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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Finsternis entgegen wie ein bleiches Gespenst. Ich wußte, daß er neunundvierzig Jahre alt war, aber er sah wie siebzig aus. Er hob die Hand und packte meinen Rockaufschlag.
    »Alles in Ordnung? Können Sie gehen?« fragte ich. Da stöhnte er furchtbar, öffnete den Mund und deutete mit dem Finger hinein.
    Man hatte ihm die Zunge abgeschnitten.
    Als wir den Treppenabsatz auf halber Höhe erreichten, erbebte der ganze Turm unter einer dumpfen Explosion. Staub und Steinstücke wirbelten auf. Später erfuhr ich, daß Dawson die beiden Handgranaten in den Wachraum geschleudert hatte.
    Zwischen uns führten wir Tharakos zur Tür hinaus. Spiro erwartete uns mit schußbereiter Maschinenpistole am Lastwagen.
    »Schnell ans Steuer, weg von hier«, rief ich ihm zu. Dawson und ich schoben den General auf die Ladefläche, dann kletterte Dawson hinter ihm hinauf. Spiro packte seine Waffe und rannte nach vorn. Ich war zwei Schritte hinter ihm, als er ins Führerhaus hinaufkletterte. In diesem Augenblick traf ihn ein einzelner, wohlgezielter Schuß genau in den Kopf.
    Als sich der Wagen in Bewegung setzte, schlugen ringsum die Kugeln ein. Mitten im dunklen Torbogen stand der Posten und hielt uns die Mündung seiner Waffe entgegen. Ich duckte mich und gab Gas. Die Windschutzscheibe zersplitterte, ich wurde mit Glasscherben überschüttet, dann spürte ich einen Ruck, hörte einen verzweifelten Schrei und wir waren draußen in der schützenden Nacht.
    Noch eine Viertelmeile vom Bauernhof entfernt, hustete der Motor asthmatisch und erstarb. Ich stieg aus und roch sofort das Benzin. Dawson ließ hinten das Brett herab. »Treibstofftank getroffen«, sagte er. »Und was nun?«
    »Wir gehen zu Fuß«, antwortete ich. »Und zwar möglichst schnell. Wenn uns diese Typen dahinten erwischen, werden wir bei lebendigem Leib geröstet.«
    »Ich halte jetzt alles für möglich«, entgegnete er, »aber ich glaube kaum, daß der General aus eigener Kraft mehr als hundert Schritte gehen kann, Sir. Man muß ihm übel mitgespielt haben.«
    »Sie haben ihm die Zunge herausgeschnitten«, sagte ich. »Ein angenehmer Gedanke. Hoffentlich beflügelt er Sie.«
    Das war der Fall, denn Dawson hielt sich in der folgenden Stunde prächtig. Er hatte recht, was den General betraf. Nach ein paar Metern mußten wir ihn abwechselnd auf dem Rücken tragen. Noch nie zuvor war ich so dankbar für die harte Ausbildung bei den Sonderkommandos, die jeden von uns körperlich fit hielt. Trotzdem war ich kurz vor dem Zusammenbrechen, als ich den bewußtlosen Tharakos in den Hof des Bauernhauses schleppte.
    Ich ließ ihn nicht allzu sanft zu Boden gleiten und sagte zu Dawson: »Wir brauchen irgendeinen Karren. Bestimmt steht auf dem Hof einer herum. Ich kümmere mich um Johnson.«
    Ich zündete die Lampe an. In der Stube war noch immer das blutige Durcheinander, und auch nach Johnson hatte der Tod mit seiner dunklen Hand gegriffen. Sein Gesicht war schon kalt.
    Die Tür flog krachend auf. Dawson stand im Türrahmen. »Ich hab' einen Handwagen gefunden, Sir, aber es kommt jemand. Unten am Pfad hör' ich Stimmen.«
    »Legen Sie Tharakos auf den Wagen und hauen Sie ab«, befahl ich. »Ich komme nach.«
    Er zögerte. »Und Sergeant Johnson, Sir? Lassen wir ihn hier?«
    »Ich kümmere mich um Sergeant Johnson. Hauen sie endlich ab.«
    In einer Kammer fand ich einen Kanister mit Petroleum. Ich goß es über den Fußboden und über die Leichen. Johnson und ich waren seit so langer Zeit Kameraden, daß ich es ihm schuldig war. Ich konnte ihn nicht mitnehmen, aber den anderen sollte er auch nicht in die Hände fallen.
    Als ich von der Tür aus die brennende Laterne in das Zimmer warf, gab es eine dumpfe Explosion, und alles stand in hellen Flammen. Ich rannte Dawson nach und holte ihn nach wenigen Metern ein. Gemeinsam schoben wir den Handkarren.
    Auf dem Bergsattel blieben wir stehen und sahen zurück. Der Bauernhof brannte lichterloh, und ich fragte mich, was man draußen auf den Kommandobrücken der Schiffe wohl denken mochte. Vor den Flammen sah ich etwa ein Dutzend dunkle Gestalten hin und her laufen, aber niemand schoß auf uns.
    »Ein Wikingerbegräbnis«, sagte Dawson leise.
    »So ungefähr. Und jetzt schnellstens weg von hier.«
    Alles übrige war nicht mehr aufregend. Wir schoben den Karren bis an den Rand der Klippe über der Thrassos-Bucht und schleppten General Tharakos gemeinsam hinunter zum Strand. Die See war jetzt ruhiger. Das war ganz gut für uns, denn wir hatten

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