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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mumm nickte Carcer zu. »Ich bin sicher, dass wir uns bald wiederbegegnen, Feldwebel.«
    »Ja«, sagte Carcer, und das schelmische Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. »Pass gut auf dich auf!«
    Mumm sprang auf die Seite des Wagens, als dieser vorbeirumpelte, und er sah nicht einmal zurück. Das musste man Carcer lassen: Er schoss einem nicht in den Rücken, wenn er sich bald die Chance erhoffte, einem die Kehle durchzuschneiden.
    Nach einer Weile fragte Obergefreiter Wiggel, der sich neben Mumm am wackelnden Wagen festhielt: »Was ist dort drüben passiert, Oberfeldwebel? Kennst du den Burschen?«
    »Ja. Er hat zwei Polizisten umgebracht. Einer versuchte ihn zu verhaften, und der andere war nicht im Dienst und aß eine Pastete. Außerdem hat er noch andere Leute auf dem Gewissen.«
    »Aber er ist Polizist!«
    »Schwung hat ihm einen Job gegeben, Wiggel.«
    Plötzlich schien das Rasseln der Räder viel lauter zu werden. Die anderen Wächter lauschten aufmerksam.
    »Bist du schon lange in der Wache, Obergefreiter?«, fragte Mumm.
    »Seit zwei Jahren, Oberfeldwebel«, antwortete Wiggel. »Hab früher beim Markt Obst geschleppt, aber ich bekam Rückenschmerzen, außerdem schlug mir die Kälte des Morgens auf die Brust.«
    »Ich habe gar nichts von umgebrachten Polizisten gehört«, sagte Gefreiter Mumm.
    »Es geschah nicht hier, Junge. Es passierte an einem weit entfernten Ort.«
    »Und du warst da?«
    »Ich kannte die Polizisten, ja.«
    Wieder änderte sich die Stimmung auf dem Wagen. Die Wächter gaben keinen Ton von sich, aber über ihnen hing ein »Ah-ha« in der Luft.
    »Bist du ihm hierher gefolgt, um ihm das Handwerk zu legen?«, fragte Wiggel.
    »So in der Art.«
    »
Wir
hörten, dass du aus Pseudopolis kommst, Oberfeldwebel«, sagte Sam.
    »Ich komme von vielen Orten.«
    »Donnerwetter!«, sagte Sam.
    »Er hat einen Polizisten getötet, der eine Pastete aß?«, fragte Fred Colon vom Kutschbock.
    »Ja.«
    »So ein Mistkerl! Was war das für eine Pastete?«
    »Darüber gaben die Zeugen keine Auskunft«, log Mumm. Dies war das
alte
Ankh-Morpork. Die hiesigen Zwerge stellten eine Minderheit dar und hielten den Kopf unten… noch weiter unten als sonst. Es gab noch keine Imbissbuden, die die ganze Nacht geöffnet hatten und Rattenpastete anboten.
    Wiggel wirkte nachdenklich. »Es werden Unaussprechliche kommen, um den von dir verhafteten Burschen abzuholen, Oberfeldwebel«, sagte er.
    »Möchtest du den Rest der Nacht frei haben, Obergefreiter?«, fragte Mumm. Die anderen Wächter lachten nervös. Arme Teufel, dachte Mumm. Man wurde zu einem Wächter, weil die Bezahlung gut war und man keine schweren Dinge heben musste. Und plötzlich zeichneten sich
Probleme
ab.
    »Was willst du dem Mann zur Last legen, Oberfeldwebel?«, fragte Sam.
    »Versuchten tätlichen Angriff auf einen Wächter. Du hast die Messer gesehen.«
    »Aber du hast ihn getreten.«
    »Stimmt, das habe ich ganz vergessen. Also werfen wir ihm auch Widerstand gegen die Verhaftung vor.«
    Erneut lachten die Wächter. Wir, die wir uns dem Tode nahe fühlen, lachen über alles.
    Was für ein Haufen. Ich kenne euch, meine Herren. Ihr gehört zur Nachtwache, weil ihr ein ruhiges Leben liebt, und wegen der Pension. Ihr lauft nicht zu schnell, um das Risiko zu umgehen, dass die Gefahr noch da ist, wenn ihr den Ort des Geschehens erreicht. Und das Schlimmste, das ihr erwartet, ist ein widerspenstiger Betrunkener oder eine besonders sture Kuh. Die meisten von euch sind nicht einmal Polizisten, nicht im Kopf. Im Meer des Abenteuers schwimmt ihr ganz unten.
    Und jetzt herrscht plötzlich Krieg, und ihr steckt in der Mitte, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Ihr seid eine kleine Gruppe dummer Nachtnarren und nicht einmal Verachtung wert. Aber glaubt mir, Jungs – ihr werdet aufsteigen.
     
    Nachdem es in der Morphischen Straße still geworden war, regte sich ein oder zwei Minuten lang nichts.
    Dann kam eine Kutsche um die Ecke. Sie wirkte sehr vornehm, und wo bei anderen Kutschen Laternen hingen, brannten Fackeln. Als sie auf dem Kopfsteinpflaster hin und her schlingerte, schienen sich die Flammen zickzackförmig in die Länge zu ziehen und rauchiger zu werden.
    Wenn ihr Licht überhaupt etwas verriet, so dies: Die Kutsche schien mit violettem Livree herausgeputzt zu sein. Und sie lastete recht schwer auf den Rädern.
    Sie hielt in der Nähe der Stelle an, wo Mumm den Wächter verhaftet hatte. Mumm glaubte, viel über verdächtige Schatten in der

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