Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Idioten, die »Ja, genau!« rufen und nach vorn drängen, festsitzen. Und letztendlich verantwortlich dafür ist ein Narr, der sich von einem mit Greifzirkel und Lineal ausgerüsteten Wahnsinnigen beraten lässt.
    »Im Palast glaubt man, dass revolutionäre Elemente die Wachhäuser angreifen könnten«, sagte Tilden langsam.
    »Im Ernst, Herr? Warum?«
    »Weil revolutionäre Elemente so etwas tun«, antwortete Tilden.
    »Die Männer sind gerade damit beschäftigt, alles dicht zu machen…«
    »Ergreife alle Maßnahmen, die du für richtig hältst, Oberfeldwebel«, sagte Tilden und winkte mit einer Hand, die einen Brief hielt. »Wir sind aufgefordert, den Bestimmungen der Ausgangssperre Geltung zu verschaffen. Der Hinweis ist unterstrichen.«
    Mumm zögerte, bevor er antwortete. Die erste Antwort schluckte er hinunter, begnügte sich mit »In Ordnung, Herr« und verließ das Büro.
    Er wusste, dass Tilden kein schlechter Kerl war. Die Neuigkeiten mussten ihn schwer getroffen haben, andernfalls hätte er wohl kaum einen so dummen Befehl gegeben. »Ergreife alle notwendigen Maßnahmen.« Gib diese Anweisung einem Mann, der dazu neigt, beim Anblick von vielen Fäuste schwingenden Leuten in Panik zu geraten, und du bekommst das »Massaker bei den Tollen Schwestern«.
    Mumm ging die Treppe hinunter. Die Männer standen im Hauptraum und wirkten nervös.
    »Ist der Gefangene in der Zelle?«, fragte er.
    Korporal Colon nickte. »Jaherr. Schnauzi meint, drüben bei den Tollen Schwestern…«
    »Ich weiß. Und dies sind die notwendigen Maßnahmen: Öffnet die Fensterläden, entriegelt die Tür und lasst sie offen. Zündet alle Laternen an. Warum brennt die blaue Laterne über dem Eingang nicht?«
    »Keine Ahnung, Oberfeldwebel. Aber was ist, wenn…«
    »Zünde sie an, Korporal. Und dann gehst du mit Keule nach draußen und hältst dort Wache, wo man euch ganz deutlich sehen kann. Ihr seid freundlich aussehende Burschen, Jungs. Nehmt eure Glocken mit, aber – und das möchte ich extra hervorheben – keine Schwerter.«
    »Keine Schwerter?«, entfuhr es Colon. »Aber was passiert, wenn ein verdammter Pöbelhaufen um die Ecke kommt und ich nicht bewaffnet bin?«
    Mumm näherte sich ihm mit einigen raschen Schritten und blieb Nase an Nase vor Colon stehen.
    »Und wenn du ein Schwert hast, was machst du dann, hm? Was willst du damit gegen einen verdammten Pöbelhaufen ausrichten? Was sollen die Leute sehen?
Ich
möchte, dass sie den dicken Colon sehen: einen anständigen Burschen, nicht übermäßig intelligent, kannte seinen Vater, und da ist der gute alte Keule, er trinkt in meiner Taverne. Wenn die Leute nur zwei Männer in Uniform und mit Schwertern sehen, seid ihr in Schwierigkeiten, und wenn ihr die Schwerter zieht, seid ihr in noch größeren Schwierigkeiten, und wenn ihr heute Abend die Schwerter ohne meine Erlaubnis zieht und überlebt, dann bedauert ihr sowohl das eine als auch das andere, weil ihr es nämlich mit mir zu tun bekommt, klar? Und dann erfahrt ihr, was echte Schwierigkeiten sind, denn was ihr bis dahin erlebt habt, wird euch wie ein netter Tag am Meer erscheinen. Verstanden?«
    Fred Colon glotzte ihn an. Man konnte es nicht anders nennen.
    »Lass dich von meinem zuckersüßen Tonfall nicht zu der Annahme verleiten, ich hätte dir keinen verdammten Befehl gegeben«, sagte Mumm und wandte sich ab. »Mumm?«
    »Ja, Oberfeldwebel?«, fragte der junge Sam.
    »Haben wir hier eine Säge?«
    Schnauzi trat vor. »Ich habe eine Werkzeugkiste, Chef.«
    »Auch Nägel?«
    »Jaherr!«
    »Gut. Reiß die Tür von meinem Spind, schlag viele Nägel hindurch und leg sie dann oben auf den Treppenabsatz. Ich nehme die Säge und gehe zum Abort.«
    Stille folgte diesen Worten, und nach einigen Sekunden schien sich Colon verpflichtet zu fühlen, einen Diskussionsbeitrag zu leisten. Er räusperte sich und sagte:
    »Wenn du in dieser Hinsicht ein Problem hast, Oberfeldwebel… Frau Colon kennt da eine wundervolle Medizin, die…«
    »Es wird nicht lange dauern«, meinte Mumm. Nach vier Minuten kehrte er zurück.
    »Alles erledigt«, sagte er und hörte das Hämmern aus dem Umkleideraum. »Komm mit, Gefreiter. Zeit für eine Lektion in Verhörtechnik. Oh… und nimm die Werkzeugkiste mit.«
    »Fred und Keule sind nicht gern draußen«, sagte Sam, als sie über die steinernen Stufen nach unten gingen. »Sie fürchten, was passiert, wenn Unaussprechliche aufkreuzen?«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Unsere Freunde aus der

Weitere Kostenlose Bücher