Die Nachtwächter
waren zum Kern einer massiven Wand aus
Holz und Plunder geworden. Eine schmale, niedrige Lücke gewährte
den Leuten Durchlass: Wenn sie die Volksrepublik der
Sirupminenstraße betreten wol ten, mussten sie sich ducken, und dann
befand sich ihr Kopf genau auf der richtigen Höhe für ein sanftes
Klopfen, fal s es Soldaten waren. Jetzt krabbelten Menschen wie Ratten
hindurch.
Mumm erklomm die Barrikade und spähte über sie hinweg. Am
anderen Ende der Straße bemerkte er eine große Metal wand, die sich
langsam näherte, umgeben von brennenden Fackeln. Mehr ließ sich in
einer Stadt ohne Lichter nicht erkennen. Aber Mumm wusste auch so,
worum es sich handelte.
Man nannte so etwas »Große Marie«, und sie war auf einem
besonders großen und schweren Wagen angebracht. Mumm hatte solch
ein Gerät schon einmal gesehen. Zwei Ochsen schoben den Wagen von
hinten. Die Wand bestand nur aus dünnem Metal , um die Verteidiger
daran zu hindern, die Bretter darunter in Brand zu setzen. Der ganze
Apparat diente dazu, die Männer zu schützen, die hinter der Deckung
kauerten und große Haken am Ende langer Ketten bereithielten…
Sie sol ten die Haken in die Barrikade schlagen, und dann würde man
die Ochsen drehen, so dass sie nicht mehr schoben, sondern zogen,
und vielleicht spannte man noch vier weitere an, und dann wurde alles,
was man aus Holz bauen konnte, auseinander gerissen.
Zwischen der Großen Marie und der Barrikade versuchte eine
entsetzte Menge, sich in Sicherheit zu bringen.
»Hast du irgendwelche Befehle für uns, Oberfeldwebel?«, fragte Fred
Colon und schob sich an Mumms Seite. Er sah über die Straße. »Meine
Güte…«
»Ja, bei solchen Gelegenheiten braucht man den einen oder anderen
Troll in der Truppe«, sagte Mumm. »Ich schätze, Detr…«
»Trolle?«, brachte Colon hervor. »Das hätte keinen Sinn. Sie sind zu
dumm, um Befehlen zu gehorchen.«
Die Zukunft wird dir zeigen, dass du dich irrst, dachte Mumm. Laut
sagte er: »Na schön. Al e, die keine Waffe haben oder keine haben
sol ten, ziehen sich so weit wie möglich zurück, klar? Schick Dickins
eine Nachricht. Lass ihm mitteilen, dass wir alle Männer brauchen, die
er entbehren kann, aber… verdammt!«
Was war zuvor geschehen? Vor den Barrikaden hatte es ziemlich viel
Unruhe gegeben, um von der Kaval erie abzulenken, die durch das
Latschende Tor und dann durch die Ulmenstraße kam. An dies
erinnerte er sich nicht.
Er blickte erneut zur Großen Marie. Ganz oben auf der wackelnden
Metal wand, auf der anderen Seite, gab es normalerweise einen
schmalen Sims für Bogenschützen – sie sol ten auf alle schießen, die
versuchten, die Abrissgruppe bei ihrer Arbeit zu stören.
Im trügerischen Licht der Fackeln glaubte Mumm, dort Carcers
Gesicht zu sehen. Trotz der großen Entfernung lag in dessen Gesicht
etwas, das sich auf schreckliche Weise sofort erkennen ließ.
Schwung ist tot. Und wenn al e verwirrt herumlaufen, kann jemand
mit genug Entschlossenheit und Zielstrebigkeit nach oben gelangen,
wenn er frech genug ist. Ich bin das beste Beispiel dafür, dachte Mumm.
Er kletterte nach unten und wandte sich an die Männer.
»Ich brauche einen Freiwilligen nein, nicht du, Sam. Du, Wiggel. Dein Vater ist Zimmermann, nicht wahr? Hinter der Ecke dort drüben ist
eine Tischlerei. Lauf und besorg mir einige Holzhämmer und Keile oder lange Nägel… was Spitzes. Los, los, los!« Wiggel nickte und stob davon.
»Und… mal sehen, ja, ich brauche frischen Ingwer. Hol ihn aus der
nächsten Apotheke, Nimmernich!«
»Was hast du damit vor, Oberfeldwebel?«, fragte Sam.
»Ich möchte die Dinge ein wenig scharf machen.«
Mumm nahm Helm und Brustharnisch ab und nickte in Richtung der
Lücke, durch die noch immer Leute kamen.
»Wir gehen auf die andere Seite, Fred. Glaubst du, du kannst uns
einen Weg bahnen?«
»Ich werd’s versuchen, Oberfeldwebel.« Fred Colon straffte die
Schultern.
»Wir halten das Ding auf. Es kann nicht schnel bewegt werden, und
in dem Durcheinander wird niemand etwas bemerken. Oh, das war
schnell, Billy…«
»Ich hab mir einfach al es geschnappt«, schnaufte Wiggel und eilte mit
einem Beutel herbei. »Ich weiß, was du vorhast, Oberfeldwebel. Als ich
ein Kind war, haben wir uns manchmal solche Streiche erlaubt…«
»Ich auch«, sagte Mumm. »Und da kommt der Ingwer. Herrlich.
Treibt einem Tränen in die Augen. Alles klar, Billy? Es kann losgehen,
Fred.«
Fred Colons Körpermasse
Weitere Kostenlose Bücher