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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Scheiße. Tut mir Leid, Jungs, aber ihr werdet
sterben.
Das passiert, wenn ihr euch auf einen Kampf gegen echte Soldaten einlasst. Erinnert ihr euch an die Tollen Schwestern gestern Abend? Drei Tote, und sie versuchten nicht einmal, Widerstand zu leisten.«
    »Komm schon, Ned, niemand hat es auf uns abgesehen, wenn wir einfach nur auf Streife gehen«, murmelte Colon.
    »Und
wozu
wollt ihr auf Streife gehen?«, erwiderte Coates. »Um den Frieden zu wahren? Ich bleibe nicht hier, um euch sterben zu sehen. Ich gehe.«
    Er drehte sich um, verließ den Hof und betrat das Wachhaus. Der Mistkerl hat Recht, dachte Mumm. Ich wünschte, er hätte nicht so verdammt Recht.
    »Noch immer hier, Jungs?«, wandte er sich an die Wächter, die über die Linie getreten waren.
    »Ja, Oberfeldwebel!«, bestätigte Gefreiter Mumm. Die anderen Freiwilligen wirkten etwas weniger überzeugt.
    »
Droht
uns der Tod?«, fragte Wiggel.
    »
Wer
sagt, dass es zu einem Kampf kommt?«, erwiderte Mumm und sah Coates nach. »Wartet einen Moment, ich möchte kurz mit Ned reden…«
    »Ich habe den Shilling, Chef«, sagte Schnauzi und eilte über den Hof. »Und der Hauptmann erwartet dich.«
    »Sag ihm, dass ich gleich…«
    »Es ist der neue Hauptmann«, sagte Schnauzi schnell. »Ist bereits hier, hnah. Eifrig.
Militärisch.
Nicht der geduldige Typ, Chef.«
    Ich hatte Karotte, Detritus, Angua und Grinsi für das hier, dachte Mumm bitter. Ich konnte diese Dinge den anderen überlassen und brauchte mich nur über die verdammte Politik zu ärgern…
    »Fred soll die Männer vereidigen«, sagte Mumm. »Und richte dem Hauptmann aus, dass ich gleich zu ihm komme.«
    Er eilte ins Wachhaus und durch die Vordertür. Viele Leute waren auf der Straße, mehr als sonst. Von einem Pöbel in dem Sinne konnte nicht die Rede sein, es war eher Ankh-Morporks berühmter Ur-Mob, aus dem sich echter Pöbel entwickeln konnte. Wie Netz und Spinne breitete er sich in der Stadt aus, und bei einem kritischen Ereignis schickte er die Nachricht in alle Richtungen und verdichtete sich am Ort des Geschehens. Das Massaker bei den Tollen Schwestern hatte sich herumgesprochen und noch mehr Leute auf die Straßen gelockt. Mumm spürte die Spannung im Netz. Es wartete darauf, dass irgendein Idiot etwas Idiotisches anstellte, und bei Idioten ist die Natur sehr großzügig.
    »Coates!«, rief er.
    Zu seiner Überraschung blieb der Mann stehen und drehte sich um.
    »Ja?«
    »Ich weiß, dass du zu den Revolutionären gehörst.«
    »Das sind nur Vermutungen.«
    »Nein, das Kennwort stand in deinem Notizbuch«, sagte Mumm. »Das gleiche Kennwort, das Schnapper mit seinen Pasteten verteilt hat. Du musst doch
wissen,
dass ich die Spinde geöffnet habe. Schnapper, du und die anderen – glaubst du etwa, ihr wärt noch auf freiem Fuß, wenn ich als Spion für Schwung tätig wäre?«
    »Warum nicht? Du hast es nicht auf uns abgesehen – wir können später aufgelesen werden. Schwung will die Anführer.«
    Mumm trat zurück. »Na schön. Warum hast du den Jungs nichts gesagt?«
    »Die Dinge sind in Bewegung geraten«, sagte Ned. »Das ist der Grund. Es beginnt alles. Wer du bist, spielt keine Rolle mehr. Aber du treibst die Jungs in den Tod. Sie ständen auf unserer Seite, wenn du nicht gewesen wärst. Ich habe mich um sie bemüht. Du weißt doch, dass Schnellhuhn das Schwert auf seinen Fuß fallen lässt, und Nimmernich macht sich in die Hose, wenn er bedroht wird, und Mumm ist leichtgläubig, und du willst sie mitten hineinbringen in den Schlamassel, und sie werden
sterben.
Und ihr Tod wird völlig sinnlos sein!«
    »Warum hast du ihnen nichts gesagt?«, fragte Mumm noch einmal.
    »Vielleicht hast du Freunde ganz oben«, knurrte Ned.
    Mumm sah zu den Dächern.
    »Ist das alles?«, brummte Ned.
    »Gib mir deine Dienstmarke!«, sagte Mumm.
    »Meine was?«
    »Du quittierst den Dienst. Meinetwegen. Gib mir deine Dienstmarke!«
    Coates wich zurück, als hätte ihn etwas gestochen. »Von wegen!«
    »Dann verlass die Stadt«, sagte Mumm. »Es wäre zu deinem eigenen Besten.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Nicht von mir. Aber ich gebe dir einen guten Rat, mein Junge. Setz dein Vertrauen nicht auf Revolutionen. Meistens ersetzen sie ein Übel durch ein anderes. Leute sterben, und nichts ändert sich. Wir sehen uns später.«
    Mumm drehte sich um und eilte fort, damit Coates sein Gesicht nicht sehen konnte.
    Na schön. Es war so weit. Er musste jetzt handeln, wenn er nicht wie Herr Salpeter platzen wollte.

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