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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Carcer. Er lehnte sich zurück
    und legte die Füße auf den Tisch.
    Der Major starrte auf die Stiefel, die sich davon jedoch nicht in
    Verlegenheit bringen ließen. »Nimm die Füße von meinem Tisch!«,
    sagte er kühl.
    Carcer kniff die Augen zusammen. »Wer verlangt das von mir?«,
    fragte er.
    »Die Befehlshaber der Streitmacht, die du dort draußen gesehen
    hast…«
    Der Major blickte in Carcers Augen und bereute es sofort. Wahnsinn.
    Er hatte solche Augen auf dem Schlachtfeld gesehen.
    Ganz langsam und übertrieben vorsichtig nahm Carcer die Füße vom
    Tisch. Er holte ein Taschentuch hervor, an dem noch mehr Schmutz zu
    kleben schien als in seinem Gesicht, hauchte auf das Holz und polierte
    es eifrig.
    »Ich bitte in al er Form um Verzeihung«, sagte er. »Nun, während ihr
    Herren hier euren Tisch aufgeräumt und sauber gehalten habt, frisst sich ein Geschwür, wie man so schön sagt, haha, durchs Herz der Stadt. Hat
    euch jemand mitgeteilt, dass das Wachhaus in der Ankertaugasse
    niedergebrannt worden ist? Wir glauben, dass dabei sowohl der arme
    Hauptmann Schwung ums Leben gekommen ist als auch einer
    unserer… Helfer.«
    »Schwung, bei den Göttern«, sagte Hauptmann Wrangel.
    »Das habe ich gesagt. Der ganze Abschaum, den eure Jungs von den
    Tollen Schwestern und aus den anderen Nestern vertrieben haben – er
    hat sich dorthin zurückgezogen.«
    Der Major sah auf den Bericht. »Aber unsere Patrouille hat gemeldet,
    dass dort nichts auf Unruhen hindeutet. Die Präsenz der Wache auf den
    Straßen war offensichtlich, heißt es. Die Leute winkten mit der Fahne
    und sangen die Nationalhymne.«
    »Na bitte«, sagte Carcer. »Singst du jemals die Nationalhymne auf der
    Straße, Major?«
    »Äh, nein…«
    »Wen hat Seine Lordschaft dorthin geschickt?«, fragte Wrangel. Major
    Sitzgut-Stehschnell blätterte in den Papieren. Er machte ein langes
    Gesicht. »Rust«, sagte er.
    »Meine Güte. Ausgerechnet.«
    »Vermutlich ist der Mann tot«, meinte Carcer, und der Major
    versuchte, nicht erleichtert auszusehen. »Den Befehl führt nun ein
    gewisser Oberfeldwebel Keel. Aber er ist ein Schwindler. Der echte
    Keel liegt in der Leichenhalle.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte der Major.
    »Wir von der Sondergruppe verstehen uns darauf, Dinge
    herauszufinden«, sagte Carcer.
    »Das habe ich gehört«, murmelte der Hauptmann.
    »Meine Herren, Kriegsrecht bedeutet, dass das Militär den zivilen
    Kräften zu Hilfe kommt«, sagte Carcer. »Und das tue ich derzeit.
    Natürlich könntet ihr Kuriere zum Bal schicken, aber ich schätze, das
    wäre eurer beruflichen Laufbahn nicht sehr förderlich. Ich bitte eure
    Männer darum, mich bei einem gezielten Angriff zu unterstützen.«
    Der Major starrte ihn an. Der Abscheu, den er Carcer
    entgegenbrachte, kannte keine Grenzen. Aber er war noch nicht lange
    Major, und wenn man gerade erst befördert worden war, wol te man
    den neuen Rang lange genug bekleiden, um den Borten Zeit zu geben
    anzulaufen.
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Du und deine Leute, ihr habt einen
    langen Tag hinter euch, Feldwebel«, sagte er. »Warum geht ihr nicht
    zum Speisezelt, während ich mich mit den anderen Offizieren berate?«
    Carcer stand so plötzlich auf, dass der Major zusammenzuckte. Dann
    beugte er sich vor, die Fingerknöchel auf dem Tisch.
    »Tu das, Soldatenjunge«, sagte er mit einem Grinsen wie die Schneide
    einer rostigen Säge. Abrupt drehte er sich um und trat in die Nacht
    hinaus.
    Stille folgte, und schließlich sagte Wrangel: »Ich fürchte, sein Name
    steht auf der Liste, die uns Schwung gestern geschickt hat. Und streng
    genommen hat er Recht mit seiner Bemerkung über das Gesetz.«
    »Soll das heißen, wir müssen Befehle von ihm entgegennehmen?«
    »Nein. Aber er kann unsere Hilfe anfordern.«
    »Und kann ich ablehnen?«
    »O ja. Natürlich. Aber…«
    »Ich müsste es Seiner Lordschaft erklären.«
    »Ja.«
    »Aber der Mann ist ein bösartiger Mistkerl! Du kennst die Sorte.
    Solche Burschen schließen sich uns an, weil sie plündern wollen.
    Letztendlich muss man sie hängen, um ein Exempel zu statuieren.«
    »Äh…«
    »Was ist?«
    »Bei einer Sache hat er Recht. Ich habe mir die Berichte angesehen,
    und… es ist seltsam. Im Bereich der Sirupminenstraße hat von Anfang
    an erstaunliche Ruhe geherrscht.«
    »Das ist doch gut.«
    »Es ist unglaublich, wenn man al es zusammennimmt, Stefan.
    Offenbar wurde nicht einmal das Wachhaus angegriffen. Äh… und
    Hauptmann Brenn

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