Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Raum darunter sehen konnten.
    Wir hörten Gelächter, dann flog die Tür auf. Drei Männer trampelten herein. Zwei von ihnen trugen die übliche schäbige Kleidung der Bauern, eine Schärpe um den Bauch und Maschinenpistolen über der Schulter. Der dritte hatte eine alte Khakiuniform an, die zwar verdreckt war, ihm aber zusammen mit der Schildmütze doch einen militärischen Anstrich verlieh.
    »Major Ampoulides«, flüsterte Spiro. »Er kommandiert diese Woche die Festung.«
    Was nun geschah, spielte sich so rasch ab, daß keine Zeit zum Denken blieb.
    Ampoulides packte ganz einfach Anna Mikali und küßte sie. Dann legte er sie auf den Tisch und hob ihr den Rock hoch. Bevor einer von uns recht wußte, was geschah, lag er schon über ihr.
    Er ging dabei nicht einmal sonderlich brutal vor, obwohl es natürlich trotzdem eine Vergewaltigung war, selbst wenn das arme Kind sich im Leben an vieles gewöhnt hatte. Anna sah über ihre Schulter hinweg ins Leere und gab sich Mühe, alles zu ignorieren, was mit ihr geschah.
    Ein Schluchzen stieg aus Spiros Kehle auf. Dann riß er die Falltür auf und ließ sich hinunterfallen. Mir blieb nichts anders übrig, als nachzuspringen. Ich stolperte und krachte gegen die Wand. Spiro riß Ampoulides am Hemd zurück, während Anna den Rock herabzog und sich aufrichtete.
    Dann brach die Hölle los. Die beiden anderen schössen von der Hüfte aus mit ihren Maschinenpistolen auf mich, und ich ließ mich in die Ecke rollen. Die Feuergarben lagen viel zu hoch, aber Sergeant Johnson sprang genau mitten hinein. Er kippte um, dann erwischte eine Garbe Anna genau in die Brust. Sie wurde gegen mich geschleudert.
    Sie riß erstaunt die Augen auf und starb ebenso still und unauffällig, wie sie gelebt hatte. Ich schob sie beiseite und jagte mit einer Kugel den Mann, der das getan hatte, an die gegenüberliegende Wand.
    Beim dritten Mann hatte sich der Riemen der MP in seiner alten Jacke verfangen. Von solchen Kleinigkeiten kann manchmal das Leben eines Menschen abhängen. Im nächsten Augenblick erschoß ihn der junge Dawson von der Falltür aus.
    Das alles dauerte bestenfalls zwanzig Sekunden. Ich raffte mich auf und sah, daß Spiro und Ampoulides verbissen miteinander kämpften. Ampoulides gewann die Oberhand und packte den Jungen bei der Kehle. Ein Fußtritt gegen die Schläfe setzte auch ihn außer Gefecht.
    Johnson lebte noch, aber es stand schlimm um ihn. Sein linker Arm war zerschmettert, und er hatte mindestens zwei Kugeln in die Brust bekommen. Seine Augen blickten glasig. Ich legte ihm einen Notverband an und gab ihm eine Morphiumspritze. Mehr konnte ich für ihn nicht tun.
    Für das Mädchen kam jede Hilfe zu spät. Dawson warf auf meine Anweisung hin eine Decke über sie. Der arme Junge war in zehn Minuten um zehn Jahre gealtert. Erst Forbes und O'Brien, und nun das hier. Ich fragte mich, wieviel von dieser Sorte er noch ertragen konnte.
    Spiro hatte einen harten Schlag gegen den Schädel bekommen und blutete aus einem Riß über der Schläfe. Er hatte einen schweren Schock erlitten, ging neben Anna in die Knie und zog ihr die Decke vom Gesicht.
    Ich untersuchte inzwischen die beiden Toten. Unsere Bewaffnung war jetzt wieder komplett, denn beide Männer waren mit Schmeisser-Maschinenpistolen ausgerüstet.
    Ich legte die Waffen auf den Tisch. Major Ampoulides stöhnte und versuchte sich aufzurichten. Spiro drehte den Kopf herum und aus seinen Augen sprühte tödlicher Haß.
    »Dreckiger Lump!«
    Er zog ein Messer aus dem Gürtel und sprang auf, aber Dawson kam ihm zuvor. Mit überraschend ruhiger Hand zielte er genau zwischen Spiros Augen.
    »Das reicht jetzt.« Er wandte sich an mich. »Ich vermute, Sie wollen Ampoulides lebend haben, Sir?«
    »Richtig vermutet.« Ich trat neben ihn und sagte zu Spiro: »Tut mir leid, ich weiß wie dir ist, aber ich muß meinen Auftrag erledigen, und da wir Ampoulides dazu brauchen, wirst du nichts Unüberlegtes mehr tun, klar?«
    Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. »Er hat Anna umgebracht.«
    »Der Krieg hat Anna umgebracht«, sagte ich grob. »Du wirst uns doch helfen, Tharakos herauszuholen?«
    Er fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. »Ja, das wollte Anna.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter und gab ihm eine Zigarette. Dann ging ich hinüber zu Ampoulides, der an der Wand lehnte. Er betrachtete mich aufmerksam und argwöhnisch, aber ohne Furcht.
    Ich hockte mich neben ihn. »Sie leben noch, und Ihre Freunde sind tot. Sie wollen doch

Weitere Kostenlose Bücher