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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ziemlich allein fühlen dürften.«
    Die Offiziere unterbrachen ihr Gespräch, als ein Korporal weitere
    Berichte brachte. Sie lasen bedrückt.
    »Es ist ruhig geworden«, sagte der Major.
    »Zeit fürs Abendessen«, erwiderte der Hauptmann.
    Der Major hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Dies ist kein
    Krieg! Jemand wirft einen Stein, geht hinter die nächste Ecke und ist
    wieder ein aufrechter Bürger! Es gibt keine Regeln !«
    Der Hauptmann nickte. Ihre Ausbildung hatte sie nicht auf so etwas
    vorbereitet. Sie hatten die Karten von Feldzügen untersucht, mit weiten
    Ebenen und Anhöhen, die erobert werden mussten. Städte wurden
    entweder belagert oder verteidigt. Man kämpfte nicht in ihnen. Dort hatte man keinen Überblick. Man konnte weder Aufstel ung beziehen
    noch manövrieren und bekam es immer mit Leuten zu tun, die den Ort
    so gut kannten wie ihre eigene Küche. Und man wol te ganz bestimmt
    nicht gegen einen Feind kämpfen, der keine Uniform trug.
    »Wo ist Seine Lordschaft?«, fragte der Hauptmann.
    »Er besucht den Bal , ebenso wie dein Kommandeur.«
    »Und welche Befehle hast du, wenn ich fragen darf?«
    »Er meinte, ich soll alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um
    unsere Ziele zu erreichen.«
    »Hat er diese Anweisung schriftlich erteilt?«
    »Nein.«
    »Schade. Meiner auch nicht.«
    Sie sahen sich an. Und dann sagte Wrangel: »Nun, derzeit gibt es
    keine Unruhen. Nicht in dem Sinn. Mein Vater sagte, so etwas sei auch zu seiner Zeit geschehen. Er meinte, man braucht nur ein wenig
    Geduld. Die Anzahl der Pflastersteine ist begrenzt, sagte er.«
    »Es ist fast zehn«, erwiderte der Major. »Die Leute gehen sicher bald
    zu Bett.«
    Beide Gesichter brachten die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die
    Lage beruhigt hatte. Niemand von ihnen wol te in eine Situation
    geraten, die von ihnen verlangte, notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
    »Also, Stefan, wenn nichts weiter geschieht…«, begann der
    Hauptmann.
    Vor dem Zelt wurde es unruhig, und dann kam ein Mann herein. Er
    war blut- und rußverschmiert. Rosarote Linien liefen dort über sein
    Gesicht, wo Schweiß durch den grässlichen Schmutz geflossen war. Der
    Bursche trug eine Armbrust auf dem Rücken, und Messer steckten in
    einem Gürtel, der sich quer über seine Brust zog.
    Der Mann war irre. Der Major erkannte den Blick. Die Augen
    glänzten zu hell, und das Lächeln wirkte zu starr.
    »Ah, ja«, sagte der Mann und streifte einen großen Schlagring aus
    Messing von den Fingern der rechten Hand. »Das mit dem Wachposten
    tut mir Leid, meine Herren, aber er wol te mich nicht passieren lassen,
    obwohl ich ihm das Kennwort nannte. Führt ihr hier den Befehl?«
    »Wer zum Teufel bist du?«, fragte der Major und stand auf. Der Mann
    blieb unbeeindruckt. »Carcer. Feldwebel Carcer«, sagte er.
    »Ein Feldwebel? In dem Fall kannst du…«
    »Aus der Ankertaugasse«, fügte Carcer hinzu.
    Der Major zögerte. Beide Offiziere wussten von den
    Unaussprechlichen, aber wenn man sie gefragt hätte, wären sie kaum
    imstande gewesen zu sagen, was sie wussten. Die Arbeit der
    Unaussprechlichen lief im Geheimen ab, hinter den Kulissen. Sie waren
    viel mehr als nur Wächter und unterstanden direkt dem Patrizier, was
    ihnen viel Einfluss gab. Solche Leute verärgerte man besser nicht. Man
    legte sich nicht mit ihnen an. Es spielte keine Rol e, dass dieser Mann
    nur den Rang eines Feldwebels bekleidete. Wichtiger war: Er gehörte zu
    den Unaussprechlichen.
    Und was noch schlimmer war: Der Major begriff, dass der Mann
    seine Gedanken sah und die Aussicht genoss.
    »Ja«, sagte Carcer. »Stimmt genau. Und du kannst von Glück sagen,
    dass ich hier bin, Soldatenjunge.«
    Soldatenjunge, dachte der Major. Und hier waren Männer, die
    zuhörten und sich daran erinnern würden. Soldatenjunge. »Warum?«,
    fragte er.
    »Während deine geschniegelten Soldaten herumstolziert sind und
    Waschfrauen gejagt haben«, sagte Carcer, zog einen freien Stuhl heran
    und nahm Platz, »fand der wahre Aufruhr in der Sirupminenstraße statt.
    Wusstet ihr das?«
    »Wovon redest du da? Man hat uns keine Unruhen von dort
    gemeldet, Mann!«
    »Ja, stimmt. Und hältst du das nicht für seltsam?«
    Der Major zögerte. Eine vage Erinnerung regte sich in ihm. Der
    Hauptmann brummte und schob ihm einen Zettel zu, woraufhin es ihm
    wieder einfiel.
    »Ein Hauptmann war heute Nachmittag dort und meldete, al es sei
    unter Kontrol e«, sagte der Major.
    »Ach? Unter wessen Kontrolle?«, fragte

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