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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einer
    Person, die weiß: In einer schwierigen Situation muss sie auf den guten
    Willen von jemandem hoffen, der gar keinen Grund hat, guten Willen
    zu zeigen.
    »Du wärst erstaunt über einige der Fal en, die es hier gibt«, fuhr Mumm fort. »Manche von ihnen sind sehr ausgeklügelt, wenn ich das sagen
    darf.«
    »Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich die Ziegel auf dem Dach so
    verschieben, Herr.«
    »Sie sind an geschmierten Schienen befestigt.«
    »Ausgezeichnet, Herr!«
    »Einige der Fallen würden dich in etwas Tödliches stürzen lassen«,
    sagte Mumm.
    »Da kann ich von Glück sagen, dass ich in diese Grube gefal en bin.«
    »Oh, sie wirkt ebenfalls tödlich«, sagte Mumm. »Nach einer Weile.« Er
    seufzte. Natürlich ging es ihm darum, die Gilde von solchen Dingen
    abzuhalten, aber… Sein Name stand nicht mehr auf der Liste? Es gefiel
    ihm nicht, wenn ihm irgendwelche verstohlenen Gestalten nach dem
    Leben trachteten, Leute, die vorübergehend in den Diensten dieser oder
    jener Feinde standen. Andererseits hatte er darin immer eine Art
    Vertrauensvotum gesehen. Es zeigte, dass er die Reichen und
    Arroganten ärgerte, die es verdienten, geärgert zu werden.
    Außerdem war die Assassinengilde leicht zu überlisten. Sie hatte
    strenge Regeln, an die sie sich um der Ehre willen hielt. Mumm, der
    sich in praktischen Bereichen nicht mit Regeln belastete, fand das
    durchaus in Ordnung.
    Man hatte seinen Namen von der Liste gestrichen? Die einzige andere
    Person, die angeblich nicht auf der Liste stand, war der Patrizier Lord
    Vetinari. Die Assassinen verstanden das Spiel der Politik in Ankh-
    Morpork besser als sonst jemand, und wenn sie jemanden von ihrer
    Liste strichen, so glaubten sie, dass der Tod des Betreffenden nicht nur
    das Spiel verdarb, sondern das Spielbrett zerbrach…
    »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich herausziehen könntest,
    Herr«, sagte Jocasta.
    »Was? Oh, ja. Tut mir Leid, hab saubere Sachen an«, sagte Mumm.
    »Aber wenn ich ins Haus zurückkehre, sage ich dem Butler, dass er mit
    einer Leiter hierher kommen sol . Was hältst du davon?«
    »Vielen Dank, Herr. Freut mich, dir begegnet zu sein, Herr.«
    Mumm schlenderte zum Haus zurück. Nicht mehr auf der Liste?
    Konnte er Einspruch erheben? Viel eicht dachten die Assassinen…
    Der Duft strich über ihn hinweg. Er sah auf.
    In der Nähe blühte ein Fliederstrauch.
    Er starrte wortlos.
    Verdammt! Verdammt ! Jedes Jahr vergaß er es. Nein, das stimmte nicht.
    Er vergaß es nicht. Er verstaute die Erinnerungen wie altes
    Silberbesteck, das nicht anlaufen sollte. Und jedes Jahr kehrten sie
    zurück, scharf und funkelnd, stachen ihm ins Herz. Ausgerechnet
    heute…
    Er streckte die Hand aus, und seine Finger zitterten, als er nach einer
    Blüte griff und vorsichtig den Stiel brach. Er schnupperte daran, und
    einige Sekunden blickte er ins Nichts. Schließlich setzte er sich wieder
    in Bewegung und trug die Blüte vorsichtig ins Ankleidezimmer.
    Willikins hatte für heute die offizielle Uniform vorbereitet. Sam Mumm sah verwundert darauf hinab, und dann fiel es ihm ein. Wachkomitee.
    Na schön. Der verbeulte alte Brustharnisch kam dafür nicht in Frage…
    Nicht für Seine Gnaden, den Herzog von Ankh und Kommandeur der
    Stadtwache, Sir Samuel Mumm. In dieser Hinsicht hatte sich Lord
    Vetinari sehr klar ausgedrückt, verdammter Mist.
    Die Tatsache, dass Sam Mumm die Notwendigkeit dieser Sache
    einsah, machte al es noch ärgerlicher. Er verabscheute die offizielle
    Uniform, aber inzwischen repräsentierte er etwas mehr als nur sich
    selbst. Sam Mumm war in einer schmutzigen Rüstung bei
    Besprechungen erschienen, und selbst Sir Sam Mumm fand immer
    wieder einen Grund, die ganze Zeit über seine Straßenuniform zu
    tragen. Aber ein Herzog… Ein Herzog musste feiner aussehen. Ein
    Herzog konnte nicht einfach den Hintern aus der Hose hängen lassen,
    wenn er ausländischen Diplomaten gegenübertrat. Auch der alte Sam
    Mumm hatte seinen Hintern nicht aus der Hose hängen lassen, aber es
    wäre nicht zu einem Krieg gekommen, wenn er es doch einmal getan
    hätte.
    Der einfache alte Sam Mumm hatte sich gewehrt, die meisten Federn
    entfernt und die lächerliche Strumpfhose weggeworfen. Das Ergebnis
    war eine Paradeuniform, deren Träger zumindest den Eindruck
    erweckte, männlichen Geschlechts zu sein. Aber der Helm war golden
    verziert, und die nach Maß fertigenden Waffenschmiede hatten einen
    neuen, glänzenden Brustharnisch mit goldenen

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