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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und zog sein Schwert.
    »Ah, du erhöhst den Einsatz«, sagte Ned. »Gute Lektion, Oberfeldwebel.« Er zog sein eigenes Schwert. Es glänzte. Den meisten Schwertern der Wache wäre es schwer gefallen, Butter zu schneiden. »Jetzt ist die Situation wieder ausgeglichen. Was nun, Oberfeldwebel?«
    Sie gingen umeinander herum und belauerten sich. Verflixt, dachte Mumm. Wer hat ihm das Kämpfen beigebracht? Und er lächelt, kein Wunder. Dies ist alles andere als ein faires Duell. Ich darf ihn nicht verletzen, nicht vor den anderen Männern. Aber er kann mich erwischen und damit durchkommen – ein Oberfeldwebel sollte es besser wissen. Und der Einsatz lässt sich nicht noch weiter erhöhen.
    Moment mal…
    Mumm warf das Schwert zur Mauer. Reiner Zufall wollte, dass es darin stecken blieb, was die Zuschauer beeindruckte.
    »Ich sollte dir eine Chance geben, Ned«, sagte er und trat zurück.
    Man lernt nie aus, dachte Mumm und erinnerte sich an Dollbert Doppelgrins. Sam würde ihm erst in etwa fünf Jahren begegnen – ihm standen einige sehr lehrreiche Erfahrungen bevor. Es gab keinen gemeineren Kämpfer als Doppelgrins. Für ihn war alles eine Waffe und alles ein Ziel. Auf diesem beschränkten Gebiet war Dollbert Doppelgrins ein Genie. Er sah überall Waffen: in der nächsten Wand, in einem Tuch, einem Obststück…
    Er war nicht einmal ein großer Mann, eher klein und drahtig. Aber es gefiel ihm, gegen große Männer zu kämpfen, denn dann gab es für ihn mehr zu beißen. Wenn er was intus hatte, ließ sich kaum mehr feststellen, gegen was er kämpfte. Dann neigte er dazu, den nächstbesten Mann anzugreifen, nur weil er dem Universum nicht das Knie in die Eier stoßen konnte.
    Man nannte ihn Doppelgrins, seit ihm jemand das Gesicht zerschnitten hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte Dollbert so sehr in Adrenalin geschwommen, dass er darin nur ein unwesentliches Detail sah. Die Narben formten ein fröhlich lächelndes Gesicht. Sam hatte viel von Dollbert Doppelgrins gelernt.
    »Worum geht’s?«, fragte Mumm gerade laut genug, dass Ned ihn hörte.
    »Ich möchte nur herausfinden, wie viel du weißt, Oberfeldwebel«, sagte Ned und ging noch immer um ihn herum. »Mir scheint, du weißt zu viel.«
    Er sprang vor. Mumm wich zurück und fuchtelte mit der Scheide, wie jemand, der überhaupt keine Hoffnung hat. Als Ned lachte und sich zur Seite wandte, verschob Mumm seinen Griff um das steife Leder.
    »Ich habe den Helm auf, wie es die Vorschriften verlangen«, sagte Ned. »Und ich trage den Brustharnisch. Es dürfte dir sehr schwer fallen, mich zusammenzuschlagen.«
    Obwohl Detritus sie anschrie: Nicht ein Wächter von sieben ging richtig mit seinem Schwert um. Ned hingegen
wusste,
wie man ein Schwert führte. Er ließ Mumm praktisch keine Chance.
    Zeit für eine List.
    Er trat einen Schritt zurück, blieb stehen und sah, was hinter Coates geschah. Er versuchte, es zu verbergen, konnte aber nicht verhindern, dass sich kurz Erleichterung in seinen Augen zeigte.
    Coates’ Blick huschte zur Seite.
    Mumm schlug zu, nutzte die Scheide als Erweiterung seines Arms. Das steife Leder traf den Mann unterm Kinn und stieß seinen Kopf zurück. Dann fuhr das Leder auf die Schwerthand herab, und zusätzlich trat Mumm seinem Gegner vor das Schienbein, damit er zusammenbrach. Er hatte immer eine Allergie gegen scharfe Klingen gehabt, die seinem Gesicht zu nahe kamen.
    »Nicht schlecht, du hast dir Mühe gegeben«, sagte Mumm und wandte sich den Zuschauern zu. Während es hinter ihm gurgelte und gluckste, fuhr er fort: »Alles ist eine Waffe, wenn es richtig benutzt wird. Die Glocke kann zur Keule werden. Wenn ihr etwas habt, mit dem ihr euren Gegner hart genug stoßen könnt, um Zeit zu gewinnen, ist das eine gute Sache. Bedroht nur dann jemanden mit einem Schwert, wenn ihr wirklich bereit seid, Gebrauch davon zu machen. Denn wenn euch der Gegner zwingt, Farbe zu bekennen, habt ihr nur noch wenige Möglichkeiten, und es sind alle die falschen. Schreckt nicht davor zurück, das einzusetzen, was ihr als Kinder gelernt habt. Wir werden nicht dafür belohnt, fair zu sein. Und was den Nahkampf betrifft: Als euer Oberfeldwebel verbiete ich euch ausdrücklich, euch das Angebot an Totschlägern und Schlagringen anzusehen, das Frau Gutleib in ihrem Laden in der Leichten Straße Nummer 8 bereithält, zu Preisen, die sich jeder leisten kann. Und wenn jemand von euch privat an mich herantreten sollte, werde ich ihm nicht einige besondere Schläge zeigen, die

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