Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Thrassos-Bucht, wo uns ein Führer erwartet und uns zu dem Bauern Mikali bringt. Phase zwei: Lagebesprechung mit Mikali. Phase drei: Wir holen Tharakos aus der Festung. Phase vier: Wir hauen mit Tharakos so schnell wie möglich auf demselben Weg ab, auf dem wir gekommen sind.«
    Sie kannten die Anweisungen zwar auswendig, aber es konnte nicht schaden, sie ihnen noch einmal einzubläuen.
    »Irgendwelche weiteren Befehle, Sir, für den Fall, daß etwas schiefgeht?« fragte Dawson.
    Allein diese Frage hätte mich beinahe veranlaßt, auf ihn zu verzichten, denn in einem Sonderkommando muß man vor allen Dingen intelligent improvisieren können.
    »Das müssen wir entscheiden, wenn es so weit ist«, antwortete ich.
    Johnson kontrollierte die Ausrüstung. Jeder hatte ein Maschinengewehr, eine automatische Pistole und vier Handgranaten bei sich, Dawson trug außerdem sein Funkgerät in einem alten deutschen Proviantbeutel, wie ihn die griechischen Partisanen auch benutzten. Daneben besaßen wir noch die Notrationen.
    Ich ging hinauf an Deck. Die Nacht war genau richtig. Kein Mond und so viele Wolken, daß auch die Sterne nur vereinzelt vom Himmel blitzten. Zwei griechische Matrosen, als Fischer verkleidet, bliesen gerade das Schlauchboot auf, und Demos beugte sich aus dem Fenster des Ruderhauses. »Wie geht's?« fragte ich.
    »Ach, Sie sind's.« Er schüttelte den Kopf. »Sieht gar nicht gut aus. Normalerweise läuft eine starke Strömung in die Bucht hinein, aber ausgerechnet heute nacht muß der Wind umschlagen. Er weht aus Osten, und das bedeutet, daß er genau in die Bucht hineinbläst.«
    »Schlecht für ein Segelboot«, sagte ich. »Das wirft uns auf die Felsen.«
    »Genau, und wenn ich die Maschine benutze, wird man uns hören.«
    »Was machen wir also?«
    »Wir könnten es ein andermal probieren.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Die Marine wartet nicht länger. Heute oder nie.«
    Er nickte. »Schön, wenn Sie's versuchen wollen, bin ich auch bereit. Ich bringe Sie bis in die Bucht, aber ich muß dann sofort wieder wenden und abhauen, was bedeutet, daß Sie die letzte Viertelmeile im Schlauchboot zurücklegen müssen.«
    »Wir werden's schon schaffen.«
    Er lachte grimmig. »Hoffentlich könnt ihr alle gut schwimmen.«
    Ein beruhigender Gedanke. Ich ging nach unten, um die anderen auf das Schlimmste vorzubereiten.
    Die Caicque war niedrig gebaut, dadurch wurde das Umsteigen ins Schlauchboot ein wenig einfacher. Trotzdem war es eine heikle Angelegenheit. Jeder von uns trug eine Schwimmweste. Für das Aussteigen hatten wir höchstens eine Minute Zeit.
    Demos stieß einen lauten Pfiff aus. Der Bug der Caicque drehte langsam in den Wind. Sie bebte, legte sich weit über und stand praktisch auf der Stelle. Das Segel flatterte wild.
    Johnson, Forbes und O'Brien gingen rasch über Bord. Dawsons Proviantbeutel verhakte sich an der Reling. Er blieb eine ganze Weile hängen, während Johnson ihn verfluchte. Wir nahmen bereits wieder Fahrt auf. Im nächsten Augenblick konnte es schon zu spät sein. Ich hob ihn über die Reling, ließ ihn einfach fallen und sprang nach. Eine Sekunde später verschwand die Caicque lautlos wie ein Gespenst in der Nacht.
    Daß ich einen Fehler begangen hatte, merkte ich in dem Augenblick, als die Wellen über den Rand des Schlauchbootes schwappten. Nach ein paar Sekunden saßen wir bis an die Hüften im Wasser, aber das Ding schwamm wenigstens noch. Ich sagte den anderen, sie sollten um ihr Leben paddeln, nach Jahren klingt das dramatisch, aber damals hatte es durchaus seine Berechtigung.
    Wir bekamen ziemliche Fahrt. Das überraschte mich nicht, da Demos mich vor einer Strömung von fünf bis sechs Knoten gewarnt hatte und auch der Wind uns landwärts jagte. Die Wolken hatten sich teilweise verzogen, und ich konnte die weiße Brandung am Fuß der Felsen sehen.
    Wir wurden von langen Brechern gepackt. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns festzuklammern. Der Sog war einfach übermächtig. Das Schlauchboot tanzte in den gegenläufigen Strömungen wie wild im Kreis, und wir konnten überhaupt nichts mehr tun.
    Eine riesige Woge rollte aus der Finsternis heran, zwei Meter hoch und mit einem weißen Kamm, eine wahre Wonne für jeden Wellenreiter. Aber wir konnten sie in diesem Augenblick ganz und gar nicht gebrauchen. Forbes ging rücklings über Bord. O'Brien griff verzweifelt nach ihm und erwischte gerade noch seinen Schwimmgürtel. Das war sein Pech, denn eine Sekunde später

Weitere Kostenlose Bücher