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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Madame.
    »Hier kommt der neue Boss, er ist genauso wie der alte Boss«, brummte Doktor Follett.
    »Ich mahne zur Geduld«, sagte Schräg. »Er ist neu im Amt. Vielleicht muss er sich erst noch daran gewöhnen. Die Stadt versteht es gut, Probleme zu umgehen. Lassen wir ihm Zeit.«
    »Wir wollten jemanden mit Entschlusskraft«, sagte eine Stimme in der Gruppe.
    »Wir wollten jemanden, der die richtigen Dinge beschließt«, sagte Madame. Sie bahnte sich einen Weg nach vorn, eilte die breite Treppe hinunter und betrat ein Vorzimmer.
    Das dort wartende Fräulein Palm stand auf. »Hat er…«, begann sie.
    »Wo ist Havelock?«, fragte Madame.
    »Hier«, sagte Vetinari und löste sich aus den Schatten bei den Gardinen.
    »Nimm meine Kutsche! Finde Keel und warn ihn! Schnappüber will ihn umbringen lassen!«
    »Aber wo ist…«
    Madame hob einen drohenden, zitternden Zeigefinger. »Brich sofort auf, wenn du nicht den Fluch einer Tante spüren willst!«
     
    Lord Schnappüber starrte einige Sekunden auf die geschlossene Tür und läutete dann nach seinem Chefsekretär. Der Mann schlich durch die private Tür herein.
    »Richten sich alle ein?«, fragte Schnappüber.
    »Ja, Exzellenz. Einige Angelegenheiten erfordern deine Aufmerksamkeit.«
    »Ich bin sicher, dass die Leute das gern glauben«, erwiderte Schnappüber, nahm Platz und lehnte sich von einer Seite zur anderen. »Lässt sich dieses Ding drehen?«
    »Ich glaube nicht, Herr. Aber ich werde so schnell wie möglich einen Drehstuhl beschaffen.«
    »Gut. Was war die andere Sache… äh, ja. Gibt es in der Assassinengilde aufstrebende Männer?«
    »Bestimmt, Exzellenz. Soll ich Dossiers für, sagen wir, drei von ihnen vorbereiten?«
    »Ja.«
    »In Ordnung, Exzellenz. Einige Personen ersuchen dringend um eine Audienz…«
    »Sie sollen warten. Ich habe jetzt endlich das Amt des Patriziers und möchte es genießen.« Schnappüber trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischkante und sah noch immer zur Tür.
    »Ist meine Antrittsrede vorbereitet?«, fragte er schließlich. »Habe mit großem Bedauern von Lord Winders Tod gehört, zu viel Arbeit, neue Führung und so weiter, das Beste vom Alten bewahren und sich gleichzeitig dem Neuen öffnen, hütet euch vor gefährlichen Elementen, Opfer müssen gebracht werden et cetera, zusammenhalten zum Wohle der Stadt?«
    »Genau, Herr.«
    »Füge hinzu, dass der tragische Tod von Oberfeldwebel Keel besonders Leid tut, die Gedenkfeier zu seinen Ehren soll Bürger unterschiedlicher Meinungen einen, auf dass wir gemeinsam ein neues Ankh-Morpork schaffen können, und so weiter und so fort.«
    Der Sekretär machte sich Notizen. »Alles klar, Herr«, sagte er.
    Schnappüber sah ihn an und lächelte. »Vermutlich fragst du dich, warum ich auf deine Dienste zurückgreife, obwohl du für meinen Vorgänger gearbeitet hast.«
    »Nein, Herr«, erwiderte der Sekretär, ohne aufzusehen. Er fragte sich nichts dergleichen, weil er erstens Bescheid wusste und weil es zweitens einige Dinge gab, die man besser nicht in Frage stellte.
    »Du bleibst Sekretär, weil ich ein Talent erkenne, wenn ich es sehe«, sagte Schnappüber.
    »Freut mich, Herr«, kam es glatt über die Lippen des Sekretärs.
    »So manch grober Stein kann zu einem Edelstein geschliffen werden.«
    »In der Tat, Exzellenz«, sagte der Sekretär. Und er dachte auch
In der Tat, Exzellenz,
denn er wusste, dass es Dinge gab, die man besser nicht dachte, wie zum Beispiel
Was für ein Idiot.
    »Wo ist der neue Hauptmann der Wache?«
    »Ich glaube, Hauptmann Carcer weilt auf dem Hinterhof und ermahnt die Männer, wobei er sich sehr klar ausdrückt.«
    »Richte ihm aus, dass ich ihn
unverzüglich
sprechen möchte«, sagte Schnappüber.
    »Gewiss, Herr.«
     
    Es dauerte eine Weile, die Barrikade zu beseitigen. Stuhlbeine, Bretter, Bettgestelle, Türen und Balken bildeten eine dichte, miteinander verwobene Masse. Da jedes Stück jemandem gehörte und die Bewohner von Ankh-Morpork sehr auf ihr Eigentum achteten, ging die Demontage mit einem kollektiven Streit einher. Wer dem gemeinsamen Anliegen einen dreibeinigen Stuhl gestiftet hatte, versuchte nun, mehrere Esszimmerstühle fortzutragen.
    Und dann der Verkehr. Wagen, die außerhalb der Stadt angehalten worden waren, brachen jetzt auf, um ihren Bestimmungsort zu erreichen, bevor Küken aus Eiern schlüpften oder Milch so verdorben war, dass sie aufstehen und den Rest des Wegs allein gehen konnte. Man konnte es folgendermaßen beschreiben: Wenn

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