Die Nachtwächter
abstellte.
»Irgendwann wird man sich fragen, wie all die Waffen in die Stadt geschmuggelt werden konnten«, sagte Mumm.
»Ich bin sicher, dass ich nicht weiß, wovon du redest.«
»Tja, die Jungs von der Wache kümmern sich nie um die Näherinnen, ob Ausgangssperre oder nicht«, fuhr Mumm fort und starrte auf den Whisky. »Oder um feine Kutschen«, fügte er hinzu. »Ein Wächter kann in Schwierigkeiten geraten, wenn er sich um solche Dinge kümmert.« Er nahm den Duft wahr. Es war ein erstklassiger Whisky aus den Bergen, nicht der Ankh-Morpork-Fusel.
»Du hast niemandem von dem Korb erzählt«, sagte Sandra. »Du hast uns auch nicht den Unaussprechlichen übergeben. Bist du einer von uns?«
»Das bezweifle ich.«
»Aber du weißt nicht, wer
wir
sind!«
»Ich bezweifle es trotzdem.«
Und dann öffnete und schloss sich die große Doppeltür erneut. Wieder raschelte ein langes Kleid.
»Oberfeldwebel Keel? Ich habe viel von dir gehört! Bitte lass uns allein, Sandra. Der Oberfeldwebel weiß bestimmt, wie man sich in der Gesellschaft einer Dame benimmt.«
Madame war nur wenig kleiner als Mumm. Sie könnte aus Gennua stammen, dachte er. Oder sie hat dort viel Zeit verbracht. Ein Hauch davon liegt in ihrem Akzent. Braune Augen, braunes Haar… Aber das Haar einer Frau kann jede beliebige Farbe haben. Und ein violettes Kleid, das noch teurer aussieht als die meisten. Und ein Gesicht, das betont, dass sein Eigentümer weiß, was geschehen wird, dass er nur deshalb an den Ereignissen teilnimmt, um sicherzustellen…
»Vergiss nicht die sorgfältig lackierten Fingernägel«, sagte die Frau. »Aber erwarte keine Hilfe von mir, wenn du wissen möchtest, wie viel ich wiege. Du darfst mich Madame nennen.«
Sie nahm Mumm gegenüber Platz, hob die Hände aneinander und musterte ihn. »Für wen arbeitest du?«, fragte sie.
»Ich bin Polizist«, sagte Mumm. »Und man hat mich hierher verschleppt… Madame.«
Die Frau winkte. »Du kannst gehen, wann immer du willst.«
»Der Sessel ist sehr bequem«, sagte Mumm. Er wollte sich nicht einfach fortschicken lassen. »Kommst du wirklich aus Gennua?«
»Kommst du wirklich aus Pseudopolis?« Madame lächelte. »Ich persönlich finde, dass es sich immer auszahlt, nicht von einem nahen Ort zu kommen. Das macht das Leben viel einfacher. Aber ich bin lange in Gennua gewesen, denn dort habe ich… geschäftliche Interessen.« Sie lächelte erneut. »Und jetzt denkst du vermutlich ›alte Näherin‹.«
»Eigentlich habe ich ›Maßschneiderei‹ gedacht«, erwiderte Mumm, und die Frau lachte. »Aber mein wichtigster Gedanke war ›revolutionär‹.«
»Sprich nur weiter, Oberfeldwebel.« Madame stand auf. »Hast du was dagegen, wenn ich mir ein wenig Sekt genehmige? Ich würde dir gern ein Glas anbieten, aber du trinkst nicht, soweit ich weiß.«
Mumm blickte auf das bis zum Rand gefüllte Whiskyglas. »Nur ein kleiner Test«, sagte Madame und zog eine große Flasche aus einem Eiskübel mit industrieller Kapazität.
»Du bist kein Feldwebel. Auch kein Oberfeldwebel – Rosie hat Recht. Du bist Offizier gewesen. Und mehr als nur ein alter Offizier. Du wirkst sehr
gefasst,
Oberfeldwebel Keel. Hier sitzt du, in einem großen Haus, im Boudoir einer Dame, in Gesellschaft einer Frau mit fragwürdiger Tugend.« Madame leerte die Flasche in einen großen, blauen Becher mit einem Teddybär. »Und du scheinst die Gelassenheit selbst zu sein. Woher
kommst
du? Übrigens darfst du rauchen.«
»Ich komme von einem weit entfernten Ort.«
»Überwald?«
»Nein.«
»Ich habe… geschäftliche Interessen in Überwald«, sagte Madame. »Leider wird die Situation dort instabil.«
»Oh, ich verstehe«, erwiderte Mumm. »Du möchtest deine geschäftlichen Interessen, die eine bedeutungsvolle Pause verdienen, auf Ankh-Morpork ausweiten, falls die hiesige Situation stabilisiert werden kann.«
»
Sehr
gut. Sagen wir: Ich glaube, dass diese Stadt eine wundervolle Zukunft hat, und ich würde gern daran teilhaben. Und du bist erstaunlich scharfsinnig.«
»Nein«, sagte Mumm. »Ich bin ganz simpel. Ich weiß nur, wie die Dinge funktionieren. Ich folge nur dem Geld. Winder ist ein Irrer, und so was ist nicht gut fürs Geschäft. Seine Spezis sind Verbrecher, und so was ist auch nicht gut fürs Geschäft. Ein neuer Patrizier braucht neue Freunde, Personen mit Weitblick, die an einer wundervollen Zukunft teilhaben möchten. An einer, die gut fürs Geschäft ist. So läuft das. Treffen in Zimmern. Ein
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