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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sein…«
    »Soll das heißen, du willst zum Militär, um auf dem Schlachtfeld zu
    plündern?«, brachte der Major schockiert hervor. »Ein kleiner… Junge
    wie du?«
    »Einmal, als der alte Sconner zwei Tage lang nüchtern war, hat er
    kleine Soldaten für mich gebastelt«, sagte Nobby. »Sie hatten diese
    kleinen Stiefel, die man ihnen abnehmen konnte…«
    »Sei still!«, ächzte der Major.
    »… und die kleinen hölzernen Zähne, die man…«
    »Sei endlich still! «, rief der Major. »Hast du denn überhaupt kein Interesse an Ehre? Ruhm? Liebe zur Stadt?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Nobby »Bekommt man viel dafür?«
    »So etwas ist unbezahlbar !«
    »In dem Fal bleibe ich lieber bei den Stiefeln, wenn’s dir recht ist«,
    sagte Nobby. »Man kann sie für zehn Cent das Paar verkaufen, wenn
    man den richtigen Laden kennt…«
    »Sieh dir Kavallerist Gabitass an!«, stieß der inzwischen recht
    verärgerte Major hervor. »Zwanzig Jahre im Dienst, ein hervorragender
    Soldat! Ihm käme es nie in den Sinn, die Stiefel eines gefallenen Feinds
    zu stehlen, oder?«
    »Nein, Herr!«, erwiderte Gabitass. »So was ist total schwachsinnig!« *

    * Und das stimmte. Halte dich nicht mit den Stiefeln auf, hätte Kavallerist Gabitass geraten, wenn er bereit gewesen wäre, einen Rat zu geben. Man muss jemanden vom Tross bestechen, um einen Vorrat anzulegen, und letztendlich
    »Äh… ja!«, bestätigte der Major. »Von Männern wie Kaval erist
    Gabitass könntest du viel lernen, mein lieber Nobbs. Offenbar hat die
    Zeit bei den Rebellen deinen Kopf mit völlig falschen Ideen gefüllt.«
    »Ich bin kein Rebel !«, entfuhr es Nobby. »Nenn mich nicht Rebel ,
    denn ich bin keiner, ich bin ein Ankh-Morpork-Junge und stolz darauf,
    jawohl! Ha, du irrst dich, ich bin nie ein Rebel gewesen, und es ist
    gemein von dir, mich so zu nennen! Ich bin ein ehrlicher Junge!«
    Große Tränen rollten ihm über die Wangen, wuschen den Schmutz
    weg und legten tiefe Schichten aus älterem Schmutz frei.
    Mit so etwas hatte der Major keine Erfahrung. Aus allen
    Körperöffnungen des kleinen Jungen schien Flüssigkeit zu strömen. Er
    richtete einen Hilfe suchenden Blick auf Gabitass.
    »Du bist ein verheirateter Mann, Kaval erist. Was sol en wir jetzt
    machen?«
    »Ich könnte ihm eine Ohrfeige geben, Herr«, antwortete Gabitass.
    »Das ist sehr rücksichtslos, Kaval erist! Nun, äh, eben hatte ich noch
    ein Taschentuch…«
    »Ha, ich habe meinen eigenen Wischlappen, herzlichen Dank, du
    brauchst gar nicht so herablassend zu tun«, schniefte Nobby und zog
    ein Tuch aus der Tasche. Genauer gesagt: Er zog ein Dutzend Tücher
    aus der Tasche, darunter auch eins mit den Initialen S.S.S. Sie waren so
    miteinander verheddert wie die Flaggen-aller-Nationen eines
    Zauberkünstlers, und in dem Durcheinander steckten auch einige
    Geldbörsen und ein halbes Dutzend Löffel.
    Nobby wischte sich das Gesicht mit dem ersten Tuch ab, stopfte
    dann alles in die Tasche zurück und stellte fest, dass ihn die Männer
    groß anstarrten.
    »Na? Was ist?«, fragte er trotzig.
    »Erzähl uns von Keel!«, sagte der Major.

    verdient man nur ein paar Dollar. Spezialisiere dich auf Schmuck. Den kann
    man leicht transportieren. Kavallerist Gabitass hatte zu viele Schlachtfelder gesehen, um das Wort »Ruhm« auszusprechen, ohne dabei
    zusammenzuzucken.
    »Ich weiß gar nichts nich’«, erwiderte Nobby automatisch.
    »Aha, das bedeutet, dass du etwas weißt«, sagte der Major, der
    tatsächlich zu den Personen zählte, die einen so kleinen Triumph
    genossen.
    Nobby stand mit ausdrucksloser Miene auf dem Stuhl. Der
    Hauptmann beugte sich vor und flüsterte dem Major etwas ins Ohr.
    »Äh, nur nach den Regeln der Mathematik, Stefan«, flüsterte
    Hauptmann Wrangel. »Ich glaube, in diesem Fal sol das doppelte
    Negativum nur betonen, dass er…«
    »Erzähl uns von Keel!«, rief der Major.
    »Major, warum überlässt du solche Dinge nicht den Experten?«,
    erklang eine Stimme.
    Der Major sah auf. Carcer und seine Männer waren ins Zelt
    gekommen. Der Feldwebel lächelte wieder.
    »Hast da einen kleinen Gefangenen, was?«, fragte Carcer, trat näher
    und musterte Nobby. »Ist bestimmt ein Rädelsführer, ja. Hat er dir
    irgendwas verraten? Wohl kaum. Man braucht eine besondere
    Ausbildung, um aus solchen Leuten etwas herauszuholen, haha.«
    Er schob die Hand in die Tasche. Als sie wieder zum Vorschein kam,
    glänzten Messingringe an den Fingern.
    »Nun, Junge«, sagte Carcer,

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