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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Feldwebel ein echtes Handikap war.
    Oder gewesen wäre, wenn es Feldwebel nicht so ausgezeichnet
    verstanden hätten zu improvisieren.
    Derzeit befand sich Dickins in Wil kommenseife, einer Erweiterung
    der Ankertaugasse. Und er führte die Armee an.
    Sie wirkte nicht sehr beeindruckend. Keine zwei Waffen glichen sich,
    in den meisten Fäl en waren es nicht einmal Waffen in dem Sinne.
    Mumm schauderte, als er die Menge sah und sich an die Zukunft
    erinnerte, an die vielen häuslichen Querelen, die er im Lauf der Zeit
    erlebt hatte. Bei richtigen Waffen wusste man, woran man war, aber die
    falschen konnten vor al em unerfahrene Wächter in große
    Schwierigkeiten bringen. Beispielsweise Hackmesser, an Stangen
    befestigt. Oder Nägel. Oder Fleischerhaken.
    Immerhin war dies das Stadtviertel der kleinen Händler, Träger und
    Hafenarbeiter. Vor Mumm, in unordentlichen Reihen, standen Männer,
    die jeden Tag friedlich und völlig legal Gerätschaften mit Klingen und
    Dornen handhabten, neben denen ein normales Schwert so harmlos
    wirkte wie die Hutnadel einer Dame.
    Es gab auch klassische Waffen. Manche Männer waren mit ihrem
    Schwert oder ihrer Hel ebarde aus dem Krieg heimgekehrt. Waffen? O
    nein, Herr, natürlich nicht! Es sind Andenken. Und das Schwert war vermutlich verwendet worden, um das Feuer im Kamin zu schüren,
    und die Hel ebarde hatte gute Dienste geleistet als Pfosten für die
    Wäscheleine, und ihr einstiger Verwendungszweck war längst in
    Vergessenheit geraten…
    … bis jetzt.
    Mumm starrte auf das metal ene Durcheinander. Diese Leute
    brauchten nur still zu stehen, um eine Schlacht zu gewinnen. Wenn der
    Feind entschlossen genug angriff, würde er die andere Seite als
    Hackfleisch erreichen.
    »Einige von ihnen sind Wächter im Ruhestand, Härr«, flüsterte
    Dickins ihm zu. »Viele von ihnen haben irgendwann einmal einem
    Regiment angehört. Dazu kommen einige junge Leute, die was erleben
    wollen, du weißt ja, wie das ist. Was hältst du von ihnen?«
    »Gegen eine solche Truppe möchte ich auf keinen Fal kämpfen«,
    sagte Mumm. Mindestens ein Viertel der Männer hatte weißes Haar,
    und die meisten nutzten ihre Waffen als Krücken. »Ich möchte ihnen
    nicht einmal Befehle erteilen. Würde ich diesen Leuten ›Ganze
    Abteilung kehrt!‹ befehlen, würde es Gliedmaßen regnen.«
    »Sie sind entschlossen, Härr.«
    »Mag sein. Aber mir liegt nichts an einem Krieg.«
    »Dazu kommt es nicht, Härr«, sagte Dickins. »Ich habe in meinem
    Leben einige Barrikaden gesehen. Für gewöhnlich endet al es friedlich.
    Ein neuer Mann übernimmt die Macht, die Leute langweilen sich, und
    al e gehen nach Hause, Härr.«
    »Aber Winder ist ein Spinner«, wandte Mumm ein.
    »Nenn mir einen Patrizier, der nicht plemplem war, Härr«, erwiderte
    Dickins.
    Herr, dachte Mumm. Und er ist älter als ich. Ich sol te mir Mühe
    geben und das Beste daraus machen.
    »Feldwebel«, sagte er, »ich möchte, dass du zwanzig Männer
    auswählst, die du im Kampf gesehen hast, Männer, auf die Verlass ist.
    Geh mit ihnen zum Latschenden Tor und halt dort Wache!«
    Dickins wirkte verwirrt. »Aber das Tor ist verriegelt, Härr. Und es
    liegt hinter uns. Ich dachte, wir könnten vielleicht…«
    »Zum Tor, Feldwebel«, beharrte Mumm. »Deine Männer sol en
    aufpassen, dass sich niemand heranschleicht, um die Riegel beiseite zu
    schieben. Und ich möchte, dass die Wachen auf den Brücken verstärkt
    werden. Leg dort Fußangeln aus, spann Drähte… Es sol jedem
    schlecht ergehen, der versucht, uns über die Brücken zu erreichen,
    verstanden?«
    »Hast du etwas erfahren, Härr?«, fragte Dickins und neigte den Kopf
    zur Seite.
    »Sagen wir, dass ich wie der Feind denke«, erwiderte Mumm. Er trat
    einen Schritt näher und senkte die Stimme. »Du weißt, wie das läuft,
    Dai. Niemand mit ein bisschen Grütze im Kopf greift eine Barrikade
    an. Man sucht nach den Schwachstel en.«
    »Dort drüben gibt es weitere Tore, Härr«, sagte Dickins skeptisch.
    »Ja, aber wenn der Gegner das Latschende Tor unter seine Kontrol e
    bringt, kommt er zur Ulmenstraße, und dann führt ein netter langer
    Galopp dorthin, wo wir keinen Angriff erwarten«, erklärte Mumm.
    »Aber… du rechnest damit, Härr.«
    Mumm zeigte Dickins ein ausdrucksloses Gesicht, und das genügte
    als Hinweis.
    »Die Sache ist bereits erledigt, Härr«, erwiderte er zufrieden.
    »Und ich möchte ordentlich viele Männer bei al en Barrikaden«, sagte
    Mumm. »Und einige

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