Die Nachtwanderin
Gang hatte verwinkelte Ecken, in denen sich seltsam gekleidete Gestalten aufhielten und ihren Tätigkeiten nachgingen. Mimma versuchte mit ihren Augen einzig und allein geradeaus zu schauen, um niemanden mit ihren neugieren Blicken zu verärgern. Endlich kam sie an der Damentoilette an, drückte die Tür auf und fand sich in einem Raum wieder, dessen Einrichtung den Charme eines Boudoirs hatte. Auch die Toilette wurde mit Schwarzlicht beleuchtet. Mimma suchte nach Papiertüchern, doch es gab nur einen Heißlufttrockner. Sie beschloss sich etwas Toilettenpapier zu holen, um sich den Alkohol vom Dekoltee zu wischen und öffnete die Tür einer unbesetzten Toilettenkabine. Das dachte sie zumindest. Sobald sie die Tür öffnete, erblickte sie zwei Blondinen, die sich hemmungslos küssten. Beide trugen einen hautengen Catsuit aus schwarzglänzendem Lack. Erschrocken starrte Mimma die beiden Frauen an.
"Oh Entschuldigung bitte!", stammelte sie, während sie die Tür schleunigst wieder zu zog. Eine der beiden Frauen erhob ihren Kopf und blickte Mimma mit blutverschmiertem Mund und funkelnden Augen an. Dieses Mal wusste Mimma sofort, dass die Frau ein Vampir war und sich an der anderen Frau nährte. Der Anblick war eindeutig und ließ keinen Platz für Zweifel übrig. Bei der nächsten Toilettenkabine war Mimma vorsichtiger. Langsam öffnete sie die Tür einen kleinen Spalt und prüfte, ob sich jemand darin befand. Als sie sicher war, dass die Toilette unbesetzt war, ging sie hinein, rollte etwas Toilettenpapier von der Rolle ab und ging damit zum Waschbecken. Sie befeuchtete es und tat einen Tropfen von der Flüssigseife darauf. Dann rieb sie damit über die klebende Stelle ihres Dekolletees und entfernte den Alkohol, bis sich ihre Haut wieder glatt uns sauber anfühlte. Zum Schluss betrachtete sie ihr Erscheinungsbild im Spiegel, prüfte ihr Makeup und zupfte ihr Dekoltee zurecht. Gerade als sie wieder gehen wollte, kam die Vampirfrau aus der Toilettenkabine heraus und stellte sich Mimma demonstrativ in den Weg. Sie schnupperte an ihr und schien von ihrem Duft sehr angetan zu sein.
"Ich bin..."
"Du riechst so köstlich, dann kannst du nur die Anwärterin sein!", fiel sie Mimma ins Wort.
"Vor mir brauchst du keine Angst zu haben.
Ardric Donovan hat bereits dafür gesorgt, dass sich keiner hier an deinem köstlichem Blut laben darf", fügte sie hinzu und zeigte zähnefletschend ihre mit Blut befleckten Fangzähne. Dann ging sie einen Schritt zur Seite, damit Mimma an ihr vorbei gehen konnte. Mimma versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen und machte langsame Schritte, um nicht ausversehen den Jagdinstinkt der Vampirfrau zu wecken.
"Zu schade, dass Ardric dich mit niemandem teilen möchte!", rief sie Mimma mit greller Stimme hinterher, während sie den Gang entlang lief. Als sie wieder den Raum mit der Tanzfläche und den vielen Menschen erreichte, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus und war froh, dass ihr die Vampirfrau nicht nachgelaufen war. Mimma durchforstete mit ihren Augen die Menschenmassen und versuchte einen geeigneten Weg zur Bar zu finden, als sie Ardric entdeckte. Er unterhielt sich angeregt mit einer hübschen Frau. Sie trug rote Lackpumps, einen schwarzen Minirock, der kaum ihren Hintern und ihren Schambereich bedeckte und ein bauchfreies, ebenfalls schwarzes Top, dass gerade noch so, ihre falschen und viel zu großen Brüste, mit eindeutig zu wenig Stoff im Zaun hielt. Während sie mit Ardric plauderte, wickelte sie sich immer wieder eine ihrer gefärbten Strähnen um den Finger und drückte ihren Busen so weit wie möglich nach vorne, in der Hoffnung ihn somit verführen zu können. Lasziv schlug sie ihre Augen auf, klimperte mit ihren künstlichen Wimpern und lächelte Ardric verführerisch an. Zu Mimmas Entsetzen, erwiderte Ardric ihr Lächeln. Mimma war klar, dass es sich bei diesem Exemplar nur um eine menschliche Frau handeln konnte, denn Vampire hatten es nicht nötig sich so billig und willig anzubieten. Sie konnte es nicht fassen, dass Ardric sich so lange mit ihr unterhielt. An dieser Frau war nichts mehr echt. Mimma dachte stets, dass Ardric einen besseren Geschmack hatte, was Frauen betraf, doch da hatte sie sich wohl in ihm getäuscht. Es hatte den Anschein, dass auch er, wie ein Großteil der Männer, sei es nun ein Mensch oder ein Vampir, auf die typische Klischeeblondine stand. Mimma beobachtete die beiden weiterhin angespannt. Zu gerne hätte sie gewusst, über was sie sich
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