Die Nachtwanderin
packte sie am Hals und hielt sie fest. Langsam leckte er mit seiner Zungenspitze über ihren halb geöffneten Mund. Mimma stöhnte kaum merklich auf. Ardric fuhr seine Fangzähne aus und biss sich erregt auf seine Unterlippe, wodurch sie leicht zu bluten begann. Er kostete das Blut von seiner Lippe und leckte Mimma abermals mit der Zungenspitze über ihren halb geöffneten Mund. Voller Erregung begann Mimma zu zittern und gierte nach mehr. Über Ardrics Gesicht huscht ein triumphaler Gesichtsausdruck, denn er wusste, dass er Mimma nun dort hatte, wo er sie schon des Längeren haben wollte.
"Siehst du, es ist überhaupt kein Problem, wenn du dich gehen lässt.
Die fleischliche Gier nach sexueller Befriedigung ist ganz normal. Und das war es, was ich im Aufzug empfand. Es war die Lust, die mich befallen hatte.
Lass dich einfach gehen und ich gebe dir, wonach du dich sehnst. Lass das Tier in dir raus!", säuselte er ihr ins Ohr. Doch bei seinen letzten Worten wurde sie hellhörig. So schnell die Lust in ihr aufgelodert war, so schnell verlosch sie auch wieder. Sofort stieß sie Ardric angewidert von sich.
"Was ist?
Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte er sie verwirrt. Mimma atmete heftig, doch dieses Mal nicht vor Erregung, sondern vor Wut.
"Beinahe hättest du mich gehabt. Aber ich bin kein Tier wie du. Ich bin ein Mensch!", zischte sie ihn zähneknirschend an. Bei diesen Worten machte Ardric große Augen.
"Das ist also dein Problem. Du glaubst wirklich, dass du als Mensch besser bist als ein Vampir?", fragte er entrüstet nach. Mimma presste ihre Lippen aufeinander und nickte bestimmend.
"Lass dir eines sagen.
Die Menschen sind die schlimmsten Bestien, die die Gottesschöpfung jemals hervorgebracht hat!", sagte Ardric verbittert und funkelte Mimma aus seinen Augen an.
"Nein, ich sehe das nicht so!", widersprach ihm Mimma energisch.
"Ihr Vampire tötet Menschen", sagte sie.
"Ja, aber nur zum Überleben. Ich habe mir das hier nicht ausgesucht. Es ist eben passiert.
Aber für gewöhnlich töte ich nicht, wenn es nicht sein muss und ich nehme mir nicht mehr, als ich brauche", antwortete ihr Ardric. Mimma sah ihn noch immer aufgebracht an. Im Augenblick empfand sie beinahe Hass für ihn, denn Ardric würde sie, sobald die Zeit gekommen war, zu dem machen, was er selbst war, zu einem blutrünstigen Monster.
"Mimma, hör mir genau zu.
Der Mensch tötet alles, was sich nicht gegen ihn erwehren kann.
Er tötet mehr, als er braucht und er tötet nicht nur um zu überleben, sonder aus reiner Lust, er kennt kein Maß.
Der Mensch tötet sogar seines Gleichen, sei es für Geld, oder auch weniger. Rücksichtslos zerstört er alles, was sich ihm in den Weg stellt.
Der Mensch ist durch und durch schlecht und für das ökonomische Gleichgewicht auf Erden völlig unbrauchbar", erklärte er seine Sicht der Dinge. Mimma funkelte ihn stumm an. Sie überlegte und musste sich eingestehen, dass Ardric mit seiner Erklärung gar nicht Mal so falsch lag. Sie selbst wollte aber kein Lebewesen töten, weder ein Tier, noch ein Mensch. Sie konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sie sich bald vom menschlichen Blut ernähren sollte. Für sie war es unvorstellbar, dass sie eines Tages einen Menschen angreifen und aussaugen würde. Diese Vorstellung war für Mimma einfach abwegig und nicht akzeptabel.
Die Limousine hielt an und der Chauffeur öffnete ihnen die Wagentür. Er hatte von alledem, was sich vor wenigen Sekunden in der Limousine abgespielt hatte, keinen blassen Schimmer. Weder bekam er mit, dass Mimma Ardrics Verführungskünsten beinahe verfallen war, noch bemerkte er ihre hitzige Diskussion. Gerade als Mimma austeigen wollte, packte Ardric sie am Arm und hielt sie zurück.
"Mimma, du wirst an meine Worte noch zurück denken!", sagte er und sah sie eindringlich dabei an, dann ließ er sie wieder los. Als beide ausgestiegen waren, schloss der Chauffeur wieder die Wagentür hinter ihnen. Mimma sah sich um und wusste nicht wo sie wahren. Das war nicht die Gegend des Clubs. Es war menschenleer. Sie drehte sich zu Ardric um. Der war jedoch gerade damit beschäftig, dem Chauffeur irgendwelche Anweisungen zu geben. Erst als der Fahrer eingestiegen und mit der Limousine aus Ardrics Blickfeld verschwunden war, wandte er sich wieder Mimma zu.
"Wo sind wir hier?", fragte Mimma und musterte das Fabrikgelände, dass sich vor ihnen erstreckte.
"Wir sind hier im Industriegebiet der Stadt. Es liegt ziemlich außerhalb", meinte
Weitere Kostenlose Bücher