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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hat gemeldet, dass er dem Mann namens Keel
    begegnet ist – beziehungsweise jemandem, der sich als Keel ausgab –,
    und er meinte, wenn der Bursche ein Oberfeldwebel der Wache ist, so
    wäre er, Brenn, der Onkel eines Affen. Er meinte, der Mann sei daran
    gewöhnt, ganz andere Dinge zu kommandieren. Schien sehr von ihm
    beeindruckt zu sein, wenn du mich fragst.«
    »Bei den Göttern, Thomas, ich brauche Hilfe !«, stieß der Major
    hervor.
    »Schick einige Reiter los! Zu einer kleinen, inoffiziellen Patrouille.
    Besorg dir neue Informationen! Du kannst es dir leisten, eine halbe
    Stunde zu warten.«
    »Ja! Gute Idee!«, sagte der Major und schwitzte Erleichterung aus.
    »Bitte kümmere dich darum!«
    Nachdem al e notwendigen Befehle erteilt waren, lehnte er sich
    zurück und blickte auf die Karte. Zumindest gewisse Dinge ergaben
    einen Sinn. Die Barrikaden schienen nach innen gerichtet zu sein. Die
    Leute verbarrikadierten sich gegen den Palast und die Stadtmitte. Über
    die Welt außerhalb von Ankh-Morpork schien sich kaum jemand
    Gedanken zu machen. Wenn man unter solchen Umständen einen
    peripheren Teil der Stadt unter Kontrolle bringen wollte, so stieß man
    am besten durch eins der Tore in der Stadtmauer vor. Vermutlich
    wurden sie nicht so gut bewacht wie sonst.
    »Thomas?«
    »Ja, Stefan?«
    »Hast du jemals die Nationalhymne gesungen?«
    »Ziemlich oft.«
    »Ich meine nicht offiziell.«
    »Du meinst, nur um zu zeigen, dass ich ein Patriot bin? Nein. Das
    wäre doch ziemlich seltsam.«
    »Und was ist mit der Fahne?«
    »Ich salutiere jeden Tag davor.«
    »Aber du winkst nicht damit?«, fragte der Major.
    »Ich glaube, als Kind habe ich einmal mit einer Papierfahne gewinkt.
    Am Geburtstag des Patriziers oder so. Wir standen in den Straßen, als
    er vorbeiritt, und wir riefen ›Hurra!‹.«
    »Und seit damals hast du nie wieder mit der Fahne gewinkt?«
    »Äh, nein, Stefan«, sagte der Hauptmann und wirkte verlegen. »Ich
    wäre sehr besorgt, wenn ich jemanden sähe, der die Nationalhymne
    singt und mit der Fahne winkt. Das machen eigentlich nur Fremde.«
    »Tatsächlich? Warum?«
    » Wir brauchen nicht zu zeigen, dass wir patriotisch sind. Ich meine, dies ist Ankh-Morpork. Wir brauchen keinen Wirbel zu machen, um
    darauf hinzuweisen, dass wir die Besten sind. Wir wissen es.«

    Es war eine verführerische Theorie, die der Phantasie von Wiggel und
    Keule entsprungen sein mochte, vielleicht auch dem nicht sehr geübten
    Denken von Fred Colon. Wenn Mumm es richtig verstand, lief es auf
    Folgendes hinaus:

    1 Angenommen, der Bereich hinter den Barrikaden ist größer als der vor den Barrikaden.
    2 Wenn er zum Beispiel mehr Leute und ein größeres Gebiet der Stadt
    enthält, wenn du mir folgen kannst.
    3 Das würde doch bedeuten, und korrigiere mich, wenn’s nicht
    stimmt, Oberfeldwebel, dass wir in gewisser Weise vor den
    Barrikaden stehen, nicht wahr?
    4 Und dann sind wir eigentlich gar keine Rebellen, oder? Weil wir mehr sind, und die Mehrheit kann nicht rebellieren, ist doch ganz klar.
    5 Und das macht uns zu den Guten. Natürlich sind wir von Anfang an
    die Guten gewesen, aber jetzt wird’s offiziel . Wegen der
    Mathematik.
    6 Deshalb dachten wir daran, die Barrikaden bis zur Kurzen Straße
    weiterzuschieben, und dann könnten wir durch die Düstergutstraße
    flitzen und die andere Seite des Flusses erreichen…
    7 Bekommen wir dadurch Schwierigkeiten, Oberfeldwebel?
    8 Du siehst mich so komisch an, Oberfeldwebel.
    9 Entschuldigung, Oberfeldwebel.

    Mumm dachte darüber nach, während Fred Colon mit wachsender
    Besorgnis vor ihm stand. Einige Barrikadenbauer in der Nähe wirkten
    so, als hätte man sie bei dem verbotenen Spiel »An die Tür klopfen und
    wegrennen« ertappt. Sie beobachteten Mumm aufmerksam, für den
    Fal , dass dieser explodierte.
    Eine sonderbare Art von Logik ließ sich nicht leugnen, wenn man
    Dinge wie »Realität« und »gesunder Menschenverstand« außer Acht
    ließ.
    Die Leute hatten sich Mühe gegeben. Es war sicher nicht weiter
    schwer, eine Straße in der Stadt zu blockieren. Man nagelte einfach
    einige Bretter an Karren und stapelte Möbel und andere Dinge darauf.
    Das genügte für die Hauptstraßen. Und wenn man entschlossen genug
    schob, ließen sich solche Barrikaden auch bewegen.
    Auch der Rest bereitete keine großen Probleme. Es waren ohnehin
    viele kleine Barrikaden vorhanden; sie mussten einfach nur
    zusammengefügt werden. Und so wuchs die Volksrepublik

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