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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aushält?«
    »Haben Sie nicht selbst gemeint, daß wir viel Spaß miteinander haben?«
    Ich hob Guyon hoch. »Das ist genau der richtige Augenblick für eine solche Unterhaltung, nicht wahr? Beten Sie lieber, daß der Strom nicht gerade jetzt wieder eingeschaltet wird.«
    Ich trat durch die Fenstertür hinaus in die Finsternis des Gartens. Sie folgte mir. Wir hatten gerade die sicheren Büsche erreicht, als die Tür zu meinem Zimmer so heftig aufgestoßen wurde, daß sie gegen die Wand krachte. Ich hörte das Trampeln von Stiefeln, ein Stimmengewirr, dann kippte ein Stuhl um.
    Ibrahim trat auf die Terrasse hinaus, gefolgt von Yanni Kytros und einem Militärpolizisten mit einer Laterne. Den Major schienen Mut und Verzweiflung anzutreiben.
    »Aber Savage hatte doch Anweisung hier zu bleiben«, rief er.
    Yanni machte eine hilflose Geste und zog ein erstauntes Gesicht. »Vielleicht ist er in der Bar, dort ist er abends fast immer.«
    Ibrahim starrte ihn an, weil ihm dieser Tip vermutlich sehr vernünftig vorkam. Er wies den Militärpolizisten an, auf der Terrasse zu bleiben, und ging mit Kytros ins Zimmer zurück.
    »So, jetzt weg von hier«, flüsterte ich.
    Zwei Minuten später erreichten wir die gegenüberliegende Mauer. Ich mußte eine Atempause einlegen, weil sich Guyons Gewicht bemerkbar machte. Nicht allzu weit entfernt lag das Gartentor, das auf den Fahrweg führte. Dort parkte ich meistens den Landrover, weil es der schnellste Weg hinunter zum Hafen war. Wenn es mir gelang, Guyon sicher an Bord der ›Gentle Jane‹ zu bringen, hatten wir vielleicht noch eine Chance. Auf der Straße konnten wir Alexandria niemals erreichen, aber vielleicht auf See ...
    Ich erklärte Sarah kurz, was ich vorhatte. Sie legte Guyon die Hand auf die Stirn. »Ich glaube nicht, daß er das noch länger durchhält. Außerdem nehme ich an, daß man einen Posten an Ihr Schiff gestellt hat.«
    »Vielleicht, aber andererseits habe ich ja Hausarrest im Hotel. Doch das werden wir ja sehen, öffnen Sie mir das Tor, dann verschwinden Sie. Sie sollen nicht noch mehr mit hineingezogen werden.«
    Sie achtete nicht auf meine Worte, sondern stand nur auf und öffnete mir die Tür. Ich trat hinaus, wartete einen Augenblick und stolperte dann auf den Landrover zu. Sie hatte ihn vor mir erreicht und hob hinten die Plane hoch.
    »Sind Sie lebensmüde oder was ist los?« fragte ich.
    »Ach, seien Sie doch still, Savage, Sie vergeuden nur wertvolle Zeit.«
    Drin rührte sich etwas . Morgan setzte sich auf. »Was zum Teufel ist denn hier los?«
    »Ich bin's, Morg«, sagte ich. »Wir stecken furchtbar in der Klemme. Ich schieb dir Guyon hinein. Wirf ihm eine Decke über und bete.«
    Er wurde schlagartig nüchtern.
    Ich sagte zu Sarah: »Schön, wenn Sie wollen, fahren Sie mit hinunter zum Schiff. Setzen Sie sich ans Steuer und lösen Sie die Handbremse, wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe. Es geht die ganze Strecke bergab, also brauchen wir keinen Lärm zu machen.«
    Sie nickte nur und ging zur anderen Seite hinüber. Ich wartete, bis sie ihren Platz eingenommen hatte, dann stemmte ich mich gegen den Landrover. Er setzte sich in Bewegung, erst langsam, dann immer schneller. Ich rannte mit und sprang im letzten Moment auf der Beifahrerseite auf. Als wir ins Dunkle hinunterrollten, flammten wie durch Zauberhand im ganzen Hotel wieder die Lichter auf. Zu spät.
    Ihr gewohntes, ironisches Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie sagte, ohne mich anzusehen: »Wissen Sie, es gibt Augenblicke, da glaube ich wirklich an Gott.«
    Das ägyptische Motorschiff lag im inneren Hafen, der von den Einheimischen ›Neuer Hafen‹ genannt wurde, obwohl er bereits um die Jahrhundertwende gebaut worden war. Dort waren viele teure Yachten und Motorkreuzer vertäut, die meist Wochenendseglern aus Alexandria gehörten.
    Ich hatte die ›Gentle Jane‹ am Ende des Admiralitätspiers im Alten Hafen liegen, wo die Liegeplätze nichts kosten und hauptsächlich von den ansässigen Fischern benutzt wurden. Um diese Nachtstunde herrscht hier Grabesstille! Wir schafften fast die halbe Strecke bis zum Pier, ehe der Wagen endlich stand.
    »Das wird reichen«, sagte ich. Sie zog die Bremse an. »Von hier aus werde ich ihn tragen.«
    Ich ging nach hinten. Morgan sah zu mir heraus, und trotz der nächtlichen Kühle war sein Gesicht schweißbedeckt.
    »Wie geht's ihm?« fragte ich.
    »Hat sich nicht gerührt.« Er kletterte heraus. »Was wird nun?«
    »Wir schaffen ihn zum Boot und hauen ab nach

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