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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Etwas darin deutete auf Desinfektionsmittel hin.
    Schon nach wenigen Metern hatte sich Mumm verirrt. Er drehte sich um, ging durch die grauen Gänge des erstickenden Stofflabyrinths und fragte sich, ob hier drin jemand gestorben war und ob man die Leiche überhaupt finden konnte. Er schob einen Kleiderbügel beiseite, an dem ein schmieriger, schäbiger Anzug hing…
    »Du wünschen?«
    Er drehte sich um.
    Er sah niemanden, bis sich sein Blick ein wenig senkte und dem eines kleinen, kahlköpfigen und dünnen Mannes begegnete, dessen Kleidung selbst in solch einem Gebrauchtwarenladen kaum einen Kunden gefunden hätte. Wer war dieser Bursche? Wie hieß er? Der Name lag Mumm auf der Zunge…
    »Ah, äh, ja… Herr Tzen…«
    »Sang Tzu Tzen«, sagte der kleine Mann. Er deutete auf den Anzug an dem Kleiderbügel, den Mumm gerade beiseite geschoben hatte. »Gutes Auge, gutes Auge, hervorragender Stoff, hervorragender Stoff, gehörte einem Priester, sehr gut, fünfzig Cent für dich, ich ihn nicht gerne verkaufen, aber die Zeiten hart sein.«
    Mumm ließ den Anzug los und holte seine Dienstmarke hervor. Sonnenschein starrte darauf hinab.
    »Ich bereits anderen Polizisten bezahlen«, sagte er. »Einen Dollar, ein Monat, keine Probleme. Ich bereits anderen Polizisten bezahlen.«
    »Bezahlen?«, wiederholte Mumm.
    »Ich bereits bezahlen Polizisten mit zwei Streifen. Einen Dollar, ein Monat, keine Probleme!«
    »Korporal Schrulle«, brummte Mumm. »Du brauchst keine Polizisten zu bezahlen, Herr Sonnenschein. Es ist unsere Aufgabe, dich zu beschützen.«
    Sang Tzu Tzens Sprachkenntnisse ließen zu wünschen übrig, aber sein Gesichtsausdruck machte deutlich: Er glaubte, dass dieser Polizist mit drei Streifen und kleiner Krone gerade vom Planeten Idiot gekommen war.
    »Hör mal, ich habe für so was keine Zeit«, sagte Mumm. »Wo ist die Hintertür? Dies ist eine Angelegenheit der Wache!«
    »Ich bezahlen! Ich für Schutz
bezahlen.
Ein Monat, keine Probleme!«
    Mumm brummte und stapfte durch einen weiteren Gang.
    Das Glitzern von Glas weckte seine Aufmerksamkeit. Er schob sich seitlich durch eine schmalere Passage und erreichte schließlich einen Tresen. Darauf waren weitere hoffnungslose Waren gestapelt, aber dahinter bemerkte er den Perlenschnurvorhang einer Tür. Er kletterte halb über die Stapel hinweg und betrat ein kleines Zimmer.
    Herr Sonnenschein eilte zu einer uralten Schneiderpuppe. Sie hatte so viele Kratzer, angeschlagene Stellen und Beulen, dass sie aussah, als wäre sie aus der Vulkanasche einer uralten Stadt gezogen worden.
    Er zog an einem Arm, und die Augen der Puppe leuchteten auf. »Hier ist Nummer drei«, sprach er in ein Ohr. »Er ist gerade durchgegangen. Und er ist verdammt sauer…«
    Die Hintertür war verschlossen, gab aber unter Mumms Gewicht nach. Er taumelte auf den Hof, sah zu der Mauer, die ihn vom Garten des Tempels trennte, sprang hoch, suchte mit den Füßen am Mauerwerk nach Halt, zog sich hinauf und spürte, wie einige Backsteine unter ihm nachgaben.
    Er landete auf dem Rücken und sah zu einer hageren Gestalt auf, die einen Umhang trug und auf einer steinernen Sitzbank saß. »Eine Tasse Tee, Kommandeur?«, fragte Kehrer munter.
    »Ich will keinen verdammten Tee!«, rief Mumm und kam wieder auf die Beine.
    Kehrer ließ ein Stück ranzige Butter in die Teekanne neben ihm fallen. »Was möchtest du dann, Herr Mumm mit den hilfreichen Füßen?«
    »Hör auf damit! Du weißt genau, was ich meine!«
    »Eine Tasse Tee würde dich beruhigen«, sagte Kehrer.
    »Und sag nicht, dass ich mich beruhigen soll! Wann bringst du mich endlich nach Hause?«
    Ein Mann trat aus dem Tempel. Er war größer und schwerer als Kehrer, hatte weißes Haar und wirkte wie ein gutmütiger Bankdirektor. Er bot ihm eine Tasse an.
    Mumm zögerte kurz, nahm die Tasse dann entgegen und schüttete ihren Inhalt auf den Boden.
    »Ich traue euch nicht«, sagte er. »Es könnte etwas hineingerührt sein.«
    »Ich weiß gar nicht, was wir in deinen Tee rühren könnten, was ihn noch grässlicher macht als den Tee, den du normalerweise trinkst«, sagte Kehrer ruhig. »
Setz
dich, Euer Gnaden! Bitte.«
    Mumm ließ sich auf die Sitzbank sinken. Der Zorn, der ihn bisher angetrieben hatte, ließ ein wenig nach, brodelte aber weiter. Er holte eine halb gerauchte Zigarre hervor und steckte sie in den Mund.
    »Kehrer meinte, du würdest uns finden, früher oder später«, sagte der andere Mönch. »So viel zu unserem Versteck.«
    »Warum

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