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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sterben helfen, nur um einen Narren durch einen anderen zu ersetzen.«
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mich von dir zu verabschieden. Ich bedauere sehr, dass wir nicht…«
    »… ins Geschäft kommen?«, fragte Mumm.
    »Dass wir keine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung treffen können –
das
wollte ich sagen. Wir sind nicht weit von deinem Wachhaus entfernt. Ich wünsche… dir… Glück.«
    Madames Nicken galt der Tür hinter Mumm. »Wie schade«, sagte sie und seufzte.
     
    Mumm trat in die regnerische Nacht, verlagerte das Gewicht vom einen Bein auf das andere und versuchte einige Schritte.
    Ecke Leichte Straße und Sirupminenstraße. Eine Mischung aus flachen Kopfsteinen und alten Ziegeln. Ja.
    Er ging nach Hause.
     
    Eine Zeit lang verweilte Madames Blick auf der geschlossenen Tür, dann drehte sie den Kopf, als sich die Flammen der Kerzen bewegten.
    »Du bist wirklich sehr gut«, sagte sie. »Wie lange bist du schon hier?«
    Havelock Vetinari trat aus dem Schatten in der Ecke. Er trug nicht das offizielle Schwarz der Assassinen, sondern weite Kleidung, die… eigentlich gar keine richtige Farbe hatte, nur verschiedene Arten von Grau.
    »Ich bin schon ziemlich lange hier«, sagte er und sank in den Sessel, in dem bis eben Mumm gesessen hatte.
    »Nicht einmal die Schmerzlichen Schwestern haben dich bemerkt?«
    »Die Leute sehen, ohne zu sehen. Der Trick besteht darin, ihnen zu helfen, nichts zu sehen. Aber ich glaube, Keel wäre imstande gewesen, mich zu bemerken, wenn ich nicht dort drüben gestanden hätte. Er begegnet Schatten mit besonderer Aufmerksamkeit. Interessant.«
    »Er ist ein sehr zorniger Mann«, sagte Madame.
    »Du hast ihn noch zorniger gemacht.«
    »Ich glaube, du bekommst deine Ablenkung«, sagte Madame.
    »Das glaube ich auch.«
    Madame beugte sich vor und klopfte ihm aufs Knie.
    »Na bitte, deine Tante denkt an alles…« Sie stand auf. »Ich sollte jetzt besser gehen und meine Gäste unterhalten. Ich bin eine sehr unterhaltsame Person. Morgen Abend wird Lord Winder nicht mehr viele Freunde haben.« Sie trank ihren Becher aus. »Doktor Follett ist ein sehr reizender Mann, findest du nicht? Weißt du zufälligerweise, ob er sein eigenes Haar trägt?«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, das herauszufinden«, sagte Havelock. »Versucht er, dich betrunken zu machen?«
    »Ja«, erwiderte Madame. »Man muss ihn bewundern.«
    »Es heißt, er kann recht gemein sein«, sagte Havelock.
    »Interessant«, entgegnete Madame.
    Sie ließ ein offenes, ehrliches Lächeln auf ihren Lippen erscheinen und öffnete die große Doppeltür auf der anderen Seite des Zimmers. »Ah, Doktor«, sagte sie und trat in den Dunst aus Zigarrenrauch. »Noch etwas Sekt?«
     
    Mumm schlief in einer Ecke, im Stehen. Ein alter Trick, den Angehörige der Nachtwache und Pferde beherrschten. Es war kein echter Schlaf – man riskierte den Tod, wenn man mehrere Nächte hintereinander damit auszukommen versuchte –, aber es vertrieb einen Teil der Müdigkeit.
    Einige der anderen Männer hatten den Trick bereits gelernt. Andere benutzten Tische oder Sitzbänke. Niemand schien nach Hause gehen zu wollen, nicht einmal dann, als das Licht der Morgendämmerung durch den Regen glitt und Schnauzi mit grässlichem Brei hereinkam.
    Mumm öffnete die Augen.
    »Ein Becher Tee, Chef?«, fragte Schnauzi. »Eine Stunde gekocht und mit zwei Würfeln Zucker.«
    »Du bist ein Lebensretter, Schnauzi«, sagte Mumm und griff nach dem Becher, als enthielte er ein Lebenselixier.
    »Und draußen ist ein Junge, der dich, hnah, persönlich sprechen möchte«, fügte Schnauzi hinzu. »Soll ich ihm einen Satz rote Ohren verpassen?«
    »Wie riecht er?«, fragte Mumm und nippte an dem heißen, ätzenden Tee.
    »Wie der Boden eines Paviankäfigs, Chef.«
    »Ah, Nobby Nobbs. Ich gehe nach draußen und rede mit ihm. Bring ihm einen großen Teller Brei.«
    Unbehagen schlich in Schnauzis Miene. »Wenn ich dir, hnah, einen Rat geben darf, Chef: Es zahlt sich nicht aus, solche Burschen zu ermutigen…«
    »Siehst du diese Streifen, Schnauzi? Bravo. Einen großen Teller.« Mumm trat mit seinem Tee auf den feuchten Hof, wo Nobby an der Mauer lehnte.
    Es gab Anzeichen dafür, dass ein sonniger Tag bevorstand. Nach dem Regen der Nacht sollte manches wachsen, zum Beispiel der Flieder…
    »Was ist los, Nobby?«
    Nobby zögerte kurz, um festzustellen, ob eine Münze erschien. »Es sieht überall ziemlich schlecht aus«, sagte er und gab es

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