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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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musst sehr überzeugend klingen.«
    »Ich schätze, ich werde trotzdem misstrauisch.«
    »Traust du nicht einmal dir selbst?«
    »Ich bin ein sehr argwöhnischer Typ und könnte denken, dass ich
    etwas vor mir verberge. Wie willst du mich zum Wachhaus
    zurückbringen? Denk nicht einmal daran, mir irgendeinen Trank
    einzuflößen.«
    »Nein. Wir verbinden dir die Augen, drehen dich mehrmals und
    führen dich auf einem Umweg zurück. Das verspreche ich.«
    »Hast du sonst noch einen Rat für mich?«, fragte Mumm düster.
    »Sei einfach du selbst«, sagte Kehrer. »Steh es durch. Irgendwann
    kommt der Zeitpunkt, an dem du zurücksiehst und in al em einen Sinn
    erkennst.«
    »Wirklich?«
    »Ich würde dich nicht anlügen. Es wird ein perfekter Moment sein,
    glaub mir.«
    »Aber…« Mumm zögerte.
    »Ja?«
    »Dir ist sicher klar, dass es noch ein anderes kleines Problem gibt,
    wenn ich Feldwebel Keel sein soll. Ich erinnere mich an diesen Tag.
    Und ich weiß, was geschehen wird.«
    »Ja«, sagte Kehrer. »Ich weiß es ebenfalls. Sollen wir darüber reden?«

    Hauptmann Tilden blinzelte. »Was ist gerade passiert?«, fragte er.
    »Wie bitte?« Übelkeit stieg in Mumm auf. Für einen Moment fühlte sich
    die Rückkehr der Zeit so an, als steckte er in einem großen
    Schraubstock.
    »Du bist verschwommen, Mann.«
    »Viel eicht habe ich dies hier einfach nur satt«, sagte Mumm. »Hör
    mal, Hauptmann, ich bin John Keel. Ich kann es beweisen. Stel mir
    irgendeine Frage. Du hast doch meine Papiere, oder?«
    Tilden zögerte kurz. Er war ein Mann, dessen Geist genug Masse für
    ein eigenes Bewegungsmoment hatte. Seinen Gedanken fiel es schwer,
    die Richtung zu ändern.
    »Wie heißt der Kommandeur der Pseudopolis-Wache?«, fragte er.
    »Sheriff Mackelwich«, sagte Mumm.
    »Ha! Falsch! Haust gleich bei der ersten Frage daneben. Die richtige
    Antwort, du Narr, lautet: Sheriff Perlig…«
    »Hnah, entschuldige bitte, Herr…«, sagte Schnauzi nervös.
    »Ja? Was ist denn?«
    »Hnah, er hat Recht, Herr. Der neue Kommandeur der Pseudopolis-
    Wache heißt Mackelwich. Perlig ist letzte Woche gestorben. Hab’s in
    der, hnah, Taverne gehört.«
    »Er ist betrunken in den Fluss gefallen«, warf Mumm ein.
    »Das habe ich gehört, hnah, Herr«, sagte Schnauzi.
    Tilden wirkte verärgert und enttäuscht. »Du könntest es irgendwo
    aufgeschnappt haben«, brummte er. »Es beweist überhaupt nichts.«
    »Dann frag mich was anderes«, sagte Mumm. »Frag mich, was
    Mackelwich über mich sagte.« Und hoffentlich kenne ich die richtigen
    Antworten, dachte er.
    »Nun?«
    »Er nannte mich den besten Wächter seiner Truppe und bedauerte
    sehr, dass ich ging«, sagte Mumm. »Er meinte, ich hätte einen guten
    Charakter. Es tat ihm sehr Leid, dass er mir nicht die fünfundzwanzig
    Dollar bezahlen konnte, die ich hier bekomme…«
    »Ich habe dir keine…«
    »Nein, du hast mir zwanzig Dollar angeboten, aber nachdem ich das
    Durcheinander hier gesehen habe, nehme ich das Angebot nicht an!«
    Mumm frohlockte innerlich. Tilden wusste nicht einmal, wie man ein
    Gespräch kontrollierte. »Wenn du Feldwebel Klopf zwanzig Dollar
    bezahlst, so schuldet er dir neunzehn Dol ar Wechselgeld! Der Mann
    kann nicht reden und gleichzeitig Kaugummi kauen. Und sieh dir das
    hier an.«
    Mumm legte die Handschel en auf den Schreibtisch. Die Blicke von
    Schnauzi und Tilden folgten ihnen wie magnetisch angezogen.
    Du meine Güte, dachte Mumm, stand auf und zog Schnauzi die
    Armbrust aus den Händen – eine einzige, fließende Bewegung. Wenn
    man sich mit Autorität bewegte, gewann man ein oder zwei zusätzliche
    Sekunden. Autorität bedeutete alles.
    Er schoss auf den Boden und gab die Waffe dem erstaunten Schnauzi
    zurück.
    »Ein Kind könnte die Handschel en öffnen«, sagte Mumm. »Und
    Schnauzi hier hält zwar die Zellen sauber, aber als Wächter taugt er
    nichts. Hier muss alles gründlich auf Vordermann gebracht werden.« Er
    beugte sich vor, die Fingerknöchel auf dem Schreibtisch des
    Hauptmanns, das Gesicht nur wenige Zentimeter von dessen
    zitterndem Schnurrbart und den trüben Augen entfernt.
    »Fünfundzwanzig Dollar, oder ich gehe durch die Tür dort«, sagte er.
    Vermutlich hatte kein Gefangener irgendwo auf der Welt jemals solche
    Worte gesprochen.
    »Fünfundzwanzig Dollar«, murmelte Tilden wie hypnotisiert.
    »Und ich bekomme den Rang des Oberfeldwebels«, sagte Mumm.
    »Ich wil kein einfacher Feldwebel sein und mir von Leuten wie Klopf
    Befehle erteilen

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