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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fühlte sich noch benommener und verwirrter als während der vergangenen Jahre, aber in einem Punkt war er sicher: Kuchen. Er hatte Kuchen gegessen, und jetzt gab es keinen mehr. Er sah ihn durch den Dunst, ganz nahe, doch als er danach greifen wollte, war er sehr weit entfernt.
    Eine Erkenntnis reifte in ihm heran.
    »Oh«, sagte er.
    J A , erwiderte Tod.
    »Es blieb mir nicht einmal genug Zeit, den Kuchen aufzuessen?«
    N EIN . E S GIBT KEINE Z EIT MEHR , NICHT EINMAL FÜR K UCHEN . F ÜR DICH IST DIE K UCHENPLATTE LEER . D U HAST DAS E NDE DES K UCHENS ERREICHT .
     
    Ein Haken bohrte sich neben Mumm ins Holz. Rufe erklangen auf der Straße, und weitere Haken erreichten die Barrikade.
    Wieder regnete es Pfeile auf die Dächer der Häuser. Die Angreifer wollten es nicht riskieren, die eigenen Leute zu treffen, aber einige Pfeile prallten ab und fielen auf die Straße. Mumm hörte erschrockene Stimmen und das Klappern von Pfeilen an Helmen und Brustharnischen.
    Ein Geräusch veranlasste ihn, sich umzudrehen. Ein Helm kam empor, und das Gesicht darunter erbleichte entsetzt, als es Mumm erkannte.
    »Das war mein Ei, du Mistkerl!«, schrie er und hieb dem Mann die Faust auf die Nase. »Von dem in Streifen geschnittenen Brot ganz zu schweigen!«
    Der Mann fiel zurück, und es hörte sich an, als stürzte er auf weitere Kletterer. Überall an der Barrikade erhoben sich Stimmen.
    Mumm griff nach seinem Schlagstock. »Knöpft sie euch vor, Jungs!«, rief er. »Mit den Stöcken! Lasst den anderen Kram! Haut ihnen auf die Finger und überlasst der Schwerkraft den Rest! Nach unten mit ihnen!«
    Er zog den Kopf ein, presste sich ans Holz, suchte nach einem Guckloch…
    »Sie benutzen große Katapulte«, sagte Sandra, die knapp zwei Meter entfernt einen schmalen Spalt entdeckt hatte. »Da ist ein…«
    Mumm zog sie weg. »Was machst du noch hier oben?«, donnerte er.
    »Hier ist es sicherer als auf der Straße!«, erwiderte sie fast ebenso laut, Nase an Nase mit Mumm.
    »Nicht wenn du von einem der Haken getroffen wirst!« Er holte sein Messer hervor. »Hier, nimm das! Wenn du ein Seil siehst – schneid es durch!«
    Mumm eilte hinter der wackligen Brustwehr über die Barrikade und stellte fest, dass die Verteidiger gute Arbeit leisteten. Es war auch keine Magie dazu nötig. Die Leute ganz unten auf der Straße feuerten durch alle kleinen Öffnungen, die sie in der Barrikade fanden. Sie konnten kaum zielen, aber das war auch nicht nötig. Das Zischen und Surren umherfliegender Pfeile genügte, um Nervosität zu verbreiten.
    Und die Kletterer drängten sich zusammen. Ihnen blieb keine Wahl. Wenn sie auf breiter Front angriffen, kamen drei Verteidiger auf jeden von ihnen. Und so behinderten sie sich gegenseitig, und jeder Fallende riss zwei mit sich, und die Barrikade war voller kleiner Öffnungen, durch die man mit einem Speer nach denen stoßen konnte, die an der Außenseite emporzuklettern versuchten.
    Dies ist
dumm,
dachte Mumm. Tausend Männer wären nötig, um durchzubrechen, und sie würden den Durchbruch auch nur dann schaffen, wenn die letzten fünfzig über den Hang laufen würden, den die Körper aller anderen bildeten. Jemand dort draußen denkt in den alten Bahnen von »Wir greifen sie an ihrer stärksten Stelle an, um ihnen zu zeigen, dass wir es ernst meinen«. Meine Güte, haben wir auf diese Weise unsere Kriege gewonnen?
    Wie wäre ich mit dieser Sache fertig geworden? Ich hätte einfach nur »Detritus, beseitige die Barrikade« gesagt, und zwar laut genug, so dass die Verteidiger es gehört hätten. Dann wäre das Problem gelöst gewesen.
    Ein Schrei erklang auf der Barrikade. Ein Haken hatte einen der Wächter getroffen und ihn fest gegen das Holz gezogen. Mumm erreichte ihn und sah, wie die Metallspitze Brustharnisch und Kettenhemd durchstoßen hatte. Ein Angreifer zog sich am Seil hoch…
    Mit einer Hand blockierte Mumm den Schwertarm des Soldaten, mit der anderen schlug er ihm ins Gesicht. Der Mann fiel in das Durcheinander weiter unten.
    Der verwundete Wächter war Nimmernich. Mumm sah sein blauweißes Gesicht, den Mund, der sich lautlos öffnete und schloss. Blut sammelte sich zu seinen Füßen und tropfte durch die Bretter.
    »Ziehen wir das verdammte Ding heraus…«, sagte Wiggel und griff nach dem Haken. Mumm stieß ihn zurück, als mehrere Pfeile über sie hinwegschwirrten.
    »Das könnte
noch mehr
Schaden anrichten. Ruf einige der Jungs herbei. Bringt ihn
vorsichtig
nach unten und zu Rasen.« Mumm

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