Die Nachtwächter
sah Mumm, dass sich
der ganze
Garten drehte und der dünnen Rauchfahne zuzuwenden schien. Ein erloschenes Streichholz segelte vorbei und flog von Stein zu Stein, wie ein von Ameise zu Ameise weitergereichter Nahrungsbrocken. »Ist das normal?«, fragte Mumm.
»Rein theoretisch ja«, antwortete Kehrer. »Du solltest jetzt besser gehen, Kommandeur.«
Mumm warf einen letzten Blick auf den kreisenden Garten, zuckte dann mit den Achseln und zog sich über die Mauer.
Die beiden Mönche starrten. Die Wellen aus kleinen Steinen schoben den Zigarrenstummel allmählich zum Mittelpunkt.
»Erstaunlich«, sagte Qu. »Er ist jetzt Teil des Musters. Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast.«
»Ich bin dafür nicht verantwortlich«, erwiderte Kehrer. »Qu, können wir…«
»Keine Zeitverschiebungen mehr«, sagte Qu. »Sie haben genug Probleme verursacht.«
»In Ordnung«, sagte Kehrer. »Dann muss ich Suchtrupps losschicken. Die Hehler, die korrupten Juweliere, die Pfandleihen… Wir werden es finden. Ich verstehe unseren Freund. Die Aufgabe allein genügt nicht. Er braucht etwas zum Anfassen. Und ich weiß, was es ist.«
Sie sahen erneut zu dem rotierenden Garten und fühlten, wie die Finger der Geschichte in die Welt hinaustasteten.
Mumm versuchte, nicht zum Wachhaus zurückzulaufen, denn es standen viele Leute in Gruppen herum, und selbst eine laufende Uniform konnte riskant sein.
Außerdem lief man nicht zu einem vorgesetzten Offizier. Er war Oberfeldwebel. Ein Oberfeldwebel ging gemessenen Schrittes.
Zu seiner Überraschung hielten sich die Männer noch immer auf dem Hof auf. Jemand hatte sogar die Schwertkampfgruppen aufgestellt, die sicherlich hilfreich waren, falls es die Männer einmal mit Gegnern zu tun bekamen, die keine Arme hatten und an einem Pfosten festgebunden waren.
Mumm ging die Treppe hinauf. Oben stand die Tür offen, und er sah, dass der neue Hauptmann den Schreibtisch so aufgestellt hatte, dass er zum Treppenabsatz und nach unten sehen konnte. Kein gutes Zeichen. Gewiss kein gutes Zeichen. Der Hauptmann sollte nicht sehen, was geschah, sondern sich die Ereignisse von seinen Feldwebeln schildern lassen. Auf diese Weise liefen die Dinge glatt.
Dieser Mann schien
eifrig
zu sein. Lieber Himmel…
Der neue Hauptmann sah auf. Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte Mumm. Der verdammte Rust! Der Ehrenwerte Ronald Rust, Geschenk der Götter für den Feind, für jeden beliebigen Feind, und eine lebende Aufforderung zur Fahnenflucht.
Die Familie Rust hatte große Soldaten hervorgebracht, nach den anspruchslosen Richtlinien der »Ziehe unsere Verluste von denen des Feindes ab, und wenn das Resultat positiv ist, haben wir einen glorreichen Sieg errungen«-Schule angewandter Kriegsführung.
Zu Rusts Mangel an militärischem Sachverstand gesellte sich die hohe Meinung von seinem eigenen Talent, das er nur in negativen Mengen besaß.
Beim letzten Mal war es nicht Rust gewesen. Mumm erinnerte sich vage an einen anderen dummen Hauptmann. All diese kleinen Veränderungen… worauf würden sie schließlich hinauslaufen?
Bestimmt ist er gerade erst zum Hauptmann befördert worden, dachte Mumm. Wie viele Leben könnte ich retten, wenn ich ihm jetzt rein zufällig den Kopf abschneide? Diese blauen Augen und der dämliche gewellte Schnurrbart. Und es wird noch schlimmer.
»Bist du Keel?« Die Stimme war ein Bellen.
»Jaherr.«
»Ich habe vor einer Stunde die Anweisung gegeben, dass du zu mir kommen sollst, Mann.«
»Jaherr. Aber ich war die ganze Nacht und auch am Morgen im Dienst, und es gab viele Dinge, um die ich mich kümmern musste…«
»Ich erwarte, dass einem Befehl unverzüglich Folge geleistet wird, Feldwebel.«
»Jaherr. Das erwarte ich ebenfalls. Und deshalb…«
»Disziplin beginnt oben, Feldwebel. Die Männer gehorchen dir, du gehorchst mir, und ich gehorche meinen Vorgesetzten.«
»Freut mich, das zu hören, Herr.« Rusts Sinn für Höflichkeit war ebenso gut ausgeprägt wie seine militärische Sachkenntnis.
»Was ist auf dem Hof los?«
Mumm segelte vor dem vorherrschenden Wind…
»Es geht darum, die Moral zu heben und Korpsgeist zu fördern, Herr.«
… und traf auf ein Riff. Rust hob die Brauen.
»Warum?«, fragte er. »Die Aufgabe der Männer besteht darin, die Anweisungen durchzuführen, die sie bekommen. Das gilt auch für dich. Gegenseitiges Schulterklopfen gehört nicht zur Vereinbarung.«
»Ein bisschen Kameradschaft hilft bei der Arbeit, Herr. Meiner Erfahrung
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