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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Temperatur fiel um gefühlte fünf Grad, während ich innerlich und äußerlich erstarrte.

    Das Klingeln war noch nicht ganz verhallt, als die erste Stampede zur Kurzpause einsetzte und ich, mehr oder weniger unsanft von Klaus aus dem Sekretariat geschupst und von der hinter mir zufallenden Tür ausgesperrt, beinahe mit der Schülermasse davon gedrängt wurde. Es war deutlich schlimmer, als in jedem Highschool-Film. Zwar wurden Räume getauscht, ein schneller Happen gegessen und Stundenpläne verglichen, aber das war doch kein Grund harmlose Nachzügler niederzuwalzen.
    »Du bist spät.« Rebecka, eine meiner engsten Freundinnen, tauchte wie ein Springteufel aus dem Barbiekatalog neben mir auf. Miss Superschülerin-hat-mit-Jonah-gemeinsame-Sache-gemacht-und-mich-vor-acht-Jahren-fast-gekillt-und-mir-vor-einem-Jahr-gegen-Simons-das-Leben-gerettet warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, so dass ich mich gezwungen sah, mit dem Entschuldigungswisch, den mir Klaus in letzter Sekunde in die Hand gedrückt hatte, vor ihrer Nase zu wedeln.
    »Du bist dem neuen Rektor schon begegnet?« Ihre Stimme klang entzückt. Ganz die kleine, begeisterungsfähige Musterschülerin, für die sie jeder hielt.
    Ich nickte, aber schon bei dem Gedanken lief mir ein neues Frösteln über den Arm und wieder versuchte ich zu verstehen, was eben vorgefallen war. Was zum Teufel hatten diese fünfzehn Sekunden – länger konnte die kurze Begegnung und der knappe Infoaustausch zwischen Klaus und Rektor nicht gedauert haben – zu bedeuten? Und wieso hatten beide so ausgesehen, als wären sie wirklich, wirklich wütend, den jeweils anderen zu sehen? Der Temperaturabfall zwischen ihnen hatte mindestens fünf Grad die Sekunde betragen, was mich als guten Paranoiker natürlich misstrauisch machte.
    Rebeckas Freude wurde von meiner Laune nicht getrübt. »Er soll unglaublich toll sein.« Ihre gute Stimmung galt unter anderem den anderen Zetteln in meiner Hand. »Und ein unglaublicher Verfechter von Kunst, Kultur und Sport.«
    »Solange er nicht versucht Picasso aus mir zu machen«, murmelte ich missmutig. Wenn Klaus den Neuen nicht mochte, war das gut oder schlecht?
    »Nein, du Schwimmprinzessin ...« Rebecka hielt mir den ersten Zettel unter die Nase. »... das sind die Wettkampftermine. Weiß du noch, wie lange Simons gebraucht hat, um uns zu informieren?«
    »Und manchmal hat er es erst einen Tag vorher geschafft.« Elijah hatte sich angeschlichen, umarmte mich schwungvoll von hinten und verpasste meinem Hinterkopf einen Knutscher. Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen weg, was ihn nur zum Lachen brachte. Nur weil der Nachtmahr-Inkubus auch bei mir einen auf »normal« und Mister Flirty machte, musste ich noch längst nicht darauf eingehen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich konnte auch über ein Jahr lang schmollen und nachtragend sein. Schließlich hatte er versucht mich in den ewigen Schlaf zu küssen. Ganz ohne jede Metapher.
    »Welche Leistungskurse hast du?« Er bezog Position an meiner Seite und zupfte an den anderen Zetteln, bis ich die Wahl zwischen Loslassen oder Zerreißen hatte und er endlich meinen Stundenplan in der Hand hielt.
    »Deutsch?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Ich habe als Kind mit meinen Eltern einige Jahre in Deutschland gelebt.«
    »Und sie hört sogar noch Musik auf Deutsch.« Rebecka tippte sich an die Stirn.
    »Ich weiß gar nicht, was daran schlecht sein soll.« Daria, bekennender Ärzte-Fan und erst mit zehn Jahren in die USA gekommen, gesellte sich zu uns. Sie dabei neben der ebenfalls blonden Rebecka stehen zu sehen brachte mich zum Kichern.
    »Und als zweites Hauptfach?«, erkundigte sich Rebecka.
    »Geschichte«, meinte Elijah, obwohl er mir den Zettel bereits zurückgegeben hatte.
    »Shit!«, kommentierte ich. Allein sein Unterton hatte gereicht, um mir die Augen zu öffnen. Mister Charming war wieder im Love-Boat und direkt auf Flirtkurs. Offenbar war ich nicht schmollend und pampig genug.
    »Gibt es ein Problem?«, erkundigte sich jemand hinter mir.
    Ich zuckte zusammen. Diese Stimme kam wirklich unerwartet. Wann und wie Klaus so nah gekommen war, ohne dass ich ihn bemerkt hatte? Keine Ahnung, aber es gefiel mir nicht. Aber die Tatsache, dass er irgendwie den Schutzengel raushängen ließ, schon. Trotzdem hielt ich die Luft an.
    Die angespannte Situation wurde durch den ankommenden David unterbrochen. »Hi, Dad!«
    »Wow, das geht ja hier zu wie in einem Taubenschlag«, kommentierte Klaus und sprach

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