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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Segelhemd und ein um den Hals geknotetes Tuch, dazu eine reichlich mitgenommene Mütze mit Seewasserflecken. Er sah genauso aus, wie sich der kleine Moritz den hartgesottenen Maat eines alten Windjammers vorstellt.
    Eigenartigerweise schien es ihn wirklich zu freuen, mich wiederzusehen. Er streckte mir die Hand entgegen.
    »Freut mich wirklich, Mr. Savage. Nach unserem letzten Zusammentreffen haben Sie ein ziemliches Durcheinander zurückgelassen.«
    Er legte Sarah Hamilton den Arm um die Schultern. Es war wieder eine jener kleinen vertraulichen Gesten, die mir offenbar zeigen sollten, wo ich stand.
    »Das war wirklich sehenswert, nicht wahr, Sarah?«
    Sie beachtete ihn gar nicht, sondern sah nur mich an. Dann goß sie Kaffee in eine Tasse, tat etwas Sahne dazu und reichte sie mir. Sie brachte es fertig, eine ganz persönliche Geste daraus zu machen. Ich mußte mich zusammenreißen, damit die Tasse nicht auf der Untertasse klapperte.
    »Oberst Hakim läßt Ihnen etwas ausrichten«, sagte sie. »Falls wir uns zwischen den Inseln zufällig treffen sollten, wie er es ausdrückte. Er läßt Ihnen sagen, es sei eine großartige Geste gewesen, und er hoffe nur, daß Sie niemals Anlaß hätten, sie zu bereuen.«
    »Es wäre ungewöhnlich, wenn er es nicht täte«, fügte Aleko hinzu. »Zweihundertsiebenunddreißigtausend Pfund, das ist schon viel Geld. Für jeden.«
    Er merkte mir meine Überraschung an und lächelte selbstzufrieden. »Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel, aber ich habe in Alexandria einige Erkundigungen eingezogen. Bei dieser Ziffer ist der Auftragsbestand noch nicht berücksichtigt. Aber ich fürchte, damit ist es aus. An Ihrer Stelle würde ich mich in den Gewässern der Vereinigten Arabischen Republik nicht mehr blicken lassen. Wenn man Sie erwischt, wird man Sie aufknüpfen.«
    »Dann darf ich mich eben nicht erwischen lassen«, sagte ich.
    Sarah Hamilton setzte sich hin, trank ihren Kaffee, rauchte eine Zigarette dazu und schwieg. Wie lähmend dieses Schweigen wurde, merkte Aleko am deutlichsten. Er fühlte sich als fünftes Rad am Wagen, und das behagte ihm nicht.
    Er strahlte mich an. »Ein tolles Schiff haben Sie hier. Bin sehr beeindruckt.«
    Ich ging darauf ein. »Für ihre Größe ist die ›Gentle Jane‹ ganz in Ordnung. Sie wurde vor sechs Jahren von Akerboon gebaut. Stahlrumpf und Doppelschraube.«
    Wir fachsimpelten eine Weile. Ich zeigte ihm die Maschinen, dann gingen wir hinauf ins Ruderhaus, um uns die Geräte anzusehen.
    Sarah folgte uns, setzte sich ins Heck und schaute hinüber zum Hafen. Sie hatte sich ein Tuch über das Haar gebunden und eine jener großen Sonnenbrillen aufgesetzt, die gerade Mode waren; sie bedeckte praktisch das halbe Gesicht. Alles in allem wirkte sie sehr distanziert.
    Aleko bot ihr noch eine Zigarette an. Dabei hörte ich ihn leise fragen, ob sie sich auch wohlfühle. Ihre Antwort verstand ich nicht, aber sehr freundlich klang sie auch nicht.
    Er wandte mir wieder sein breites Lächeln zu. »Wie ich höre, verdienen Sie im Augenblick Ihr Geld mit Schwammtaucherei?« Es wäre interessant gewesen zu wissen, von wem er das hatte. »Ja, so ungefähr. Es ist auch nicht mehr das, was es einmal war.«
    »Das glaube ich Ihnen. Ich hätte gedacht, für einen Mann von Ihren Talenten gebe es lukrativere Dinge.«
    »Was zum Beispiel?«
    Sein Lächeln sah jetzt anders aus. Es war das Lächeln eines Tigers kurz vor dem Sprung, aber er umging meine Frage.
    Statt dessen sagte er: »Wir würden uns freuen, Mr. Savage, wenn Sie heute abend mit uns an Bord der ›Firebird‹ essen würden. Ist Ihnen halb acht zu früh?«
    Ich nahm die Einladung an. Er wollte mir ein Boot herüberschicken. Dann legte er ihr die Hand an den Ellbogen und half ihr auf.
    »Dann bis heute abend.«
    Sie nickte nicht einmal zum Abschied. Sie gingen über die Mole davon. Ich sah ihnen nach, beobachtete die Bewegung ihrer Hüften und Schultern, die Art, wie sie den Kopf hielt. All das sagte mir, daß sie aus irgendeinem Grund zornig war.
    Der Druck in meinem Magen kam nicht vom Hunger. Nein, es war etwas anderes, was ich brauchte, ein Verlangen, das ich schon fast vergessen hatte.
    Ich ging nach unten, holte mir eine Flasche aus meinem Privatvorrat, tat ein paar Brocken Eis in ein Glas und goß mir einen doppelten Whisky ein. Durch das Bullauge konnte ich den Strand überblicken. Ein paar Kinder spielten draußen, eine der Caicques war auf den Strand gezogen, und überall wurden Netze geflickt.
    Dicht

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