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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nahm Nimmernichs Schlagstock und schmetterte ihn auf den Helm eines weiteren Kletterers.
    »Er atmet noch, Oberfeldwebel!«, sagte Wiggel.
    »Gut«, erwiderte Mumm. Es war erstaunlich, wie viel Bereitschaft die Leute zeigten, in der Leiche eines Freunds noch Leben zu erkennen. »Also mach dich nützlich und bring ihn zum Doktor!« In Gedanken fügte er hinzu wie jemand, der viele Verwundete gesehen hatte: Wenn Rasen in der Lage ist, ihm zu helfen, kann er eine eigene Religion gründen.
    Ein glücklicher Angreifer schaffte es tatsächlich, an der Barrikade bis ganz nach oben zu klettern, und dort musste er plötzlich feststellen, dass er schrecklich allein war. Mit dem Mut der Verzweiflung schlug er nach Mumm, der sich daraufhin wieder dem Kampf widmete.
     
    Ankh-Morpork war gut darin und sogar immer besser geworden, ohne dass jemand darüber sprach. Die Dinge geschahen nicht, sie flossen. Manchmal musste man sehr genau hinsehen, um den Punkt des Übergangs von »muss erst noch erledigt werden« zu »darum habe ich mich bereits gekümmert, alter Knabe« zu erkennen. So ging das. Man kümmerte sich um die Dinge.
    Zwanzig Minuten nach dem Ableben von Lord Winder traf Herr Schnappüber ein. Fünf Minuten später – und das schloss eine Schweigeminute für Lord Winder ein, um dessen Leiche man sich gekümmert hatte – war er als Patrizier vereidigt und auf magische Weise zu Lord Schnappüber geworden, der im Rechteckigen Büro saß.
    Einigen Bediensteten wurde nicht zu unfreundlich die Tür gewiesen, und Schleckschlecht bekam ausreichend Zeit, seine Krötenzucht in aller Ruhe zu entfernen. Doch diejenigen, die das Feuer im Kamin anzündeten, Staub von den Möbeln wischten und fegten – sie blieben, so wie sie auch zuvor geblieben waren, weil sie nur selten darauf achteten und vielleicht nicht einmal wussten, wer gerade das Amt des Patriziers bekleidete. Sie waren zu nützlich und wussten, wo die Besen aufbewahrt wurden. Menschen kommen und gehen, aber Staub sammelt sich immer an.
    Und so begann ein neuer Tag. Von unten betrachtet, sah er genauso aus wie die alten.
    Nach einer Weile stellte jemand die Frage nach dem Kampf, um den man sich zweifellos kümmern musste.
     
    Überall entlang der Barrikade flammten Nahkämpfe auf, aber sie waren eher einseitiger Natur. Die Angreifer setzten Sturmleitern ein, und an einigen Stellen gelang es ihnen, die Brustwehr zu erklimmen. Aber es waren immer zu wenige. Es gab viel mehr Verteidiger, und nicht alle von ihnen trugen Waffen. Erstaunt nahm Mumm die natürliche Rachsucht von Großmüttern zur Kenntnis, die nicht den geringsten Sinn für Fairness hatten, wenn es darum ging, gegen Soldaten zu kämpfen. Gib einer Oma einen Speer und ein Loch, durch das sie damit stoßen kann – und alle jungen Männer auf der anderen Seite gerieten in große Schwierigkeiten. Und dann hatte Reg Schuh die gute Idee, Steaks als Waffe zu verwenden. Die Angreifer stammten nicht aus Familien, wo Steaks sehr häufig auf dem Teller lagen. Fleisch war in den meisten Fällen das Gewürz, nicht die Mahlzeit. Nun geschah es immer häufiger, dass Soldaten in der Dunkelheit hochkletterten, begleitet vom Stöhnen und Ächzen derjenigen weiter unten, und am Ende der Leitern von gut genährten früheren Kameraden in Empfang genommen wurden, die ihnen recht höflich die Waffen abnahmen und sie auf die andere Seite der Barrikade führten, wo sie Steaks, Eier und gebratene Hähnchen erwarteten – und das Versprechen, dass nach der Revolution jeder Tag so sein würde.
    Mumm wollte nicht, dass sich diese Art der Abwehr herumsprach, denn es hätte leicht zu einem Ansturm von Soldaten geführt, die sich ergeben wollten.
    Aber die Omas… Viele Soldaten stammten aus den Wohnvierteln der Republik. Dort gab es große Familien mit Matriarchinnen, deren Wort Familiengesetz war. Es war Hinterlist, sie während ruhiger Phasen auf die Barrikade zu bringen, ihnen ein Sprachrohr zu geben und sie rufen zu lassen:
    »Ich weiß, dass du da draußen bist, unser Ron! Hier spricht deine Oma! Wenn du noch einmal hochzuklettern versuchst, bekommst du meine flache Hand zu spüren! Unsere Rita schickt dir einen lieben Gruß und möchte, dass du so bald wie möglich nach Hause kommst. Mit der neuen Salbe geht es Opa viel besser! Hör jetzt auf, ein dummer Junge zu sein!«
    Es war ein gemeiner Trick, und er gefiel Mumm. Solche Mitteilungen dämpften den Kampfgeist eines Mannes besser als Pfeile. Und dann bemerkte Mumm, dass keine Soldaten

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