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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zunächst auf, ohne die Hoffnung zu verlieren. »Im Hohen Schlag kam ein Gefreiter ums Leben. Wurde von einem geworfenen Stein getroffen, heißt es. Bei dem Kampf beim Schlummerhügel wurden jemandem die Ohren abgeschnitten. Kavalleristen griffen an. Überall Aufruhr. Die Wachhäuser bekamen den Zorn der Leute zu spüren…«
    Mumm hörte bedrückt zu. Es war die übliche blutige Angelegenheit. Zornige und ängstliche Leute auf beiden Seiten, von den Umständen zusammengedrängt. Die Dinge spitzten sich zu. Der Schlummerhügel und die Tollen Schwestern waren bereits Kriegsgebiete.
    …
nach oben fliegen die kl
einen Engel, nach oben empor

    »Ist in der Ankertaugasse was passiert?«, fragte Mumm.
    »Nicht viel«, erwiderte Nobby. »Nur einige wenige Leute fanden sich dort ein, riefen etwas und liefen weg.«
    »Verstehe«, brummte Mumm. So dumm war nicht einmal der Pöbel. Bisher beschränkte sich die Sache noch auf junge Leute, Hitzköpfe und Betrunkene, aber bestimmt wurde es bald schlimmer. Für einen Angriff auf die Unaussprechlichen musste man geradezu außer sich sein vor Zorn.
    »Überall geschehen üble Dinge«, fuhr Nobby fort. »Nur hier nicht. Wir sind von all dem nicht betroffen.«
    Noch nicht, dachte Mumm. Aber vermutlich finden wir uns bald im Zentrum der Entwicklung wieder.
    Schnauzi kam durch die Hintertür des Wachhauses und trug einen großen Teller mit Haferflockenbrei, in dem ein Löffel steckte. Mumm nickte Nobby zu, und der Teller wurde mit sichtlichem Widerstreben übergeben.
    »Chef?«, fragte Schnauzi und behielt den Löffel im Auge, als Nobby den Brei verschlang.
    »Ja, Schnauzi?«
    »Haben wir irgendwelche
Befehle

    »Ich weiß nicht. Ist der Hauptmann da?«
    »Komische Sache, Chef«, sagte Schnauzi. »Letzten Abend kam ein Kurier mit einem Umschlag für den Hauptmann, und ich brachte ihn nach oben, und dort wartete der Hauptmann, und da dachte ich, komische Sache, haha, dachte ich, normalerweise ist er nicht so früh da…«
    »Schneller, Schnauzi«, sagte Mumm, als der Mann wieder den oszillierenden Löffel beobachtete.
    »Nun, als ich ihm später seinen Kakao brachte, saß er einfach nur da, hnah, und starrte ins Leere. Aber er sagte ›Danke, Schnauzi‹, als ich ihm den Kakao reichte, hnah. In dieser Hinsicht ist er immer sehr, hnah, freundlich. Doch als ich eben nach oben ging, war er nicht mehr da.«
    »Er ist alt, Schnauzi. Man kann nicht von ihm erwarten, dass er die ganze Zeit hier ist…«
    »Und sein Tintenfass ist ebenfalls weg. Er hat es noch nie mit nach Hause genommen.«
    Mumm bemerkte, dass Schnauzis Augen noch roter waren als sonst. Er seufzte. »Irgendeine Spur von dem Umschlag?«
    »Nein, Chef«, erwiderte Schnauzi und sah erneut zu dem Löffel in Nobbys Hand. Es war ein einfacher, billiger Blechlöffel, stellte Mumm fest.
    »In dem Fall wahren wir einfach den Frieden, Schnauzi«, sagte er.
    »Davon gibt es nicht mehr viel, Chef.«
    »Mal sehen, ob wir welchen finden. Komm mit.«
    Schnauzi zögerte. »Ich möchte den Löffel im Auge behalten, Chef, wir haben nur noch fünf davon, und solche Burschen klauen alles…«
    »Er kann den verdammten Löffel
behalten
!«, donnerte Mumm. »Löffel sind derzeit nicht wichtig!«
    Nobby schaufelte den Rest in sich hinein, ließ den Löffel in der Hosentasche verschwinden, streckte Schnauzi seine von Haferbrei belegte Zunge raus, ließ den Teller fallen und stob davon.
    Mumm kehrte ins Wachhaus zurück, griff nach der Schöpfkelle und schlug sie gegen die Innenseiten des leeren Kessels. Köpfe sahen auf.
    »Alle herhören! Hier sind neue Anweisungen für euch! Alle verheirateten Männer haben die Erlaubnis, für eine Stunde nach Hause zu gehen und ihren Frauen zu sagen, dass sie unbesorgt sein sollen! Die anderen machen unbezahlte Überstunden! Ist jemand überrascht?«
    Wiggel hob die Hand. »Wir alle haben Familie, Oberfeldwebel«, sagte er.
    »Und wenn ihr euren Familien helfen wollt, dann sorgt hier für Recht und Ordnung«, erwiderte Mumm. »Wir wissen nicht, was bei den anderen Wachhäusern los ist, aber was auch immer dort passiert – es klingt nicht gut. Dieses Haus bleibt offen, klar? Tag und Nacht. Ja, Gefreiter Mumm?«
    »Aber meine Mutter ist bestimmt sehr beunruhigt, Oberfeldwebel«, sagte der junge Sam.
    Mumm zögerte, aber nur kurz. »Wenn du ihr etwas schreiben möchtest – Schnauzi flitzt damit los. Das gilt auch für die anderen. Wir gehen bald wieder auf Streife. Ja, ich weiß, dass wir die Nachtwache sind.

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