemand anders da.«
    »Und Morgan?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt: Er ist fertig. Er war früher einmal ein ausgezeichneter Taucher, bei der USKüstenwache. Morgan hat schon überall unter Wasser gearbeitet, aber das ist lange her. Als wir zusammenkamen, war er schon auf dem absteigenden Ast. Und heute ...«
    »Sie sagen ja selbst, daß er praktisch ein toter Mann ist«, warf sie ein.
    »Ja, das mag stimmen.« »Und Sie fühlen sich schuldig? Warum?«
    »Na schön, Sie haben danach gefragt. Bis vor ungefähr achtzehn Monaten bin ich selbst regelmäßig getaucht, auch wenn es nicht nötig war. Ich hab's getan, weil ich so sehr daran hing, wie Ihr Bruder am Fliegen. Eines Tages wurde ich im Büro in Alexandria angerufen. Im äußeren Hafen war eine Barke gesunken. Meine Mannschaft hatte einen anderen Auftrag, aber ich fuhr mit Morgan hinaus, um mir die Sache anzusehen. Er ging zuerst in einem normalen Taucheranzug hinunter.« »Sie meinen mit Luftschlauch und so?«
    »Normalerweise schon. Bis zu dreißig Meter Tiefe würde ich immer ein Atemgerät benutzen, darüber braucht man den Taucheranzug. Natürlich kann man auch mit einer Aqualunge hundert Meter tief tauchen, aber ich habe viele Männer gesehen, denen dann das Blut aus Mund, Nase und Ohren drang.«
    »Na schön«, sagte sie ungeduldig, »kapiert. Aber was wurde aus Morgan?«
    »Er fand die Barke in ungefähr dreißig Meter Tiefe, halb versunken im zähen Schlamm. Als er heraufkam, riet er mir zu warten, bis die Mannschaft wieder komplett war.« »Und Sie waren anderer Meinung?«
    »Ich dachte, ich könnte einen Tunnel in den Schlamm graben und eine Trosse befestigen. Ich wollte nicht auf ihn hören.« »Was ging schief?«
    »Ich wurde in dem Tunnel verschüttet.«
    Ich zitterte unwillkürlich. Die Erinnerung drehte mir den Magen um. »Ich konnte mich nicht mehr rühren, und in meinem Anzug stieg das Wasser. Kein Licht, nichts, nur Dunkelheit. Und das Wasser stieg höher und höher, bis es schon in meinem Helm war und mir ans Kinn reichte.«
    Sie packte meinen Arm und rüttelte mich. Ich kehrte in die Gegenwart zurück. »Und Morgan holte Sie heraus?«
    »Ja, er kam herunter und grub mich aus. Mit einer Aqualunge. Mein Taucheranzug war so zerfetzt, daß er mich schnellstens hinaufschaffen mußte. Sehen Sie, ich war so lange unten, daß ich eigentlich zum Druckausgleich eineinhalb Stunden gebraucht hätte. Wir hätten in Etappen aufsteigen

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