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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich die Glocke an den Gürtel – dann gehörte man zur Nachtwache.
    Vor einigen Jahren hätte sich auch Mumm nicht um den Eid geschert. Die Worte waren nicht mehr zeitgemäß und der Shilling am Bindfaden ein Witz. Aber man brauchte mehr als nur den Sold, selbst in der Nachtwache. Man brauchte noch etwas anderes, um zu wissen, dass es mehr war als nur ein Job.
    »Schnauzi, bitte hol den Shilling aus dem Büro des Hauptmanns«, sagte Mumm. »Vereidigen wir diesen Haufen. Und wo ist Feldwebel Klopf?«
    »Abgehauen, Oberfeldwebel«, sagte Wiggel. »Weiß nicht, ob es hilft, aber er brummte ›zur Hölle mit ihm‹, als er durch die Tür ging.«
    Mumm zählte die Wächter.
    Später würde es heißen, dass die ganze Wache ausharrte. Aber das stimmte natürlich nicht. Einige stahlen sich davon, andere kehrten nicht zum Dienst zurück. Aber es stimmte, soweit es Keel und seine Truppe betraf.
    »Na schön, Jungs«, sagte er. »Die Sache sieht so aus. Wir wissen, was los ist. Ich weiß nicht, wie ihr’s seht, aber mir gefällt’s nicht. Wenn sich Soldaten auf den Straßen herumtreiben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis was passiert. Ein Kind wirft einen Stein, und im nächsten Moment steht ein Haus in Flammen, und Leute sterben. Wir werden den Frieden bewahren. Das ist unsere Aufgabe. Wir spielen nicht die Helden, sondern sind… ganz normal. Nun…«
    Er nahm eine andere Haltung ein. »Vielleicht sagt jemand, dass wir Unrechtes tun. Deshalb gebe ich euch keinen Befehl.«
    Er zog sein Schwert und kratzte damit eine Linie in den Schmutz und auf die Kopfsteine.
    »Wenn ihr über diese Linie tretet, seid ihr dabei«, erklärte er. »Wenn nicht, ist das in Ordnung. Als ihr der Nachtwache beigetreten seid, habt ihr euch nicht für eine solche Angelegenheit verpflichtet, und ich bezweifle, dass Medaillen in Aussicht stehen, was auch immer geschieht. Wer auf der anderen Seite der Linie bleiben möchte, kann mit meinen besten Wünschen nach Hause gehen.«
    Es war fast deprimierend zu sehen, wie schnell Gefreiter Mumm über die Linie trat. Fred Colon kam als Nächster, dann Keule und Billy Wiggel. Und Schnellhuhn, Kuhlwetter, Feucht und Herbert Humpel und Horatio Nimmernich und… Curry. Und Ewans, Sprung…
    Mehr als zehn Wächter überschritten die Linie, die letzten zögernd, hin und her gerissen zwischen dem Erwartungsdruck der Gleichgestellten und dem Bestreben, die eigene Haut zu retten. Einige andere, mehr, als Mumm gehofft hatte, verschwanden weiter hinten.
    Damit blieb Ned Coates übrig. Er verschränkte die Arme. »Ihr seid alle total übergeschnappt«, sagte er.
    »Wir könnten dich gebrauchen, Ned«, meinte Mumm.
    »Ich möchte nicht sterben«, sagte Ned. »Ich bin fest entschlossen, am Leben zu bleiben. Dies ist doch Blödsinn. Ihr seid kaum ein Dutzend. Was könnt ihr ausrichten? All der Kram vom ›Frieden bewahren‹ – das ist Unsinn, Jungs. Polizisten führen die Anweisungen ihrer Vorgesetzten aus. So ist es immer gewesen. Was macht ihr, wenn der neue Hauptmann eintrifft? Und für wen wollt ihr den Kopf hinhalten? Für die Bürger? Sie haben die anderen Wachhäuser angegriffen, und was hat die Nachtwache getan, um ihren Zorn zu wecken?«
    »Nichts«, sagte Mumm.
    »Na bitte.«
    »Ich meine, die Wache hat nichts getan, und das hat den Zorn der Leute geweckt«, sagte Mumm.
    »Und was willst du unternehmen? Hast du vielleicht vor, Winder zu verhaften?«
    Mumm fühlte sich, als baute er eine Brücke aus Streichhölzern über einem bodenlosen Abgrund, und jetzt spürte er den kalten Wind unter sich.
    Damals in der Zukunft hatte er Vetinari verhaftet. Zugegeben, er war wieder in die Freiheit entlassen worden, als dem Gesetz Genüge getan war – falls man es so nennen durfte. Aber das änderte nichts daran, dass die Stadtwache stark genug war und über die notwendigen Beziehungen verfügte, um den
Herrscher der Stadt
zu verhaften. Wie hatte sie diese Entwicklungsstufe erreicht? Wie hatte er auch nur davon
träumen
können, dass einige Wächter einmal den Boss einlochen würden?
    Vielleicht begann es hier. Gefreiter Mumm beobachtete ihn aufmerksam.
    »Das können wir natürlich nicht«, sagte Mumm. »Aber wir sollten dazu imstande sein. Und vielleicht sind wir das eines Tages. Wenn nicht… dann wäre das Gesetz kein Gesetz, sondern nur ein Mittel, um die Bürger unter Kontrolle zu halten.«
    »Mir scheint, du bist aufgewacht und hast die Scheiße gerochen«, sagte Coates. »Denn genau darin steckst du, in der

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