Die Nacht von Sinos
sicher, daß es so bleibt?«
»Was habe ich zu tun?«
»Ich will Tharakos lebend und sicher aus der Festung holen.«
»Sie müssen verrückt sein.«
»Ich wüßte nicht warum. Wir fahren in Ihrem Lastwagen durch das Tor. Dann holen wir ihn mit Ihrer Hilfe aus der Zelle und hauen mit dem Lastwagen wieder ab. Das dauert höchstens fünf Minuten.«
»Und was wird dann aus mir?«
»Das ist Ihre Sache«, sagte ich. »Aber ich gebe Ihnen mein Wort, daß Sie am Leben bleiben.«
»Ihr Wort.« Dem Ton seiner Stimme merkte man es an, daß er sich wieder erholt hatte.
»Ich kann natürlich auch Spiro auf sie loslassen.«
Ampoulides drehte sich um und sah für einen kurzen Augenblick das lodernde Feuer in Spiros Augen, dann wandte er sich hastig wieder an mich. »Okay«, sagte er. »Ich tue, was Sie wollen.«
Alles Übrige mußte noch im Laufe der Nacht geschehen, bevor man Ampoulides und seine Leute vermißte. Drei Uhr morgens erschien mir als die richtige Zeit. Selbst die Kartenspieler würden dann wohl schlafen.
Der Lastwagen war ein alter britischer Dreitonner. Spiro übernahm das Steuer, und ich setzte mich neben ihn und drückte dem Major die Mündung der Maschinenpistole in die Seite. Hinten auf der Ladefläche hockte Dawson mit einer Schmeisser-MP.
Der Weg zur Festung war sehr schlecht. Anscheinend hatte man im Laufe der Jahre nichts mehr daran repariert. Die letzte Viertelmeile führte über eine mit Steinen besäte Hochebene, die zum höchsten Punkt der Klippe anstieg. Die Festung stand genau auf dem strategisch richtigen Punkt der Insel, zumindest damals, als die Türken noch diesen Teil des Mittelmeers beherrschten.
Am Haupttor hing eine Sturmlaterne an einem Haken. Darunter hockte der Wachtposten an die Wand gelehnt und schlief, das Gewehr über die Knie gelegt.
Als wir langsam auf das Tor zurollten, sprang er auf, aber ich stieß Ampoulides an, und er steckte den Kopf aus dem Wagenfenster.
Das genügte. Der Posten rief ihm etwas zu und ließ uns passieren. Spiro fuhr über den dunklen Hof auf die Tür des Turms zu, über der eine zweite Sturmleuchte hing. Er wendete den Lastwagen, zog die Handbremse an und ließ den Motor laufen.
Wir hatten mindestens ein halbes dutzendmal durchgesprochen, was jeder zu tun hatte, aber ich mißtraute Ampoulides trotzdem.
»Wenn oben ein Posten steht, dann wäre es besser, wenn Sie keinen Fehler begehen. Geht etwas schief, sind Sie als erster dran. Ich warne Sie.«
Vielleicht versuchte er, sich an einen letzten rettenden Strohhalm zu klammern, aber wahrscheinlich sagte er sich, daß er so oder so eine Kugel in den Kopf bekommen würde.
Jedenfalls gingen wir auf die Tür zu, auf der einen Seite ich, auf der anderen Dawson. Spiro wartete beim Lastwagen. Ich öffnete leise die Tür. Von der Sturmleuchte fiel ein Lichtstrahl in den dunklen Flur.
Es war totenstill. Dawson stellte sich flach an die Wand und deckte mit seiner Maschinenpistole den Wachraum auf der linken Seite.
Die Treppe gegenüber war breiter, als ich erwartet hatte. Weiter oben sah ich den Lichtschein einer weiteren Lampe, die vermutlich vor der Zelle des Generals brannte.
Ich flüsterte Ampoulides zu: »Los, hinauf.«
Er machte einen zögernden Schritt vorwärts, dann warf er sich herum, sprang durch die Tür hinaus und rannte um sein Leben. Er hatte keine Chance, denn genau darauf schien Spiro gewartet zu haben. Im Wechselmagazin einer Schmeisser stecken achtundzwanzig Schuß, und ich bin sicher, daß Spiro das ganze Magazin in den Major leerte. Der Mann wurde gegen die Wand geschleudert.
Im Wachraum ertönte ein Schrei, dann fiel ein Stuhl um.
»Die gehören alle Ihnen«, rief ich Dawson zu. »Ich hole Tharakos.«
Ich rannte die Steinstufen hinauf und erreichte die nächste Biegung gleichzeitig mit einem stämmigen Bauernjungen, der die Treppe herunterkam. Er sprang auf mich los, aber ein Feuerstoß aus meiner Waffe warf ihn zurück.
Unten mußte jeder, der aus der Tür des Wachraums trat, genau in das Feuer von Dawsons Schmeisser hineinlaufen. Ich rannte weiter.
Dann stand ich vor einem alten Eichentor, das mit breiten Eisenbändern beschlagen war. Im Licht der Sturmlaterne an der Wand sah ich die beiden kräftigen eisernen Riegel. Ich zog sie zurück und öffnete die Tür.
Unten wurde jetzt wie wild geschossen. Hier oben war es still, in der Zelle regte sich nichts. Ich nahm die Laterne vom Haken und trat ein.
»General Tharakos, ich will Sie herausholen.«
Er trat mir aus der
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