Die Nachtwanderin
Tiefgarage. Da er seinem Chauffeur frei gegeben hatte und sein heimliches Ausspionieren mit der Limousine viel zu auffällig gewesen wäre und seine Tarnung womöglich hätte auffliegen lassen können, musste er sich selbst hinters Lenkrad setzen und zwar in einem weniger aufsehenerregenden Wagen. Elegant ließ er sich in den Fahrersitz seiner schwarzglänzenden Luxusklasse mit getönten Fensterscheiben nieder und ließ nach dem Start, den röhrenden Motor kurz aufheulen. Mimma hatte den Wagen kaum zu Gesicht bekommen. Ardric war sich seiner Sache sicher, dass sie ihn nicht erkennen würde, selbst wenn ihr Blick auf den Wagen fiel. Er drückte das Gaspedal mit seinem Fuß durch und fuhr mit quietschenden Reifen los.
Auf der belebten Straße konnte es Ardric kaum erwarten, den PS starken Motor voll auszureizen und im Geschwindigkeitsrausch über die Straßen zu heizen. Ardric mochte schnelle Autos. Alles was gefährlich und verboten war, zog ihn magisch an. Es gab ihm einen Kick, der ihn für kurze Zeit lebendig fühlen ließ.
Trotz hohem Verkehrsaufkommen auf den Straßen, brauchte er nur knappe zwanzig Minuten, um an den Ort zu gelangen, den ihn das GPS-Ortungssystem ausgespuckt hatte. Sowas wie eine Straßenverkehrsordnung war ihm zuwider. Er hielt sich weder an die Geschwindigkeitsangaben, noch an andere Verkehrsregeln und dank seiner geschärften Vampirsinne, war auch noch so jedes heikle Fahrmanöver kein Problem für ihn. Verdutzt sahen ihm die anderen Verkehrsteilnehmer nach, wenn er mit seinem Wagen an ihnen vorbei jagte, ohne dabei einen Unfall zu verursachen. Als er ankam, parkte Ardric das Auto auf der Gegenüberliegenden Seite der Bar. Er vergewisserte sich, dass er in der richtigen Straße war und die richtige Hausnummer vor sich hatte. Skeptisch betrachtete er von der Ferne die heruntergekommene Fassade des Wolf's Howl und fragte sich, was Mimma dort drin trieb und was sie überhaupt dazu brachte den Schuppen zu betreten. Angestrengt versuchte Ardric etwas durch die vom Wetter und von den Abgasen verdreckten Fensterscheiben der Bar zu erkennen, doch er konnte nichts sehen. Er war gezwungen seine Tarnung hinter den getönten Fensterscheiben seines Wagens aufzugeben, wenn er sehen wollte, was Mimma tat. Ardric stieg aus dem Auto aus und rannte auf die andere Straßenseite, als der Verkehr kurz nachließ und ihm somit die Chance gab, die Straße zu überqueren. Von der Nähe betrachtet sah die Bar noch schäbiger aus. Er selbst hätte diesen Schuppen niemals freiwillig betreten, doch aus irgendeinem Grund befand sich Mimma darin und er wollte den Grund unbedingt in Erfahrung bringen. Ardric stand vor der Tür und wollte sie öffnen, als ihm etwas Merkwürdiges auffiel. Obwohl die Leuchtreklame angab, dass die Bar geöffnet hatte, drangen keinerlei Geräusche an sein Ohr. Weder Stimmen noch die schlagenden Herzen von irgendwelchen Menschen und da laut dem GPS, Mimma sich dort drin befand, hätte er zumindest ein schlagendes Herz hören müssen. Angespannt öffnete er die Tür einen kleinen Spalt. Als ihm die Heizungsluft entgegen kam und sich mit der eisigen Luft von draußen vermischte, nahm er einen Geruch war, der Unheil verhieß. Klar und deutlich roch er die fürchterliche Botschaft, die die Luft an seine Nase trug. Mit Entsetzen stieg ihm der ätzende Geruch eines Werwolfes in die Nase. Es war die Duftmarke von Baddo, vermengt mit dem Gestank eines Mannes, der ebenfalls nach einem Tier roch, doch nicht wie ein Werwolf, sondern eher wie ein Hund. Und anschließend erkannte er Mimmas lieblichen Anwärterduft. Mit zittrigen Händen öffnete Ardric die Tür und betrat das innere der Bar. Außer ihm schien niemand da zu sein. Auf dem Fußboden verstreut entdeckte Ardric Mimmas Sachen. Er hob sie alle auf und legte sie auf den Tresen. Dann suchte er nach ihrem Handy. Es war noch immer in der Manteltasche, in der sie es vor seinen Augen hat verschwinden lassen. Ardric sah sich in der Bar um und erblickte die Glasscherben und zerbrochenen Flaschen hinter dem Tresen. Als er sich weiter umsah, entdeckte er auch die zerschmetterte Hintertür. Diese Verwüstung schrieb er Baddos Konto gut. Ardric hatte schon des Öfteren das unschöne Vergnügen auf ihn zu treffen und wusste, dass der gewalttätige Werwolf nie einen Stein auf dem anderen lassen konnte, so wie es bei allen Werwölfen der Fall war. Sie waren zwar stark, doch es fehlte ihnen an Geschicklichkeit, mit ihrer enormen Kraft präzise umzugehen. Deshalb
Weitere Kostenlose Bücher