Die Nachtwanderin
Er hat sich geändert. Ich verspreche dir, dass auch ich keine Menschen töten werde, sobald ich ein Vampir bin", versicherte Mimma ihrem Peiniger und klammerte sich an diesen letzten Strohhalm der Hoffnung, mit diesem Versprechen doch noch mit dem Leben davon zu kommen. Mit verheulten und völlig verquollenen Augen, sah sie ihn erwartungsvoll an und hoffte auf seine Einsicht. Colins versteinerte Miene und sein kalter Blick ließen jedoch Mimmas Hoffnungen in einem Sekundenbruchteil dahinschwinden.
"Dein Versprechen ist weniger Wert, als der widerlichste Abschaum, den man nachts, im Schutze der Dunkelheit, versteckt in finsteren Gassen antreffen kann!", keifte er Mimma verbittert an. Dann wendete er sich wieder Raven zu.
"Als dein Bruder bitte ich dich, mir aus dem Weg zu gehen.
Zwing mich nicht dir weh zu tun!", ermahnte ihn Colin und ließ ein tiefes und drohendes Knurren aus seiner Kehle ertönen.
"Spinnst du! Ich werde hier nicht herum stehen und zulassen, dass du vor meinen Augen einen Menschen tötest. Dann wirst du mich wohl zwingen müssen dir aus dem Weg zu gehen", konterte Raven entschlossen und spannte sämtliche Muskeln in seinem Körper an.
"Wie du willst!", brüllte Colin und begann sich in einen Werwolf zu verwandeln. Fassungslos beobachtete Raven, wie sich die menschliche Gestalt seines Bruders vor seinen Augen, in die eines Monsters verwandelte. Colin wuchs über Ravens Kopf hinaus. Überall an seinem Körper, begannen borstige Haare herauszuwachsen und verdrängten seine Kleidung, bis sein gesamter Körper mit einem dunklen und üppigen Fell bedeckt war. Dort, wo zuvor noch Hände und Füße waren, kamen riesige Klauen zum Vorschein. Sein Gesicht verwandelte sich in das eine Wolfs. Eines Werwolfs mit riesigen Fangzähnen und seine Augen nahmen die Form eines blutrünstigen Raubtiers an, die gelbgrün leuchteten und keine Spur von Menschlichkeit mehr in sich trugen. Vor Raven stand nicht mehr Colin, sein älterer Bruder, sonder Baddo, der Werwolf.
"Nein, das Bilde ich mir doch alles nur ein!", gab Raven entgeistert von sich. Noch bevor ihm richtig bewusst wurde, dass sich sein Bruder vor seinen Augen tatsächlich in einen Werwolf verwandelt hatte, packte ihn Baddo am Hals und schleuderte ihn über den Tresen. Raven landete rücklings in den Regalen der Alkoholauslage, die mit einem klirrenden Geräusch zu Bruch ging und in Scherben über ihn herunter prasselte. Geistesgegenwärtig rollte sich Raven auf den Bauch und hielt sich zum Schutz seine Arme vors Gesicht, um keine Augenverletzungen durch verirrte Glassplitter zu erleiden. Währenddessen zerschmetterte Baddo mit einem kräftigen Hieb die Hintertür und zerrte Mimma in den Hinterhof. Er schleifte sie achtlos hinter sich her. Dann warf er sie ruckartig zu Boden und Mimma fiel in den kalten Schnee. Sie versuchte ihren Aufprall, der durch die Schneemassen ein wenig gedämpft wurde, mit ihrer gesunden Hand abzubremsen, doch es verursachte ihr dennoch Schmerzen. Die Kälte des Schnees, nahm von ihrem schmerzgebeutelten Körper Besitz und kroch ihr ins Mark. Reglos lag sie im Schnee und spürte, wie er durch ihre geringe Körpertemperatur zu schmelzen begann und von ihrer Kleidung aufgesogen wurde. Sie fror und begann zu zittern. Der Schmerz, schien durch die Eiseskälte betäubt zu werden. Ihr Körper fühlte sich plötzlich fremdartig an. Mimma hörte, wie Baddo durch den Schnee stapfte und auf sie zu kam. Mit letzter Kraft rappelte sie sich wieder auf die Beine und trat ihrem Peiniger aufrechtstehend entgegen. Baddo versetzte ihr mit seinen Klauen einen Schlag und Mimma fiel erneut in den Schnee. Baddo kannte keine Gnade. Von Rage ergriffen, trat er wie von Sinnen mit seinen kräftigen Hinterläufen, erbarmungslos auf Mimma ein. Sie rollte sich zusammen und versuchte ihren geschundenen Körper, mit ihren Armen vor seinen Tritten zu schützen, doch Baddo brach ihr dennoch unzählige Rippen und andere Knochen im Körper. Sie hörte, wie ihre Knochen wie kleine Äste knackend nachgaben und zermalmt wurden. Immer wieder schrie Mimma vor Schmerz auf und hoffte, dass jemand dem Ganzen ein Ende setzten würde. Doch niemand hörte ihre verzweifelten Schreie im verlassenen Hinterhof. Erst als sie begann Blut zu spucken und sich der weiße Schnee um Mimma herum rot verfärbte, hielt Baddo ein, um zu prüfen wie nahe sie dem Tode war. Er beugte sich über Mimma und beschnupperte sie mit seinen aufgeblähten Nüstern. Dabei tropfe dickflüssiger und übel
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