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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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lassen.«
    »Oberfeldwebel«, wiederholte Tilden leise, und Mumm sah einen
    Hinweis auf Zustimmung. Es war ein ordentlicher, militärisch klingender Rang und erinnerte an die Zeiten vor der Wache, als Gerichte die
    Dienste eines großen Mannes mit einem Knüppel in Anspruch nahmen,
    um Schurken vorzuführen. Mumm hatte die Einfachheit einer solchen
    Verfahrensweise immer bewundert.
    »Nun, äh, Sheriff Mackelwich hat dich, äh, sehr gelobt«, sagte der
    Hauptmann und schob seine Papiere hin und her. »Ja, äh, sehr. Unsere
    Situation ist ein wenig schwierig seit dem Tod von Feldwebel Wi…«
    »Und ich bekomme das Geld für den ersten Monat im Voraus. Ich
    brauche Kleidung, eine anständige Mahlzeit und einen Schlafplatz.«
    Tilden räusperte sich. »Viele der unverheirateten Männer wohnen in
    der Kaserne in Billigseite…«
    »Ich nicht«, sagte Mumm. »Ich komme bei Doktor Rasen in der
    Funkelgasse unter.« Rosie Palm hatte angedeutet, dass es bei ihm ein
    freies Zimmer gab…
    »Der, hnah, Quacksalber?«, fragte Schnauzi.
    »Ja, ich suche mir die Leute, mit denen ich Umgang pflege, sehr
    sorgfältig aus«, sagte Mumm. »Außerdem ist es nur um die Ecke.«
    Er nahm die Hände vom Schreibtisch, trat zurück und salutierte mit
    geradezu parodistischer Zackigkeit – so etwas hatte Tilden immer sehr
    gefallen.
    »Ich melde mich um drei Uhr morgen… heute Nachmittag zum
    Dienst, Herr«, sagte er. »Danke, Herr.«
    Tilden saß wie gebannt da.
    »Ich glaube, wir hatten uns auf fünfundzwanzig Dollar geeinigt,
    Herr«, sagte Mumm und stand noch immer stramm.
    Er beobachtete, wie der Hauptmann aufstand und zum alten grünen
    Safe in der Ecke ging. Er achtete darauf, dass Mumm nicht sah, wie er
    den Knauf drehte, aber Mumm brauchte gar keine Einzelheiten zu
    erkennen. Der Safe stand noch in dem Büro, als er zum Hauptmann
    wurde, und mittlerweile kannten alle die Kombination: Sie lautete 4-4-7-8, und niemand wusste, wie man sie ändern konnte. Nur noch Tee und
    Zucker wurden darin aufbewahrt, und al jene Schriftstücke, von denen
    man wollte, dass Nobby sie las.
    Tilden kehrte mit einem kleinen Lederbeutel zurück, zählte langsam
    das Geld ab und war so eingeschüchtert, dass er Mumm nicht einmal
    bat, eine Quittung zu unterschreiben.
    Mumm nahm seinen Sold entgegen, salutierte erneut und streckte
    dann die andere Hand aus.
    »Die Dienstmarke, Herr«, sagte er.
    »Wie? Oh, ja, natürlich…«
    Der völlig entnervte Hauptmann suchte in der obersten Schublade
    des Schreibtischs und holte schließlich ein Abzeichen hervor, dessen
    Glanz sich schon vor langer Zeit getrübt hatte. Wäre er aufmerksamer
    gewesen, hätte er Mumms sehnsüchtigen Blick bemerkt.
    Der neue Oberfeldwebel nahm seine Dienstmarke mit großem
    Respekt entgegen und salutierte noch einmal. »Der Eid, Herr«, sagte er.
    »Oh, äh, der Eid? Äh, ich glaube, ich habe ihn irgendwo
    aufgeschrieben…«
    Mumm holte tief Luft. Es mochte keine gute Idee sein, aber
    inzwischen war er richtig in Fahrt.
    »Ich Komma eckige Klammer auf Name des Rekruten eckige
    Klammer zu Komma schwöre feierlich bei eckige Klammer auf
    Gottheit nach Wahl eckige Klammer zu Komma die Gesetze und
    Verordnungen der Stadt Ankh-Morpork zu achten Komma dem
    öffentlichen Wohl zu dienen Komma die Untertanen Seiner
    Schrägstrich Ihrer Klammer auf Unzutreffendes streichen Klammer zu
    Majestät Klammer auf Name des regierenden Monarchen Klammer zu
    ohne Furcht Komma persönliche Gunst oder Rücksicht auf die eigene
    Sicherheit zu verteidigen Semikolon Übeltäter zu verfolgen und
    Unschuldige zu beschützen Komma das eigene Leben fal s nötig der
    Pflicht zu opfern Komma so mir Klammer auf zuvor erwähnte
    Gottheit Klammer zu helfe Punkt Mögen die Götter den König
    Schrägstrich die Königin Klammer auf Unzutreffendes streichen
    Klammer zu erhalten Punkt.«
    »Meine Güte«, sagte Tilden. »Du bist gut vorbereitet, Oberfeldwebel.«
    »Und jetzt des Königs Shilling, Herr«, beharrte Mumm, mit
    Schwingen der Verwegenheit fliegend.
    »Was?«
    »Ich muss den Shilling des Königs nehmen, Herr.«
    »Äh… ich weiß nicht, ob wir…«
    »Er liegt in der, hnah, untersten Schublade, Herr«, sagte Schnauzi.
    »An einer Schnur befestigt.«
    »Oh, ja.« Tilden strahlte plötzlich. »Ist ziemlich lange her, seit wir ihn
    zum letzten Mal benutzt haben.«
    »Tatsächlich?«, fragte Mumm.
    Tilden kramte ein wenig und holte die Münze schließlich hervor. Es
    handelte sich um einen echten alten Shilling,

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